Berlin und Bremen feiern weiterhin Sechstagerennen Die Sechstagerennen in Deutschland sind in den letzten Jahrzehnten weniger geworden. Doch in Berlin und Bremen feiern die Six Days weiterhin Erfolge – auch deswegen, weil es den Veranstaltern gelungen ist, immer wieder Bewährtes mit Neuem zu verbinden. Auch personelle Neuerungen hat es öfter mal gegeben. Einzelheiten dazu sind hier nachzulesen. Die BDR-Nachrichten haben oft schon Porträts präsentiert, bei denen es um Persönlichkeiten ging, die wichtig sind für den deutschen Radsport. In dieser Ausgabe geht es um Hintergrund-Artikel über Menschen, die sich um den Radsport – national wie auch international – schon lange verdient gemacht haben: um Udo Sprenger und Frank Bertling.
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Drei Minuten Wettbewerb „Like it - Bike it“: Kurz-Filme von Jugendlichen sollen ausgezeichnet werden
Die Medien-Aktion „Like it – Bike it“ soll Jugendliche durch besondere Erfolgserlebnisse zusätzlich fürs Radfahren begeistern. Bis zum 7. April 2016 können junge Leute im Alter von 11 und 18 Jahren Kurzfilme einreichen – und etliche Preise gewinnen. „Helm über kopf“ so lautet das Motto dieses Jahres für den Wettbewerb (http://www.like-it-bike-it.de/). Witzige Dialoge, spektakuläre Stunts, Downhill oder Beachcruiser, Handykamera oder Highend-Technik: Sofern der Kurzfilm drei Minuten nicht überschreitet, ist der Kreativität keine Grenze gesetzt. Drei Nachwuchsfilmemacher – weiblich oder männlich – können sich zu einem Team zusammenschließen. Als Preise locken: neue Fahrräder, Action-Kameras und Helme. Und für größere Gruppen winkt als Gruppenpreis eine Kinoparty. Außerdem: Alle Nominierten fahren zur großen Preisverleihung nach Berlin. Gefördert wird der Kurzfilmwettbewerb im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Video: Ausschnitte aus den besten Kurzfilmen 2014 sind hier zu sehen: http://www.tour-magazin.de/service/news/kurzfilmwettbewerb-fuer-jugendliche-2016/a39733.html |
Am Start sind auch Jedermänner Seit zwölf Jahren ist der Modestar Jette Joop, die in Bremen den Startschuss für die 52. Sixdays abfeuerte, Kinderbotschafterin für das Deutsche Rote Kreuz; zum Sechs-Tage-Rennen hatte die Designerin nun Trikots für ein Frauenteam entworfen, die versteigert werden. Der Erlös soll einem guten Zweck zu Gute geführt werden. Zunächst setzten die Sixdays-Veranstalter im sportlichen Bereich weitgehend auf bewährte Konzepte: Nicht nur die weltweit besten 24 Sechstage-Fahrer begeisterten die Zuschauer an der Weser. In besonderen Rennen gingen auch U19- und U23-Fahrer an den Start. Außerdem gab es wieder ein Frauenrennen und einen Sprintercup (deutsche und britische Nachwuchssprinter). Außerdem: Ebenfalls Paracycler bestritten einen Wettkampf. Vier Sportler – zwei Frauen und zwei Männer – traten in einem Verfolgermodus gegeneinander an. Schon mehr als zwei Stunden vor dem offiziellen Start am Donnerstag in der Haupthalle hatten erste Fahrer bereits ihre ganz eigenen Runden gedreht – auf der Mini-Holzbahn, im Foyer der ÖVB-Arena. Dort stand heuer erstmals eine 34 Meter lange Holzbahn, auf der sich jeder ausprobieren kann, der mal sein Mütchen kühlen will. Freilich erst nach schriftlicher Erklärung, dass er sich auf eigene Gefahr auf die Bretter wagt. Schwere Stürze gab es wohl nicht, wohl jedoch einige Abstiege der unfreiwilligen Art. Für das Feld der Profis hatte der Sportliche Leiter Erik Weißpfennig große Stars verpflichtet. „Ein Fahrer, der sich stets auf Bremen freut und auf den sich stets auch das Bremer Publikum freut, fehlt bei den 52. Sixdays: Leif Lampater“ (Weserkurier). Der 32-jährige, überaus erfolgreiche, Sechstage-Profi ist nach achtjähriger Abstinenz in die Nationalmannschaft des BDR zurückgekehrt. Hier konzentriert er sich in diesem Winter mit dem Bahn-Vierer des deutschen Radsportverbandes auf die Qualifikation für Olympia. Auch