Deutschland-Tour und die WM in London: Der deutsche Radsport macht einen wichtigen Schritt nach vorn Manche Radsport-Fans wollten ihren Augen und Ohren erst gar nicht so recht trauen: Der Tour-de-France-Veranstalter ASO hat die Rechte des Bundes Deutscher Radfahrer an der Deutschland-Tour übernommen – eine neue Kooperation der beiden Partner ist über zehn Jahre angelegt. Spätestens 2018 soll diese Tour in Deutschland wieder stattfinden, nachdem die letzte Deutschland-Tour 2008 gefahren worden ist. Und Verhandlungen über TV-Übertragungsrechte sollen folgen. Denn Deutschland ist ein relevanter wirtschaftlicher Markt – ebenfalls für die Sponsoren des Radsports und Fernsehanstalten. Ein wichtiger Schritt, den der Radsport damit nach vorne tut. Der deutsche Radsportverband fliegt als einer der Favoriten zu den olympischen Bahn-Rennen in Rio. In allen Disziplinen gehen die Deutschen mit der maximal möglichen Teilnehmerzahl an den Start. Das haben sonst nur noch zwei nationale Verbände aus Ozeanien geschafft. Für diesen Kontinent gelten freilich Sonder-Bedingungen. Viele Medien loben den deutschen Radsportverband; im Saarland war sogar zu lesen, der BDR fahre nunmehr „auf der Überholspur“. Die WM in London, die der BDR als zweitbeste Nation absolvierte, hat Radsportfans in vielen Ländern fasziniert. Ganz besonders begeisterten dort Kristina Vogel und Joachim Eilers. Die BDR-Nachrichten veröffentlichen zu diesen beiden Ausnahme-Talenten zwei Porträts: Es geht dabei weniger um einzelne Sportergebnisse: Persönliche Hintergrund-Facetten stehen im Mittelpunkt. Denn: Die Menschen sind es, die den Radsport mit – faszinierendem – Leben erfüllen.
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2017 oder 2018 Deutschland-Tour: Sie kommt nun doch zurück
Der Tour-de-France-Veranstalter ASO und der BDR haben eine neue Kooperation beschlossen. Ziel: die „Wiederbelebung“ der Deutschland-Tour. Diese Kooperation ist auf zehn Jahre angelegt. Die letzte Deutschland-Tour ist 2008 gefahren worden. Spätestens 2018 soll die Tour in Deutschland wieder stattfinden. Die FAZ etwa ist voll des Lobes. Offensichtlich will die französische Amaury Sport Organisation (A.S.O.) „Fuß fassen im deutschen Markt, der nach dem Dopingfall Jan Ullrich für Investitionen im Radsport unattraktiv geworden war“ (ARD-Sportschau). Die Vergabe des Grand Départ der Frankreich-Rundfahrt 2017 an Düsseldorf ist allem Anschein nach „der erste Baustein für die neue Strategie, im wirtschaftlich stärksten Land in Europa Flagge zu zeigen“ (Nachrichtenagentur dpa). Auch ein wichtiges Thema sind die TV-Übertragungsrechte zur "neuen" Deutschland-Tour. "Zusammen mit dem BDR haben wir das Ziel, die Deutschland-Tour wieder attraktiv zu machen und zu zeigen, wie viel Spaß Radsport machen kann", erklärte ASO-Manager Yann Le Moënner. Von 1999 bis 2008 war die Deutschland-Tour zunächst zwischen Ende Mai und Anfang Juni und dann im August das wichtigste Etappenrennen in der Bundesrepublik Deutschland. Sie führte in wechselnder Streckenführung durch Deutschland und das nahe Ausland – zumeist ging es über Deutschland hinaus nach Österreich, da die Alpen fester Bestandteil der Streckenführung