EDITORIAL

Die kommende Tour de France hat große Bedeutung – auch für den deutschen Radsport

Die Bild-Zeitung hat es mal wieder auf den Punkt gebracht. Einerseits sei die Tour de France für einige Bürger hierzulande immer noch eine „widerliche Doping-Veranstaltung“. Andererseits bedeute die „Große Schleife“ für viele Millionen Menschen das mit Abstand „spannendste und größte mobile Sportereignis der Welt“. Ja, die Tour ist nach der Fußball-WM und der Sommerolympiade das größte Sport-Event weltweit. Und: Der deutsche Radsport ist seit geraumer Zeit schon frei von Doping-Skandalen.

Dass der Kurs des Radsports auch in Deutschland nun erneut merklich steigt, zeigt zum Beispiel die Tatsache, dass die ARD – neben dem Spartensender Eurosport – nach drei Jahren demonstrativer Sendepause in diesem Jahr auch live wieder bewegte Bilder sendet. Der BDR hat sich immer wieder bei den Rundfunk- und Fernsehanstalten – nicht zuletzt beim Saarländischen Rundfunk – dafür eingesetzt, dass dem Radsport auch medial der Stellenwert eingeräumt wird, der im gebührt.

Eine ausführliche Berichterstattung ebenfalls im Fernsehen wird den Radsport wieder merklich attraktiver machen. Dass das Radfahren generell in der bundesrepublikanischen Gesellschaft weiterhin auf dem Vormarsch ist – das ist ohnehin kaum noch zu übersehen.

Hoffen wir für die kommende Tour, die am 4. Juli gestartet wird, dass deutsche Athleten und deutsche Mannschaften wieder große Erfolge erzielen. Das könnte das Image des Radsports auch in der Bundesrepublik erneut erheblich verbessern.

Mit besten Grüßen
Manfred Schwarz

 



Tour de France 2015: Wende für den deutschen Radsport?

Die "Fette Reifen Rennen" locken

BDR und Giant-Alpecin: Gemeinsame „Talent Days“

Berend Meyer: Neu im Präsidium des BDR

Paul und Paul: Radrennbahn feiert Jubiläum

Broschüre: „Zur Bedeutung von Sport und Bewegung in Gesundheitsförderung und Prävention“

Radsport: Nachrichten-Telegramm
 


4. bis 26. Juli
Tour de France 2015: Wende für den deutschen Radsport?


Für die einen ist die Tour immer noch „eine widerwärtige Doping-Veranstaltung“ (Bild-Zeitung). Für sehr viele Menschen aber, schreibt Bild weiter, ist die „Große Schleife“ das mit Abstand „spannendste und größte mobile Sportereignis der Welt“.

Nach drei Jahren Sendepause wegen Doping-Skandalen überträgt die ARD heuer wieder die Tour – unter Federführung des Saarländischen Rundfunks (SR). Teamchefin des SR ist Gabi Bohr: „Wir senden etwa 42 Stunden live. Ein Dutzend Saarländer werden mit dem Tross reisen, unter anderem Kameraleute, Techniker und Cutter.“

Vier Technik-Autos werden 8000 Kilometer Fahrstrecke zu bewältigen haben, sechs Kameras und vier Kilometer Kabel werden vier Wochen lang im Einsatz sein. Gabi Bohr: „Die Temperaturen liegen zwischen 0 und 50 Grad. Das ist was für Abenteurer.“

Für das Comeback der auch heute noch teils umstrittenen Tour-Berichterstattung hatte innerhalb der Fernsehanstalten vor allem SR-Intendant Thomas Kleist gesorgt: „Der Radsport hat eine zweite Chance verdient. Hierfür habe ich mehr als drei Jahre in der ARD geworben.“ Und der SR verspricht ebenfalls kritische Berichte zum Thema Doping. Sportchef Steffen Demuth: „Besonderes Augenmerk gilt der Frage, wie sauber und fair der Radsport ist.“

Für den deutschen Radsport bedeutet dieses Großprojekt womöglich eine Zeitenwende. Zwei große deutsche Radprofi-Mannschaften – Giant-Alpecin und Bora Argon 18 – werden bei dieser Tour dabei sein. Mindestens John Degenkolb, Marcel Kittel, André Greipel und Tony Martin traut man zu, auch bei dieser „Tour de Leiden“ wieder große Erfolge zu erzielen. Die Tour wird weltweit in den Medien Schlagzeilen machen – begünstigt auch dadurch, dass in dieser oft heißen Sommerzeit sich „König Fußball“ in die wohl verdiente Urlaubszeit zurück zu ziehen pflegt.

