Bundeswehr,
Polizei und Zoll: Sportfördergruppen sind für den
Spitzen-Leistungssport unerlässlich
Exemplarisch beleuchten die BDR-Nachrichten in dieser Ausgabe mit zwei Artikeln den BMX-Olympioniken Luis Brethauer, der offiziell als Stabsgefreiter Dienst tut bei einer der Sportfördergruppen der Bundeswehr: Einmal geht es um die offizielle Rolle des Spitzensportlers, zum anderen aber vor allem um den „privaten Luis Brethauer“. In den nächsten Ausgaben der BDR-Nachrichten werden Hintergrund-Fakten zur staatlichen Spitzensport-Förderung veröffentlicht. Die Deutschen Meisterschaften Straße in Thüringen haben zumindest eine große Überraschung beschert: Trixie Worrack (Cottbus), die noch im März in der Lombardei nach einem schweren Sturz eine Niere verloren hat, ist jetzt Deutsche Meisterin im Zeitfahren geworden – und nun auf dem Weg nach Olympia in Rio de Janeiro. Erfolgreicher Alktiven-Sport ist nicht möglich ohne die vielfältige Arbeit derer, die als Ehrenamtliche arbeiten. Eine große Persönlichkeit, die in vielen wichtigen Funktionen für den Radsport gearbeitet hat, war der ehemalige Präsident des deutschen Radsportverbandes BDR, Manfred Böhmer. Er ist mit 79 Jahren verstorben. Einer der größten deutschen Sport-Stars lebt nicht mehr. Auch er ist 79 Jahre alt geworden. Altig „war einer der beliebtesten deutschen Sportler aller Zeiten – im Inland wie im Ausland“ (Klaus Angermann). Dass Rudi Altig in seinem Leben auch einige schwere private Krisen zu bewältigen hatte, ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Die BDR-Nachrichten berichten ausführlich darüber. Nach einer großen Trauerfeier am 24. Juni wurde Altig später in engstem Kreise seiner Familie beigesetzt. Doch Rudi Altig bleibt unvergessen – als internationale Legende des Radsports.
Beste Grüße |
Mehrere Stunden Tour live im TV: Eurosport und ARD senden zu etwas unterschiedlichen Zeiten
Ein neues Renn-Format wird in Deutschland Premiere feiern: die „Deutsche Meisterschaft Jedermann Straße“ – am 24 und 25. Juni im hessischen Nidda. Auch ein BDR-Team wird dabei sein. Eurosport berichtet, wie früher schon gewohnt, täglich länger von der diesjährigen Großen Schleife. Zum Auftakt zum Beispiel, am 2. Juli, sendet der Spartensender von 12 bis 17.30 Uhr, die ARD von 14.30 bis 17.45 Uhr. Am Tag der 12. Etappe etwa – am 14. Juli, wenn es am französischen Nationalfeiertag gilt, den Mont Ventoux zu bezwingen – präsentiert Eurosport die spannenden, bewegten Bilder von 14 bis 17.30 Uhr (ARD: 15.10 bis 17.25). Die abschließende Tour-Etappe, am 24. Juli – auf den Champs Élysées –, überträgt die ARD von 16.30 bis 19.30 Uhr, Eurosport berichtet von 16.15 bis 19.45 Uhr. |
Sein Lorbeer wird nicht welk
werden Rudi Altig: Private Seiten einer Legende
Der Straßen- und Bahnweltmeister Rudi Altig schrieb eine phänomenale Erfolgs-Geschichte. Viele seiner Bewunderer wissen nicht, dass er in seinem Leben auch schwere Schicksalsschläge zu überwinden hatte. Rudi Altig, das ist unbestritten, war eine „Ikone, ein Idol, ein Original, ein Mann von Welt“ – so schrieb es die Tageszeitung Rheinpfalz. Dabei kam er aus einer eher einfachen Familie, die vom Vater früh verlassen wurde. Anfangs war Sohn Rudi Elektroinstallateur (Geselle), er arbeitet für BBC auf Montage. Um, wie Rudi Altig schelmisch erzählte, „auf Reisen“ auf Dauer dort nicht „zu versagen“ (oder „zu versacken“?), wurde er etwas später lieber endgültig Rennfahrer. Die Familie Altig war keineswegs begütert, mancher Groschen wurde dreimal umgedreht, ehe dieser ausgegeben konnte. Als Rudi sein Interesse am Radsport entdeckte, bekam er ein Rennrad zur Verfügung gestellt – kein neues, sondern das gebrauchte von seinem vier Jahre älteren Bruder Willi. Schon früh ist die Mutter der Familie Altig gestorben. Offensichtlich ist den Söhnen deren Tod sehr zu Herzen gegangen: Längere Zeit fuhren sie, Willi und Rudi, Rennen in schwarzen Trikots – zu Ehren ihrer Mutter. 