wurden. Eine Besonderheit der Deutschland-Tour war die parallele Austragung einiger Etappen für Hobby-Fahrer als sogenanntes Jedermann-Rennen. An der Öffnung für den Breitensport soll, so erklärten BDR und ASO, festgehalten werden. „Die neue Deutschland-Tour ist ein weiteres Element, um die Radsport-Begeisterung in Deutschland auszubauen und die Popularität des Radfahrens in seiner gesamten Breite zu fördern“, kommentierte BDR-Präsident Rudolf Scharping die Vereinbarung. Und die Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Beispiel, sonst durchaus nicht zimperlich auch mit harscher Kritik am Radsport, lobte das neue Projekt von ASO und BDR mit den vielsagenden Worten: „Der deutsche Radsport setzt zum großen Spurt an.“ |
Auf dem Weg nach Rio In den olympischen Disziplinen Sprint, Teamsprint, Mannschaftsverfolgung, Keirin und Omnium gewannen die deutschen Athleten bei der WM sechs ihrer acht Medaillen, „besonders die Sprinter um Eilers und Vogel überzeugten“ (SID). Es gab viel Lob in den Medien. So titelte die Saarbrücker Zeitung einen dpa-Artikel sogar mit der Schlagzeile: Der BDR befinde sich nunmehr „auf der Überholspur“. Kristina Vogel holte nach Gold im Keirin und Bronze im Teamsprint am Schlusstag noch einmal Bronze im Sprint. Für Gold sorgte im 1000-Meter-Zeitfahren und im Keirin auch Joachim Eilers. Nach Bronze (2013) und Silber (2014, 2015) stand der Chemnitzer erstmals ganz oben auf dem Treppchen. Und das heuer gleich zwei Mal. Roger Kluge schaffte es nach achtjähriger Pause wieder auf das Podest und holte Silber im Omnium. Domenic Weinstein beendete in der Einerverfolgung der Männer die Medaillenflaute und holte mit Silber erstmals seit 2007 wieder Edelmetall für Deutschland. Wie im Vorjahr in Paris gehörten die Teamsprint-Männer zu den Top-Favoriten, wie im Vorjahr stand Bronze zu Buche. Im kleinen Finale fuhren René Enders, Max Niederlag und Joachim Eilers gegen Dauer-Rivale Frankreich zur Medaille. Weltmeister wurde Neuseeland gegen die Niederlande. "Im Kurzzeitbereich haben wir unsere Zugehörigkeit zur Weltspitze eindeutig untermauert. Im Ausdauerbereich haben wir eine Medaille geholt und gezeigt, dass wir Ambitionen haben", sagte Sportdirektor Patrick Moster mit Blick auf Omnium-Silber durch Roger Kluge. Sorgen bereitet derweil der deutsche Vierer einigen Beobachtern, der seinen jüngsten Aufwärtstrend im United Kingdom nicht bestätigte. "Wir waren weit weg vom Optimum", sagte Bundestrainer Sven Meyer. „Die WM galt als Generalprobe, als letzte große Standortbestimmung vor dem Saisonhöhepunkt im August“ (SID). Bis zu den Olympischen Spielen wird die versammelte Weltelite nicht mehr aufeinandertreffen. Am 9. März hat die UCI die Quotenplätze im Bereich Bahn für die kommende Olympiade veröffentlicht. Demnach werden nur Deutschland, Australien und Neuseeland alle Quotenplätze (fünf Frauen Ausdauer, fünf Männer Ausdauer, drei Männer Kurzzeit, zwei Frauen Kurzzeit) für Rio 2016 zugesprochen. f Hierbei ist die unterschiedliche Gewichtung der Kontinente wichtig. Zu Ozeanien gehören nur zwei Nationen, die im Radsport zu Hause sind. Beide konnten sich ohne interne Konkurrenz qualifizieren, während große europäische Radsportnationen wie zum Beispiel Großbritannien nicht mit der maximalen Starterzahl in Rio vertreten sein werden. Dass der BDR hier das Maximum erreicht hat, stimmt Athleten und Trainer froh. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, meint der Sportdirektor des deutschen Radsportverbandes, Patrick Moster. Bei der WM im Vereinigten Königreich war nur die britische Mannschaft erfolgreicher als die des BDR: Die Deutschen errangen drei Mal Gold, zwei Mal Silber und drei Mal Bronze. |
Nicht nur Olympia ist wichtig Kristina Vogel: Das Jahr 2016 könnte für sie eines der wichtigsten in ihrem Leben werden Dieses Jahr ist für die 25-jährige Kristina Vogel von ganz besonderer Bedeutung. Es geht für die BDR-Athletin nicht nur um Rio und ihre Aktiven-Karriere, sondern auch um ihren beruflichen Weg – und ihr privates Glück in Erfurt. Bei der WM in Großbritannien zählte Kristina Vogel zu den international herausragenden Athletinnen: Sie holte nach Gold im Keirin und Bronze im Teamsprint am Schlusstag noch einmal Bronze im Sprint. Typisch wohl für Kristina Vogel: Für einige Freunde und Familienmitglieder – das wusste die Thüringer Allgemeine zu berichten – hatte sie Flug-Tickets nach London gekauft; sie wollte gern ein paar Getreue um sich haben, als es darum ging, der internationalen Rad-Elite die Stirn zu bieten. Dieses Jahr bescherte dem Ausnahmetalent auch privat schon besondere Erlebnisse. Im Februar hat die Bundespolizei, die sie seit Längerem fördert, sie zur Beamtin auf Lebenszeit ernannt. Dies, erklärt Kristina Vogel, sei „ein wichtiger Schritt für den Rest des Lebens. Mehr Sicherheit geht nicht!“ Sportlich geht sie in Rio aller Voraussicht nach mit Miriam Welte (29) im Teamsprint an den Start. Eine Medaille soll es auch diesmal werden. „Es wäre der würdige Abschluss einer tollen Karriere mit Welte, die nach Olympia mit dem Ende ihrer Laufbahn liebäugelt“ (Bild-Zeitung). Denn dreimal schon waren die beiden Weltmeisterinnen. Doch Vogel plant schon weiter: „In Tokio 2020 ist Miri sicher nicht mehr dabei, daher werde ich wohl nach Olympia mit einer neuen Partnerin fahren.“ Und die heißt womöglich Pauline Grabosch (18). Sie strahlte kürzlich auf dem Roten Teppich in Wiesbaden, beim „Ball des Sports“, sie wurde dort mit Emma Hinze (18) als „Juniorensportler des Jahres“ geehrt. “Pauline ist ein riesiges Talent, unheimlich schnell. Es wäre schön, wenn es mit uns klappen würde,“ sagt Kristina Vogel. Auch bei der privaten Zukunft geht es bei Vogel unübersehbar voran. Beim „Ball des Sports“ in Wiesbaden verriet die Erfurterin der Bild-Zeitung, was in der Radsport-Szene Einige schon seit geraumer Zeit wissen: „Mein Freund und ich wollen ein Haus bauen. Am 22. März ist Spatenstich. Wir freuen uns schon riesig, wenn es fertig ist.“ Das Haus wird wohl im September fertig sein, also nach Olympia. Ihr Lebensgefährte, das ist Michael Seidenbecher. Er – ein ehemaliger Radsprinter, der heute auch Dienst tut bei der Bundespolizei (mittlerweile in Erfurt) – hat „in der heißen Phase Vogels den Helm auf“ (Bild): Der Polizeikommissar managt den Bau, vor allem dann, wenn sich seine Liebste auf das olympische Rio vorbereitet ...