Da sich die ARD – neben dem Spartensender Eurosport – dazu entschlossen hat, erstmals seit 2012 wieder live von der Tour zu berichten, werden die Erfolge deutscher Athleten auch bundesweit überzeugende Radsport-PR bedeuten – Werbung, die viele Menschen zusätzlich bewegen könnte, aktiv Radsport zu machen. Mindestens im Breitensport. Diese PR könnte ebenfalls viele Menschen motivieren, den Helden der Landstraße begeistert auch im Bereich des Leistungssport nachzueifern. So eröffnet sich insgesamt die Chance, dass die Zahl auch der jungen Lizenzträger wieder merklich steigt.

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Sichtung und Sicherung
Die "Fette Reifen Rennen" locken


Jetzt rollen sie wieder, die populären „Fette Reifen Rennen“, die radsportbegeisterte Kinder zu Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet locken sollen.

Zahlreiche Vereine im Bund Deutscher Radfahrer richten mit Unterstützung des Radclub Deutschland Rennen für ganz junge Radsportbegeisterte. Es geht zum einen darum, den Kindern die die Möglichkeit zu geben – eher ein wenig spielerisch –, ohne Lizenz ein Rennen zu bestreiten. Außerdem sollen die Vereine die Chance erhalten, neue Talente zu sichten und zu sichern.

Die „Fette Reifen Rennen“ sind Einstiegsrennen, die im Rahmen von lizensierten Veranstaltungen auf abgesperrten Strecken stattfinden und Jungen und Mädchen zwischen 6 und 14 Jahren die Chance geben, sich mit Gleichaltrigen zu messen. Die jeweils schnellsten Teilnehmer der „Fette Reifen Rennen“ können sich erneut für ein „Bike Hero Camp“ qualifizieren, das im Herbst stattfinden wird.

„Diese Rennen bieten uns eine wunderbare Möglichkeit, neue Talente zu sichten und zu fördern“, sagt Toni Kirsch, Vorsitzender der Radsportjugend im BDR und einer der Initiatoren der Serie. „Es ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, neue Talente zu suchen und diese für ein dauerhaftes Engagement im Radsportverein zu gewinnen.“

http://www.radclub.de/Aktionen/Fette-Reifen-Rennen

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Im Mai in der Eifel
BDR und Giant-Alpecin: Gemeinsame „Talent Days“


Wie das Profigeschäft funktioniert, wie man am besten trainiert oder sich gut ernährt – das waren Themen der zweiten jährlichen Talent Days des Teams Giant-Alpecin (Männer) und Liv-Plantur (Frauen).

Das Treffen hat Ende Mai in der Eifel mit Nachwuchssportlern des Bundes Deutscher Radfahrer stattgefunden. Gemeinsam mit dem BDR will das Team Giant-Alpecin auf diese Weise die Nachwuchsarbeit des bundesdeutschen Radsports fördern. „Wir freuen uns über diese gute Zusammenarbeit mit Giant-Alpecin und sind sicher, dass diese Talent Days unsere Nachwuchsarbeit unterstützen und weiter voranbringen werden“, lobte BDR-Sportdirektor Patrick Moster die Aktion.

Das Programm German Talent Days versucht auf neuen Wegen, junge, talentierte Athleten zu finden – Jungen und Mädchen im Alter zwischen 17 und 20 Jahren. Viele Mitarbeiter wie Coaches, Trainer, hinzugezogene Wissenschaftler und andere Fachleute werden an diesem Prozess beteiligt. So sollen junge und herausragende Nachwuchstalente Talente vor allem durch Spezialisten aus dem WorldTour Team beraten und unterstützt werden.

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Ein Niedersachse in Hessen
Berend Meyer: Neu im Präsidium des BDR


Ursprünglich kommt Berend Meyer (46) aus Westerstede, also aus dem nordwestlichen Niedersachsen. Noch lebt er in Hessen.

Nach seiner Bundeswehrdienstzeit absolvierte der Vater dreier Kinder ein Lehramtsstudium (Gymnasien) – Fächer: Erdkunde und Sport. Nach diesem Studium arbeitete er zwei Jahre als Jugendsekretär beim Deutschen Amateur-Box-Verband und neun Jahre als Referent für Leistungssport in der Bundesgeschäftsstelle des BDR.

2009 bis 2011 war Berend Meyer Studienreferendar – in der Pestalozzischule im hessischen Idstein, nahe des Taunus. Seither arbeitet er dort als Studienrat. Ins Präsidium des BDR wählte ihn im März die Bundeshauptversammlung des Verbandes in Schwerin. Er ist zuständig vor allem für das Ressort Sportentwicklung. Dabei wird er sich auch mit „modernen“, also mitunter neuartigen, Disziplinen und Radsportwettbewerben beschäftigen – mit dem Ziel, mehr Mitglieder für die Vereine des BDR zu gewinnen.