1957 ist Karl Ziegler in das Leben der Brüder Altig getreten, der Ziegler, der heute 96 Jahre alt ist und nun der Familie Altig kondolieren musste. Ziegler war es, der Rudi Altig von der heute weit verbreiteten Trennkost zu überzeugen wusste und der ihn den „Yoga-Kopfstand“ lehrte, der später weltberühmt werden sollte. Es war der Kopfstand, mit dem er vor seinen ersten Bahn-WM-Titel in Amsterdam 1959 die Welt verblüffte. Rudi Altig, schreibt der Journalist und Radsportexperte Klaus Kullmann, war da längst der „Musterschüler“ Zieglers geworden. Des Zieglers, dessen Rad-Geschäft später von Willi Altig übernommen worden ist. Rudi Altig war schon damals kein Kind von Traurigkeit. Er galt stets schon als geradeheraus und als jemand, der nicht gerade immer diplomatisch formulierte. Dem Autor dieser Zeilen sagte er vor einem Jahr ziemlich unverblümt, was er alles nicht so gut am Bund Deutscher Radfahrer (BDR) fand. Doch er sagte es in der „Altig-Sprache“ mit Mannheimer Dialekt so, dass kein BDR-Funktionär Grund haben konnte, ihm böse zu sein. Auch bei diesen Worten hatte der Zuhörer wieder den Eindruck, dass es toll ist, mit einem der größten Radsportler dieser Welt zu sprechen und dabei das Gefühl zu haben, dass diese Sport-Ikone es – durchaus gut gelaunt – einfach ehrlich meint. Willi Altig, der seinem Bruder Rudi – als er ganze acht Jahre alt war – aus Versehen mit dem Beil einen Finger abgehackt hat, war mit seinem Bruder geradezu symbiotisch eng verbunden. Sie hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Es war, so sagte Rudi des Öfteren, als seien sie genetisch eineiige Zwillinge. Auch bei Radrennen – ebenfalls bei der berühmten Straßenweltmeisterschaft auf dem Nürburgring 1966 – fuhren sie wie ein Paar: als die unzertrennlichen „Mannheimer Ochsen“. Besonders deutlich wurde das bei Sechstagerennen – bei den Six Days, von denen Rudi 75 gefahren und 23 gewonnen hat. Willi war der Taktiker, Rudi der Draufgänger, der am Schluss dann meist die Nase vorne hatte. Rudis Ehefrau Monique hatte ihrem Ehemann vor etlichen Jahren, 1994, geraten, einmal seinen Magen untersuchen zu lassen. Rudi folgte diesem Rat. Bei der Untersuchung in einer Freiburger Klinik hat man bei ihm Magenkrebs diagnostiziert. Eine erfolgreiche Operation erfolgte innerhalb weniger Tage. Der Magen wurde ihm entfernt. Viele Jahre ging es dann gut mit der Gesundheit des nach wie vor umtriebigen Rudi Altig, der zum Beispiel auch technischer Berater bei der Remagener Fahrradfabrik Schauff, Moderator, Sportlicher Leiter oder Trainer gewesen ist und der in seinen letzten Lebensjahren – wohl eher seiner geliebten Frau Monique zuliebe – selbst dem Golfsport frönte. Dann aber kam sie zurück, die tückische Krankheit, gegen die der Straßen- und Bahn-Weltmeister lange unverdrossen angekämpft hatte. Den Kampf gegen den Krebs hat schließlich auch Rudi Altig verloren. 