dabei ist Lampater erfolgreich – Anfang Dezember holte er mit seinen Kollegen die Bronzemedaille beim Bahn-Weltcup in Neuseeland. Die Bremer Sechs-Tage-Bahn ist in mancherlei Hinsicht einzigartig; sie ist die kleinste und steilste Bahn der Welt – nur 166,66 Meter lang. „Immer wieder fragen auch Hobbysportler und Radsportinteressierte an, ob sie sich mal auf die Bretter in der Stadthalle wagen dürfen“ (Radio Bremen). Nun richteten die Sixdays-Veranstalter „zum ersten Mal in der Geschichte der Sechs-Tage-Rennen“ (dpa) einen ganz besonderen Wettbewerb aus: für sogenannte Jedermänner. Sechs Männer und sechs Frauen traten am traditionsreichen und gut besuchten Montagabend auf der engen Bahn gegeneinander ein. „Um das Risiko zu minimieren“ (Radio Bremen), hatten die Sportler „nur“ ein Runden-Rekordfahren zu bestreiten. So war jeder allein auf der Bahn, es gab weder Wechsel noch Behinderungen durch andere Fahrer. Dazu hatte es bereits zuvor zwei Qualifikationsrennen gegeben. In der großen Halle 1 wurde wieder das bewährte Showproramm abgespult. Die Neuerung: Die Bühne wurde von der kurzen Seite verlagert – in die Mitte der Halle. Dadurch erhoffen sich die Veranstalter eine bessere Sicht für alle Zuschauer und ebenfalls eine bessere Beschallung. Wie bereits in den vergangenen Jahren begeisterte in der Freitag-Nacht und am Samstag, in der Goldenen Nacht, Entertainer Mickie Krause die Massen. In der Halle 4 zum Beispiel sorgte „Extrabreit“ für Stimmung. Das Schunkel-Duo „Klaus und Klaus“ war dieses Mal nicht mehr dabei. Wegen der erhöhten Gema-Gebühren – in Berlin etwa sollten die „Gebühren von 25 000 auf 85 000 Euro erhöht werden“ (Weserkurier) – lassen die Bremer Veranstalter von einem Schiedsgericht klären, wie hoch die Gebühren an der Weser sein dürfen. Alle Sixdays-Veranstalter, nicht nur in Bremen, müssen versuchen, mehr junge Leute für Radrennen zu begeistern. Deswegen gab es neben dem üblichen Samstag-Kinder-Nachmittag am Montagvormittag einen „Tag der Schulen“. Dazu war, als „Motivationstrainer, ein ganz Großer der Six Days-Szene“ eingeladen, der Schweizer Ex-Profi Franco Marvulli, der auch in Bremen schon Sechstage-Siege geholt hat und als ein begabter Entertainer gilt. Er hatte die Aufgabe, die Bedeutung des Sports für die Leistungsfähigkeit in der Schule zu vermitteln. Der Tag der Schulen ist ein Kooperationsprojekt mit dem Bundesliga-Club Werder Bremen. Alle Bremer Schulen waren eingeladen, mit ihren Klassen die Halle zu besuchen. Parallel sollten U23-Fahrer auf der Bahn ein Trainingsrennen fahren. Dazu Radio Bremen wohlwollend: „Ziel soll es sein, die positiven Effekte des Sports auf das schulische Lernen zu vermitteln und junges Publikum an den Radsport heranzuführen.“ Die Eintrittspreise für das Sechs-Tage-Rennen sind im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert worden. Eine Karte für den Startschuss oder das Finale kosteten nur 17 Euro. Am Wochenende und am Montag müssten für die Tickets zwischen 25 und 30 Euro bezahlt werden. Im vergangenen Jahr hatten rund 65 000 Zuschauer die „Radsport-Sause“ (Radio Bremen) besucht, für 2016 erhofften sich die Veranstalter ähnlich viele Zuschauer. Der Vorverkauf, so hieß es, sei bereits besser als im Vorjahr gelaufen. Geschäftsführer Hans-Peter Schneider. "Wir merken, dass das Sechs-Tage-Rennen in seiner Akzeptanz gestiegen ist." Eigenen Angaben zufolge haben die Veranstalter – Theo Bührmann und die Bremer Stadtförderung – in den letzten Jahren „eine schwarze Null geschrieben“. Das freut auch den ÖVB-Hallen-Chef Peter Rengel, der zusammen mit seinem Pressesprecher Matthias Höllings – ob Tags oder auch des Nachts – stets begeistert nach dem Rechten schaute.
Am Ende gewannen Christian Grasmann/Kenny de Ketele
(Deutschland/Holland) die 52. Bremer Six Days, damit gewann Grasmann,
der an der Weser immerhin schon sein 62. Sechstagerennen bestritt, seine
ersten „Six Days“.