Berend Meyer ist UCI-Commissaire für Trial und war mehrfach Delegationsleiter für den BDR bei Weltmeisterschaften. Seine Hobbys sind Tennis und (welche Überraschung) Radsport. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen heißt es, er werde sich beruflich in Kürze verändern und eine neu Schulfunktion übernehmen – im hohen Norden.

Foto: Berend Meyer (links, in einer Gruppe wiedergewählter Präsidiumsmitglieder)

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Hamburg
Paul und Paul: Radrennbahn feiert Jubiläum – mit dem ältesten und einem der jüngsten Rennfahrer


Am 14. Mai 1961 wurde die neue Radrennbahn in Hamburg-Stellingen eröffnet. Zu Ehren des damals auch national überaus profilierten Rennfahrers Paul Nehring gab es jetzt ein paar Ehrenrunden der besonderen Art.

Auf der Radrennbahn in Hamburg – in der Hagenbeckstraße, nahe Hagenbecks Tierpark –
ehrte der Radsportverband Hamburg (RVH) einen alten Haudegen der Radsportszene im Norden, Paul Nehring. Er war vor einem halben Jahrhundert nicht nur ein erfolgreicher Rad-Athlet auf der Bahn in Hamburg – der sich zum Beispiel bei manchem Wettbewerb mit Legenden wie Rudi Altig zu messen wusste –, sondern engagierte sich Jahre später über sehr viele Jahre ebenfalls in ehrenamtlichen Funktionen: So war er über etliche Jahre auch Präsident des RVH.

Am 14. Mai 2015, 54 Jahre nach der Bahn-Eröffnung, fuhr Paul Nehring der im Wonnemonat Mai 80 Jahre alt geworden ist, ein paar zügige Ehrenrunden auf der Hamburger Zementbahn – zusammen mit Paul Lindenau (Stevens-Racing-Team), der mit 19 Jahren im Norden zu den jungen Hoffnungsträgern des Radsports zählt. Zahlreiche Weggefährten besonders von Paul Nehring klatschten Beifall, unter ihnen Bernd Dankowsky, der heutige Präsident des RVH.

Das Radsport-Areal im Hamburg-Eimsbüttel wird wohl noch weltweit eine ganz besondere Rolle spielen – sollte die Freie und Hansestadt an der Elbe bald Schauplatz der olympischen Sommerspiele werden. Wie? Darüber beraten bereits jetzt intensiv einige Experten.

Foto: Paul Nehring (mit klassischem Sturzring)

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DOSB
Broschüre: „Zur Bedeutung von Sport und Bewegung in Gesundheitsförderung und Prävention“

„Zur Bedeutung von Sport und Bewegung in Gesundheitsförderung und Prävention. Maßnahmen – Projekte – Initiativen“ – das ist der Titel einer eben erschienenen Broschüre des DOSB.

Die Veröffentlichung soll dem Leser die Themenvielfalt und das Angebotsspektrum des DOSB für mehr Sport und Gesundheit näher bringen. Dabei spannt sich der Bogen von den Qualitätssiegeln „Sport pro Gesundheit“ und „Sport pro Fitness“ über das „Rezept für Bewegung“, den Aktivitäten zur betrieblichen Gesundheitsförderung, der Initiative gegen Medikamentenmissbrauch bis hin zur Informationskampagne „Bewegung gegen Krebs“. Der interessierte Leser bekommt hier etliche Anstöße – ob als (potentieller) Sportler, Übungsleiter, Trainer oder als Vereins- oder als Verbandsfunktionär. Klar wird auch: Der DOSB – mit seinen Vereinen und Verbänden – ist für das Gesundheitssystem ein professioneller und verlässlicher Partner.

http://www.sportprogesundheit.de/de/sport-und-gesundheit/hintergrund/

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AUF EINEN BLICK
Radsport: Nachrichten-Telegramm

2015
Neue Deutsche Meisterschaft: Sechser-Mannschafts-Zeitfahren

Das BDR-Präsidium hat entschieden, dass es eine DM Elite Sechser-Mannschafts-Zeitfahren geben soll. Die diesjährige DM findet statt in Genthin – am 30. August. Mannschaftszeitfahren gibt es seit 2012 auch wieder im Rahmen der UCI-Weltmeisterschaften.