79 Jahre alt ist er geworden. Am 24. Juni war die offizielle Trauerfeier, zu der viele Menschen – ob prominent oder weniger prominent – aus Nah und Fern angereist sind. Unter den Trauergästen in Sinzig waren zum Bespiel die Radsport-Größen Hennes Junkermann, Dietrich Thurau und Olaf Ludwig. Den nationalen Radsportverband präsentierte der stellvertretende BDR-Präsident Peter Streng. Für die Politik waren der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz erschienen, Kurt Beck, und der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm. Später erfolgte im engsten Familienkreise die Beisetzung Rudi Altigs, der seine Frau Monique und drei Kinder hinterlässt. Rudi Altig bleibt unvergessen. Ähnlich wie etwa die legendären Rennfahrer Gino Bartali, Fausto Coppi, Jaques Anquetil, Raymond Poulidor, Rik van Steenbergen oder Eddy Merckx. Ein Denkmal aus Stein gemeißelt hat Rudi Altig schon: Seine Heimatstadt Mannheim benannte die dortige Radrennbahn mit „Rudi und Willi Altig-Radstadion“. Und am 31. Juli 2016 fällt erstmals wieder der Startschuss für ein hochklassiges Profirennen auf der Nordschleife des Nürburgrings. Das UCI-Rennen der Kategorie 1.1 führt auf der Nordschleife über fünf Runden. 151 Kilometer und 4 000 Höhenmeter sind zu bewältigen: „ein Rennen für den Kämpfer vom Ring“ (Magazin Tour). Der Name des Rennens: „Rudi-Altig-Race“ („RAR“). Noch vor wenigen Wochen, im Mai, avisierten die Organisatoren das neue Nürburg-Rennen auf einer großen Pressekonferenz. Mit dabei, als Ehrengast: Rudi Altig. Er war bereits im Gesicht vom nahenden Tod deutlich gezeichnet. Aber er strahlte – mit kerzengerader Haltung – voller Stolz und Freude. Das „Rudi-Altig-Race“ ist das Abschiedsgeschenk für die unvergleichliche Sportlegende Rudi Altig.
TV-Video (Sondersendung)
Rudi, Monique und Willi Altig: Beitrag des SWR |
Das offizielle Bild einer Ikone
„Die deutsche Öffentlichkeit, aber auch die gesamte internationale Radsportwelt – ob in Frankreich, Italien, Belgin, den Niederlanden oder Polen – reagiert betroffen in Wort und Bild“, schrieb Klaus Angermann für die DOSB-Presse in einem Nachruf. Das „Colosse Allemand“ (L’Équipe) war auch international – noch 50 Jahre nach seiner Aktiven-Karriere – ein überragender Sympathieträger. "Wir trauern um Rudi Altig und drücken seiner Familie unser herzliches Beileid aus", sagte Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer. Altig kämpfte stets unverdrossen – zuletzt auch gegen seine schwere Krankheit. 1994 hatte er eine Magenkrebs-Erkrankung überstanden. Den Radsport bezeichnete er einmal als einen "roten Faden in meinem Leben. Den schneide ich, solange ich lebe, nicht durch." Zum Radsport ist Rudi Altig, der gelernte Elektro-Installateur, durch seinen vier Jahre älteren Bruder Willi gekommen, von ihm hatte er als 14-Jähriger ein gebrauchtes Rennrad übernommen – und prompt ein Jahr später sein erstes Querfeldeinrennen gewonnen. Beide, Willi und Rudi, fuhren später auch zusammen viele Straßenrennen, aber erfolgreich ebenfalls etliche Sechstagerennen. In den Sechzigerjahren war der gebürtige Mannheimer einer der größten deutschen Sportstars. Lange hat er den deutschen Radsport geprägt. Bei der Tour de France gewann er acht Etappen, er fuhr insgesamt 18 Tage im Gelben Trikot. Einer seiner größten Erfolge war der WM-Titel 1966 im Straßenrennen auf dem Nürburgring. Altig hat, so sagte er, jahrelang darauf gewartet, dass ein Landsmann seinen Riesen-Erfolg wiederholt. Doch egal ob Jan Ullrich, Erik Zabel oder zuletzt John Degenkolb an den Start ging – Altigs Wunsch sollte jedenfalls zu seinen Lebzeiten nicht in Erfüllung gehen. 1962 sicherte sich Rudi Altig als erster deutscher Profi das Grüne Trikot der Tour de France, außerdem triumphierte er im gleichen Jahr bei der Spanien-Rundfahrt. 