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General Manager Mark Darbon Neuer Besitzer des Berliner Sechstagerennens ist die britische Madison Sports Group Die Madison Sports Group, die schon Promoter der Olympischen Spiele in London gewesen ist, hat die Berliner Six Days übernommen. Der neue Geschäftsführer in der Bundeshauptstadt heißt Mark Darbon, der die Veranstaltung von Reiner Schnorfeil gekauft hat.
Das “Headquarter” der Madion Sports Group befindet sich in der Hauptstadt des United Kingdoms. Die Gruppe bezeichnet sich selbst als “Promoter” der Olympischen und Paraolympischen Spiele, der Commonwealth Games sowie mehrerer World Cups. Das Unternehmen hatte schon kürzlich – nach 35 Jahren – für ein erfolgreiches Comeback des Londoner Sechstagerennens gesorgt, das vom 18. bis 23. Oktober im neuen Olympia-Velodrom an der Themse offenbar sehr erfolgreich gefahren wurde. General Manager Darbon will nun auch in Deutschland bald einen neuen Sechstage-Kurs steuern: „Wir wollen ein jüngeres Publikum ins Velodrom an der Landsberger Allee bekommen und dafür ist die Verbindung Show und Sport sehr wichtig.“ Ziel: „London und Berlin sollen die besten Six Days der Welt sein“, erklärt der Engländer. Vorerst, so scheint es, gibt es aber – „bei stabilen Eintrittspreisen“ – nur moderate Veränderungen. Ein DJ soll nun, ähnlich wie heuer auch in Bremen, in der Hallenmitte für Disco-Stimmung sorgen. Bei der Wiederbelebung des Londoner Sechstagerennens nach 35 Jahren Pause habe, so Darbon, insbesondere am letzten Tag bereits eine Stimmung "wie bei den Olympischen Spielen vor drei Jahren" geherrscht. Das wünschen sich jetzt die Veranstalter ebenfalls für Berlin – auch wenn der Olympia-Bezug hier noch fehlt und obgleich prominente Straßen-Profis jedenfalls für dieses Jahr nicht hatten verpflichtet werden können. Der Berliner Lokalmatador Roger Kluge zum Beispiel konzentriert sich – wie schon bei den Six Days an der Weser – für den BDR wieder voll auf den Bahn-Sport; dabei hat er vor allem auch die Olympischen Spiele im brasilianischen Rio in Janeiro im Auge. Der Berliner Simon Geschke, der im Juli auf spektakuläre Art und Weise eine Etappe der Tour de France im Alleingang gewonnen hatte, erhielt laut Sechstage-Sportchef Dieter Stein keine Freigabe seines Teams Giant-Alpecin. "Wir bemühen uns, 2017 vielleicht Tour-Etappenjäger Mark Cavendish oder Bradley Wiggins für Berlin zu verpflichten, wenn der Toursieger von 2012 nach den Olympischen Spielen in Rio noch weitermachen sollte", kündigte Mark Darbon aber schon mal an. Dieter Schnorfeil hatte, so sagt er, für die 20. Veranstaltung seit der Wiederbelebung des Berliner Sechstagerennens 1997 keine andere Wahl, als seine Anteile zu verkaufen. Die Kosten – bei weitem nicht nur durch drohende, horrende Gema-Gebühren von 25 000 bis zu 85 000 Euro – waren für ihn wohl zu hoch geworden. Schnorfeil erklärte: „Das war ein wichtiger Schritt, um die Six Days in Berlin in dieser Größe fortzusetzen.“ Er sieht anscheinend in der Zukunft durch den Verkauf des Sechstagerennens an der Spree vor allem auch wichtige Synergieeffekte zwischen Berlin und London. Bis 2022, so ist zu vernehmen, ist das Sechstage-Rennen an der Spree erstmal in der Weltstadt fest verankert. Foto Mark Darbon (lks.) u. Dieter Schnorfeil
Video-Clip Sechstagerennen in London |