UCI
Bahn-Weltcups 2015/16: Von Kolumbien nach Hongkong

Den Auftakt der Bahn-Weltcups macht vom 30. Oktober bis 1. November Cali (Kolumbien). Dann folgt Cambridge vom 5. bis 6. Dezember (Neuseeland). Der dritte und letzte Lauf des UCI Bahn-Weltcups wird vom 16. bis 17. Januar 2016 in Hongkong (China) gefahren.

40 Titel
DM Bahn im Velodrom der Hauptstadt

Bei den 129. deutschen Bahn-Meisterschaften des BDR im Velodrom von Berlin sind vom 10. bis zum 14. Juni insgesamt mehr als 40 Titel vergeben worden – allein im Elitebereich 15. Neben Männern und Frauen traten auch Junioren, Juniorinnen sowie die männliche und weibliche Jugend an. Herausragend in diesem Jahr:
Weltmeisterin Kristina Vogel (mit Siegen im Sprint, Zeitfahren und zusammen mit Gudrun Stock im Teamsprint) sowie Maximilian Levy mit Goldmedaillen im Sprint und Keirin und Domenic Weinstein im Verfolgungsfahren (Einzel- und Mannschaft).

Hessen
DM Trial-Bike: Sandritter holt Titel

Im hessischen Bad Endbach wurden die Deutschen Meisterschaften im Trial-Bike 26" vom MSC Salzbödetal ausgerichtet. Neuer Meister wurde
überraschend der 19-jährige Jonathan Sandritter (MSC Schatthausen) – vor Moritz Mettenheimer (20; ASC Melsungen) und Hannes Herrmann (22; MSC Thalheim).

Sauerländisches Saalhausen
Mountainbike-DM
MTB: Grobert und Fumic werden Meister

Helen Grobert (Team Ghost Factory Racing) gewann das Elite-Rennen MTB Frauen über 29 Kilometer – vor Hanna Klein und Titelverteidigerin Adelheid Morath (beide BH-Sr Suntour-KMC). Manuel Fumic (Team Cannondale Factory Racing) wurde Sieger des Herren-Elite-Rennens. Silber und Bronze gingen an Titelverteidiger Markus Schulte-Lünzum (Focus XC Team) und Moritz Milatz (Koch Engineering-Müsing Racing Team).

Sanktionen / Mehr Geld
Die Nationale Anti-Doping-Agentur veröffentlicht Jahresbericht

Gut 8500 Trainings- und mehr als 5000 Wettkampfkontrollen wurden von der Anti-Doping-Agentur im vergangenen Jahr durchgeführt, heißt es im neuen Jahresbericht der NADA für das Jahr 2014. Es gab 86 mögliche Verstöße gegen Anti-Doping-Regeln. 22 Athleten wurden bestraft. 500 000 Euro jährlich wollen anscheinend die Bundesländer der NADA künftig jährlich zusätzlich zur Verfügung stellen.

4.800 Kilometer
Race Across America (RAAM): Ein Radrennen der besonderen Art

2500 Radsportler waren für die Ausgabe 2015 des RAAM gemeldet, eines der härtesten Radrennen weltweit. Der Großteil der Fahrer fuhr in Achter-, Vierer- und Zweier-Teams. Zwei deutsche Mannschaften traten in diesem Jahre an. 4 800 Kilometer waren zu fahren – von der West- zur Ostküste der Vereinigten Staaten von Amerika. Das Zeitlimit betrug  zwölf Tage oder 288 Stunden. Der beste Rennfahrer aus Deutschland war 2008 der Arzt Michael Nehls (52): Er fuhr pro Tag rund 15 Stunden und schlief sechs – damit erreichte er das Ziel auf Platz sieben.

Saarland
Ein großer Radsportler ist verstorben: Lothar Friedrich

Seine Rad-Karriere als Querfeldeinfahrer hatte Lothar Friedrich im Saarland begonnen; sein letztes Rennen fuhr er in dieser Sparte 1959, als er bei der WM neben Rolf Wolfshohl als zweitbester Deutscher Rang 15 erreichte.

Berlin
Ein neues Fahrradmagazin ist auf dem Markt

Die Stadtmagazine tip Berlin und Zitty produzieren eine neue Zeitschrift: Fahrrad. Der Titel richtet sich gezielt insbesondere an Berliner Radfahrer. Das Blatt mache "Lust auf Radfahren", heißt es bei Zitty.

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IMPRESSUM
BDR-Nachrichten 5/2015 / 7. Jahrgang
Herausgeber: Bund Deutscher Radfahrer (BDR) / Frankfurt am Main / Deutschland
Texte / Verantwortlich: Dr. Manfred Schwarz / BDR-Vizepräsident (Kommunikation)
E-Mail: dr.manfredschwarz@gmx.de; Tel.: 0171 205 1 201