1966 wurde Altig zu Deutschlands Sportler des Jahres gekürt, und er wurde mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt. 1997 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Altig gewann als erster Deutscher die Klassiker Mailand-Sanremo und die Flandern-Rundfahrt. Seine einzigartige Karriere begann er auf der Bahn. Hier wurde Altig mehrfach Weltmeister in der Einerverfolgung. Und er war ein ganz großer Rennfahrer bei Sechstagerennen, 23 Siege holte er sich. Auch bei den Six Days war er unverwechselbar: Schon von weitem erkannten ihn die Fans an seiner typischen Haltung auf dem Rad. So eingeprägt haben sich in dieser Zeit auf der Bahn nur wenige andere Legenden des Radsports – wie etwa Peter Post, Rik van Steenbergen, Rik van Looy oder Patrick Sercu. "Sacré Rudi", den "verdammten Rudi", nannten ihn die Franzosen für seine draufgängerische Fahrweise. Das war sehr anerkennend gemeint. Noch lange nach Beendigung seiner Aktiven-Karriere besuchte Altig Rennen in ganz Deutschland. Nicht selten war er auch erfolgreicher Rennleiter. Gern gab er auch Autogramme. Und er pflegte Freundschaften zu vielen Menschen. Natürlich auch zu anderen Radsport-Größen – wie etwa dem fünfmaligen Tour-Sieger Eddx Merckx. Altig war in hohem Maße selbstbewusst und konnte sich gut verkaufen. Doping-Vorwürfe wusste er drastisch zurückzuweisen. Einer seiner berühmten Sprüche war: „Wir sind doch alle nicht mit Zuckerwasser gefahren.“ Oder er referierte drakonisch: "Ich weiß, was ich gemacht habe. Mit Doping hatte das nichts zu tun. Wir haben gut trainiert, viel geschlafen und gut gegessen, und wenn wir Kopfweh hatten, gab's vom Arzt eine Tablette. Das machten doch alle so. Doping ist, wenn man Blut panscht. Außerdem betrifft das den gesamten Sport und nicht immer nur die Radfahrer.“ Ihm hat man solche Verlautbarungen kaum länger übel genommen. Rudi Altig war, so sagt Klaus Angermann, „Deutschlands erfolgreichster und beliebtester Radrennfahrer aller Zeiten“. Sein letztes Rennen hat auch er verloren.Foto: Rudi Altig (r.) mit seinem Bruder Willi in den 60er-Jahren |
Nidda BDR: Eine neue Form der Jedermann-DM Es gibt eine neue Form der Deutschen Meisterschaft Jedermann des Bund Deutscher Radfahrer. Zum ersten Mal an einem Wochenende wurden die Meister ermittelt. Diese neue DM, so resümierten Beobachter, feierte insgesamt in Nidda „ihre erfolgreiche Deutschland-Premiere“ (Radsport aktiv). BDR-Vizepräsident Udo Sprenger erklärte dazu: „Gedankenspiele, eine ‚richtige’ Deutsche Meisterschaft für Hobby-Radrennfahrer zu veranstalten, gab es schon lange. Gemeinsam im Team mit Freunden ein Rennen fahren, um den Sieg kämpfen und als Team Meister werden. Und sich auf einer abgesperrten Strecke einmal fühlen wie ein Profi – dieser Traum wird jetzt wahr.“ Dieses insbesondere für die Hobby-Fahrerszene besondere Event-Wochenende begann am 24. Juni (Freitag), und zwar mit einem Zeitfahren und einem Generationenrennen. Am 25. Juni wurden die Deutschen Meister ermittelt. Die Siegerehrung fand anschließend statt: auf der Showbühne des Parkfestes in Bad Salzhausen. Anschließend wurde gefeiert. Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet waren bei der neuen DM am Start. Die Startfreigabe erteilte der Präsident des deutschen Radsportverbandes Rudolf Scharping. Dann gab es spannende Rennen. Erster Deutscher Jedermann-Meister bei den Herren der Elite wurde Ricardo Schlemonat vom "Straßen-Team RadMitte". Er fuhr die 92 Kilometer (vier Runden á 23 Kilometer) in 2:13:35 Stunden (Schnitt: 41,3 km/h). Sven Philipp aus Neu-Isenburg wurde Deutscher Meister bei den Herren in der Kasse Masters 1 in 2:14:36 Stunden (Schnitt 41 km/h). Sieger bei den Masters 2 ist Jens Ludwigs in 2:14:42 Stunden (Schnitt 40,9 km/h) geworden.