Hauptamtlich im Ehrenamt Udo Sprenger: Vom Kriminalrat zum BDR-Vizepräsidenten Udo Sprenger war als Nationalfahrer früher auf Bahn und Straße erfolgreich, er bestritt einige Sechstagerennen und war 1965 deutscher Vize-Meister im Straßenvierer. Seine berufliche Tätigkeit begann er 1966 als Kriminal-Kommissar-Anwärter und Fachhochschul-Student in Hessen, seine Arbeit als Radsport-Trainer startete er 1977. 1971 wurde Udo Sprenger Kommissariatsleiter „Fahndung und Rauschgift“ in Wiesbaden. Von 2002 bis 2005 leitete er dort, in der Landeshauptstadt, die „Mordkommission“ (Tötungsdelikte, Sittendelikte, Brände und Vermisste). 1972 übernahm er die Leitung des Ordnungsdienstes bei den olympischen Radsportwettbewerben in München. 2005 ist Udo Sprenger als Kriminalrat pensioniert worden. Fortan hat er seine Funktion als BDR-Vizepräsident – in dieses Amt ist er 2004 gewählt worden – im (wie er es selbst formuliert hat) „Vollzeit-Ehrenamt“ bis heute mit großem Erfolg, zuverlässig und nachhaltig, wahrgenommen. Seine Tätigkeit als Trainer begann Udo Sprenger 1977 – als Landesverbandstrainer im Hessischen Radfahrerverband; er bildete ein Trainerduo mit Robert Lange, der auf tragische Weise im Jahr 2000 bei der Olympiavorbereitung der Bahnfahrer auf Mallorca zu Tode kam. Sprengers Tätigkeit währte hier bis 1988. 1980 fungierte er hauptberuflich auch als BDR-Bundestrainer (Vierer-Interimstrainer); danach ging er im Hauptberuf zurück zur Kriminalpolizei. Von 1980 bis 2007 organisierte er zusammen mit Franz Reitz etliche Radsport-Großveranstaltungen in Hessen – darunter auch die der zwei „Halb-Etappen“ der Tour de France, die 1980 durch Wiesbaden führten. 1996 bis 2002 fungierte Udo Sprenger als Sportlicher Leiter des UCI-Teams „Nürnberger Versicherung“. Der heutige „Privatier“, der immer noch in Wiesbaden wohnt, ist beim BDR seit 2004 vor allem für die Radprofis verantwortlich. In seiner Verantwortung liegen beispielsweise WM- sowie Olympia-Nominierungen und die dortige Betreuung der Profis. In jedem Jahr reist Sprenger sehr viele Kilometer durch die Republik, um Meisterschafts-Strecken zu begutachten oder Kontakte zu neuen Ausrichtern zu knüpfen. Er organisierte bereits etliche Meisterschaften und repräsentiert den deutschen Radsportverband ebenfalls bei wichtigen Events. „Sprenger“, so hat es Christina Kapp in der Fach-Zeitung Radsport auf den Punkt gebracht, „ist ein absoluter Radsport-Kenner“. Dass er auch seinen Sinn – zumeist eher sympathisch leise – für Humor (und Ironie) bis heute bewahrt hat, das erleichtert ihm bis dato seine für den BDR herausragend wichtige Arbeit. Ein wenig ist er, der im Dezember mit vielen Gästen aus Nah und Fern seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, wohl auch ein bisschen „Norddeutscher“: Es dauert meist länger, bis man ihn als Freund gewonnen hat. Aber spätestens dann möchte man ihn nicht mehr missen. |
Hamburg Bertling gilt als
einer der Erfinder und Förderer des "Hamburger Modells", der Verbindung
von Spitzen-, Breiten- und Schulsport. Dieses Modell ist beispielhaft
insbesondere für die Großveranstaltungen Cyclassics und den Hamburger
Triathlon entwickelt worden. Für den Ironman wird Bertling, der sich seit 2014 eine berufliche Auszeit genommen hatte, nicht mehr die Verantwortung tragen. Jetzt ist in einer neuen Funktion tätig – als Geschäftsführer der von ihm Mitte des Jahres 2015 gegründeten Vermarktungsagentur „Sportport“. Diese Agentur organisiert zum Beispiel – im Auftrag des Energieversorgers Vattenfall und seines Hamburger Generalbevollmächtigten Pieter Wasmuth – eine Vernetzung des Hamburger Basketball-Clubs Hamburg Towers („More than Basketball") mit Hamburger Schulen. Der größere Teil der Sport-Sponsoren-Gelder von Vattenfall fließt an die Hamburg Towers, heute in der 2. Bundesliga. Der Rest geht an den Verein Sport ohne Grenzen, aus dem der Proficlub 2014 erwachsen ist. „Herzstück der Kooperation“ (Abendblatt) ist ein Schulprojekt: Von den Hamburg Towers ausgebildete Trainer und Übungsleiter sollen vom 1. Februar an einmal in der Woche an bis zu 20 Hamburger Schulen Basketballkurse anbieten. "Ohne Breite keine Spitze, ohne Spitze keine Breite. Bewegung braucht Vorbilder", weiß Bertling dazu zu sagen. Er wird das Schulprojekt der Hamburg Towers leiten. |
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