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Kristina Vogel |
WM Bahn im United Kingdom Doppel-Weltmeister Joachim Eilers: In grünen Socken nun auch nach Rio? Damit hatte der 25-jährige Joachim Eilers aus Chemnitz offensichtlich selbst nicht gerechnet: Bei der Bahnrad-WM in London holte er nach seinem Gold über 1000 Meter auch noch den Titel im Keirin-Wettbewerb. BDR-Trainer Detlef hat wieder einmal einen „Rohdiamanten“ erfolgreich „geschliffen“. Jetzt fährt Joachim Eilers wohl als Favorit zu Olympia – nach Rio. Bei den Olympischen Spielen „ist er nun die größte von vielen deutschen Hoffnungen“ (Süddeutsche Zeitung). Und das auch noch in seinen berühmten grünen Socken. Die trägt er, der in Köln geboren wurde, seit drei Jahren. Eilers: „Die sind meine Glücksbringer. Die habe ich mir in Südafrika geholt.“ Mit der grellen Farbe wollte er auffallen – sich einfach unterscheiden von seinen Mannschaftskameraden. Das ist ihm freilich längst gelungen. Eilers in der Bild-Zeitung: „Es ist schwierig, uns Deutsche auseinander zu halten. An den Socken sieht man aber: ‚Das ist der Joe’.“ Inzwischen lässt er sich die Socken in Deutschland extra für ihn produzieren – sogar mit seinem Sponsor drauf gedruckt. Den freilich muss er in Rio „löschen“. Die Reglements dort sind bekanntlich streng. Eilers war wohl selbst bei der WM am meisten über den Keirin-Erfolg überrascht. „Das ist ein Traum, aus dem mich jemand wecken muss. Zweimal Weltmeister war das Ziel, aber im Teamsprint und den 1000 Metern. An den im Keirin hätte ich nicht gedacht“, hat er zugegeben. Im Teamsprint wurde es zwar nur Bronze, worüber alle drei Fahrer enttäuscht waren. Doch Eilers bot offensichtlich die beste Leistung. „Auf seiner dritten Position war keiner der anderen Starter so schnell wie er“, bilanzierte Bild. Im Keirin-Finale gab es dann das Duell gegen den 28-jährigen Maximilian Levy. Der, so sagen Beobachter, hätte eine Chance auf Olympia gehabt, wenn er Weltmeister geworden wäre. Levy wurde schließlich Vierter. Seine Olympia-Chancen sind dadurch offenbar merklich gesunken. Eilers’ „Sternstunde hat dem Bund Deutscher Radfahrer mit insgesamt acht Medaillen auf den zweiten Platz der Ergebnislisten katapultiert hinter dem Team aus Großbritannien, das durch ihre Straßenrad-Stars Bradley Wiggins und Mark Cavendish im Teamwettbewerb das ersehnte goldene Ende bekam“ (Süddeutsche Zeitung). Dass Joachim Eilers überhaupt in London dabei war, war lange keineswegs selbstverständlich. Sogar vom Olympia-Aus war wohl mal die Rede. „Im Sommer war mein Oberarm-Knochen nach einem Wettkampf-Sturz in Cottbus fünffach gebrochen. Ich wurde zweimal operiert, konnte sechs Wochen nicht Radfahren. Da sah ich den Olympia-Traum schon platzen“, erklärte Eilers. Und schon 2015 hatte er einen schweren Unfall, den er aber gut weg gesteckt hat. An den Folgen des Sturzes in Cottbus laboriert er aber heute noch ein bisschen. „Ich habe noch drei Titaniumschrauben drin“, erzählt er. Doch dadurch sei er „stabiler geworden“. BDR-Trainer Detlef Uibel sagt über seinen neuen Star: „Joe hat nichts geschenkt bekommen, sondern lange gekämpft für den Status, den er jetzt hat.“ Tatsächlich hat Eilers sogar seine Ausbildung bei der Bundespolizei für ein Jahr ausgesetzt. Und er hat jetzt auch einiges an Taktik gelernt. Der BDR-Bundestrainer: Als Person sei sein Schützling gereift, „jetzt kann Joe nicht nur schnell, sondern auch taktisch fahren“. Uibel ist sichtlich stolz. „Wieder ist es ihm gelungen, einen ‚Rohdiamanten’ richtig zu bearbeiten“ (Süddeutsche Zeitung). „Ich habe die Philosophie, dass man mit viel Reden gar nicht so viel erreicht. Es muss innerhalb der Gruppe eine Dynamik einsetzen.“ Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Foto (rad-net) Mitte: Joachim Eilers |