Bei den Damen/Einzel war Jennifer Pothmann vom TSV Bad Endorf vorn,
die für drei Runden á 23 Kilometer 2:2:54 Stunden benötigte
(Schnitt: 33,6 km/h). In der Klasse Masters I obsiegte Stefanie
Sklarzik ("Team Sauhaufen") in 2:2:55 Stunden (Schnitt 33,6 km/h).
In der Klasse Masters II triumphierte Maria Herbut (FC Deutsche
Post) in 2:03:30 Stunden (Schnitt 33,5 km/h). |
Thüringen
Die größte Überraschung bei den Deutschen Straßenmeisterschaften ist Trixie Worrack aus Brandenburg gelungen, der man vor kurzem noch nach einem schweren Sturz eine Niere hat entfernen lassen müssen. Trixi Worrack ist bei der Deutschen Zeitfahr-Meisterschaft der Frauen nur wenige Wochen nach der sturzbedingten Entfernung einer Niere gelungen, die Goldmedaille zu erobern. «Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich habe mich zwar gut vorbereitet, aber ich war ja auch sehr lange außer Gefecht. Ich wusste gar nicht, wo ich stehe. Erik Zabel saß im Auto, hat mich gelotst. Eigentlich fühle ich mich bei Hitze gar nicht so gut, aber heute lief es», so Worrack. Die 34-Jährige aus Dissen in Brandenburg benötigte 36:47 Minuten für die 26,2 km lange Strecke und blieb dabei als einzige Starterin unter der 37-Minuten Marke. 22 Sekunden hinter Worrack fuhr die Cottbuserin Stephanie Pohl (Cervélo Bigla) – 2015 in Paris Weltmeisterin im Punktefahren – als Zweite über den Zielstrich. Dritte wurde die Zeitfahr-Weltmeisterin von 2014, Lisa Brennauer, die 50 Sekunden auf die Goldmedaillengewinnerin verlor. Worrack kam mit dem welligen Parcours offensichtlich am besten zurecht. Vorjahressiegerin Mieke Kröger, Teamkollegin von Worrack und Brennauer bei Canyon SRM Cycling, „liebt eher die geraden Strecken“ (rad-net.de), sie belegte mit 1:25 Minuten Rückstand Platz fünf hinter Corinna Lechner. Mieke Kröger (Canyon-Sram) ist neue Deutsche Straßenmeisterin – und damit Nachfolgerin ihrer Teamkollegin Trixi Worrack. Die 22-jährige Zeitfahrspezialistin siegte mit zehn Sekunden Vorsprung als Solistin. Krögers Teamkollegin Lisa Brennauer spurtete auf Platz zwei. Der dritte Rang ging überraschend an die bisher eher unbekannte Jenny Hofmann (Sparkassen Girls Team Leipzig). André Greipel (Lotto Soudal) hat sich zum dritten Mal – nach 2013 und 2014 – den Deutschen Meistertitel bei den Männern gesichert. Der 33-jährige Hürther entschied in Erfurt das Straßenrennen nach 215,6 Kilometern deutlich vor Max Walscheid (Giant-Alpecin) und Lokalmatador Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step) für sich; er wird also bei der Tour de France im Weißen Trikot mit dem schwarz-rot-goldenen Brustring starten. Vierter wurde U23-Meister Pascal Ackermann (rad-net Rose), gefolgt von Gerald Ciolek (Stölting) und Konrad Geßner vom heimischen P&S Team Thüringen. John Degenkolb (Giant-Alpecin) kam als Vierzehnter ins Ziel. In Thüringen ist Tony Martin zum fünften Mal in Folge Deutscher Meister im Einzelzeitfahren geworden. Auf dem „sehr schweren Kurs“ (rad-net.de) war der Profi vom Team Etixx-Quick Step mit einer Zeit von 49:14 nicht zu schlagen – um 1:39 Minuten ließ er den nächsten Konkurrenten, Jasha Sütterlin (Movistar) hinter sich. Bronze holte sich Nils Politt (Katusha) mit einem Rückstand von 2:23 Minuten zu Martin. |