Voller
Optimismus Ein Ergebnis der Konferenzen ist zum Beispiel, dass der Radmarathon auf 20 Veranstaltungen ausgeweitet werden soll, um mehr Fans zu animieren, einen Marathon zu fahren. Außerdem geplant: eine CTF-Marathonserie. Und: Mit dem neuen Projekt „RTF+“ sollen Leistungsvergleiche ermöglicht werden. Bernd Schmidt, Mitglied der Kommission Breitensport im BDR, hat dem Magazin Tour in einem Interview dazu erklärt, wie die Leistungsvergleiche aussehen sollen. Es sei im Breitensport kaum möglich, gesperrte Straßen anzubieten. „Deshalb“, so Schmidt, „kam die Idee der ‚RTF*’, eine ‚RTF plus Zeitfahren’.“ Man werde zum Beispiel eine 100-Kilometer-Runde fahren, und unterwegs könnte es die Möglichkeit geben, „abzubiegen und ein kurzes Bergzeitfahren oder Einzelzeitfahren zu machen“. Das könne beispielsweise eine Stoppomat-Strecke sein. „Wir testen das 2016 – ich vermute, dass wir so 20 bis 30 Veranstaltungen anbieten können.“ Weitere Pläne werden in der BDR-Kommission, die vom BDR-Vizepräsident Peter Koch geleitet wird, diskutiert – Ideen, die freilich aktuell teils nicht spruchreif sind. Bernd Schmidt: „Unsere wichtigsten Zielgruppen in der Zukunft sind Jedermänner und Jugendliche. Unser ganzes Sportangebot muss auf den Prüfstand: Was ist noch zeitgemäß, was nicht.“ Der ehemalige Präsident des Radsportverbandes in Schleswig-Holstein, der umtriebig weiterhin auch arbeitet für den überaus erfolgreichen Verein RSG Mittelpunkt Nortorf, ist optimistisch: „Man spürt eine Aufbruchstimmung, und ich kann versprechen, dass noch einiges passieren wird.“ Für das neue Projekt sucht die BDR-Kommission Breitensport Veranstalter, die mit ihr diesen Weg gehen wollen und den „Mut der ersten Stunde“ haben. Die interessierten Vereine sollen sich über ihre Landesverbände zeitnah beim BDR melden. Ansprechpartner für Fragen des Breitensports in der Bundesgeschäftsstelle des BDR in Frankfurt/Main sind der stellvertretende Generalsekretär Bruno Nettesheim sowie Gabi Rubin (Telefon: 069 967 800 – 0). Foto: Bernd Schmidt |
Urplötzlich
am Küchentisch kollabiert Zahllose Aktivitäten haben Helmut Niemeier gekennzeichnet. Er war umtriebig in einem fast übermenschlichen Maße. Und sinnenfroh, das war er auch. Er hat eigentlich mehrere Leben gelebt – und das im Grunde parallel: als Ehemann und Familienmensch, als IT-Fachmann (angestellt bei der größten Sparkasse Deutschlands, der Haspa) als kritischer Bürger dieses Landes, als Hobby-Radler und als Betreiber des Internet-Auftritts „Helmuts Fahrradseiten“ (HFS) – des Dienstes, der einer der erfolgreichsten Breitensport-Dienste in Deutschland ist. „Helmuts Fahrradseiten“ sind, das kann man mit Fug und Recht behaupten, das Lebenswerk von Helmut Niemeier. In jahrzehntelanger Arbeit hat er diesen Internet-Auftritt für Hobby-Radler, für den Breitensport, zu einem der erfolgreichsten Nachrichten- und Diskussionsauftritte dieser Art in Deutschland gemacht. Und es hat zum Beispiel kaum eine Rad-Touren-Fahrt (RTF) in Norddeutschland gegeben, über die er nicht auch persönlich berichtet hätte, von der er keine Fotos gemacht hat. Tag für Tag, Abend für Abend und Nacht für Nacht – besonders am Wochenende – hat er für seine Seiten im Netz gearbeitet, elektronische Beiträge, mit unendlich vielen Fotos, produziert, die unvergleichlich sind in der Welt des Radsports. Diesen Internet-Auftritt haben sehr viele Sportfans, insbesondere Rennradfahrer, regelmäßig gelesen. Viele von ihnen – das Forum umfasst insgesamt allein fast 2 000 „feste Mitglieder“ – haben dort auch selbst geschrieben, ihre Erlebnisse und Meinungen präsentiert. Zur großen Freude und bisweilen auch zum Ärger einer großen HFS-Community, die sich voll und ganz mit dem Internet-Portal identifizierten. Die Fans waren angetan von der etwas anderen Art eines News-Auftrittes. Bei Helmut Niemeier stand der Mensch im Vordergrund. Hier waren Berichte und Kommentare nachzulesen, die auf eine einzigartige, oft auch auf eine etwas kuriose Art und Weise eines vor allem deutlich gemacht haben: Dass der Radsport in allererster Linie aus Menschen besteht. Aus sehr vielen, sehr unterschiedlich geprägten individuellen Menschen, die alle zusammen doch erst das ausmachen, was er geliebt hat: Leben im und Leben für den Radsport. Dass er es war, der als tragende Säule die große Fan-Gemeinde prägte und zusammen hielt – darüber hat er nie ein Wort verloren. Die HFS-Community in Norddeutschland integriert Menschen aus allen Schichten dieser Gesellschaft – ohne Ansehen der beruflichen oder sozialen Person. Diese Community feierte bisher einmal im Jahr einen besonderen Höhepunkt: Dann verlieh Helmut Niemeier an einem besonderen Ort, in der Hansestadt Hamburg, besonders engagierten Rad-Begeisterten den „HFS-Bambi“. Die Ausgezeichneten, oft im HFS-Trikot erschienen, waren jedes Mal nicht wenig stolz ob dieser ungewöhnlichen Ehrung. Nun ist Helmut Niemeier urplötzlich an einem Wochenende in seinem Haus, in Hamburg-Tonndorf, gestorben. Am Küchentisch ist er kollabiert, in Gegenwart seiner Ehefrau „Lila“. Er war sofort tot. Zur Beisetzungsfeier in Tonndorf sind sehr viele Fans des Radsports erschienen, etliche mit dem HFS-Trikot gekleidet. Acht Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr – in schwarzer Uniform und mit weißen Helmen – hielten am Sarg ihres Kollegen die Ehrenwache. Einer der Fans, der norddeutsche „Radsportpastor“ Hans-Joachim Burkhardt, hielt – in Rennschuhen und im HFS-Trikot – eine sehr bewegende, persönliche Trauerrede. BDR-Vizepräsident Manfred Schwarz würdigte in einer zweiten Trauerrede – es war eher eine Laudatio – die großen Verdienste von Helmut Niemeier. Manfred Schwarz’ Rede schloss mit den Worten: „Helmut Niemeier hat sich um den norddeutschen Radsport verdient gemacht.“ Diese Worte waren den zahlreichen Trauergästen offensichtlich aus ihren Herzen gesprochen. Foto: Helmut Niemeier – in Action: als radelnder Rad-Reporter |
AUF EINEN BLICK
Nachbesserungen
Balearen
2016
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Mehr Bewegung
Brandenburg
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Weitere Nachrichten vor allem zu Jahreshauptversammlungen in den Landesverbänden des BDR werden in der kommen Ausgabe der BDR-Nachrichten veröffentlicht.
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