Rollen in der Öffentlichkeit Die endgültige namentliche Nominierung am 28. Juni durch den Deutschen Olympischen Sportbund – auf der Grundlage der Vorschläge seitens des BDR – galt für Luis Brethauer eher als Formsache. Nun kann sich der Stabsgefreite der Bundeswehr ganz auf seinen olympischen Traum konzentrieren. „In Hinblick auf Rio ist es für mich wichtig, dass ich schnell genug bin, um eine Medaille holen zu können“, sagt Brethauer. Doch der Sportsoldat, der offiziell Dienst tut in einer der Bundeswehr-Sportfördergruppen – in Todtnau (Baden-Württemberg) – weiß sehr wohl: Eine Garantie auf Edelmetall gibt es nicht. Bei BMX-Rennen sind nicht nur spektakuläre Sprünge an der Tagesordnung. Auch schwere Stürze gilt es oft zu verkraften. Dieser Sport verlangt Risikobereitschaft. Brethauer hat sich schon mehrmals bei Stürzen die Schulter ausgekugelt. So richtig erwischte es ihn zuletzt bei der Weltmeisterschaft, die vom 25. bis 29. Mai im kolumbianischen Medellín stattfand. Dort schied er nach seinem Sturz schon im Achtelfinale aus. Die Gefahr wird nicht dadurch reduziert, dass die Fahrer häufig ans absolute Limit gehen müssen, Zehntelsekunden geben sehr oft den Ausschlag. „Im Rennen muss man in jedem Augenblick viele Entscheidungen treffen. Da reicht es schon, wenn man sich ein oder zwei Mal verschätzt“, erklärt Brethauer. „Auch die Technik spielt eine wichtige Rolle. Die Bremsen, um nur ein Beispiel zu nennen, müssen absolut präzise funktionieren.“ In Sachen BMX-Sport hat Deutschland immer noch Nachholbedarf. „Sehr lange galt der Sport mit den kleinen, aber stabilen 20-Zoll-Rädern hierzulande eher als Fun-Sportart. Entsprechend dürftig waren die Förderangebote“, berichtet das Magazin Bundeswehr aktuell. Brethauer hat schon lange vor seinem Abitur – das war im Jahr 2011 – viel trainiert und viele BMX-Rennen gefahren. Der gebürtige Aschaffenburger kam so schon ein Jahr nach der Reifeprüfung bei den Olympischen Spielen in London bis ins Viertelfinale. Nach der Schulzeit hat sich Brethauer für das Förderkonzept der Bundeswehr entschieden. „Ohne die Bundeswehr könnte ich meinen Sport auf dem Niveau gar nicht ausüben. Außerdem bin ich auch stolz darauf, Sportsoldat zu sein“, sagt er. Mittlerweile kann er sein ganzes Leben, dank seiner Bundeswehr-Sportfördergruppe, auf den Trainings- und Wettkampf-Rhythmus ausrichten. Abgesehen von einzelnen militärischen Lehrgängen hat er nur wenig Kontakt zur „normalen“ Truppe. Eine der Ausnahmen war ein Lehrgang für Sportausbilder. Hier, so war im Y - Das Magazin der Bundeswehr zu lesen, „konnte er seine Erfahrungen als Leistungssportler einbringen“. Hier hörte er aber auch detailliert, durch Augenzeugen, realitätsnah von etlichen gefährlichen militärischen Auslandseinsätzen deutscher Soldaten, an denen der Sport-Stabsgefreite nicht teilzunehmen braucht. Brethauer weiß sehr wohl, was von ihm erwartet wird: immer wieder Erfolge im Leistungssport. „Dass das Dienstverhältnis bei uns Sportsoldaten zunächst nur jährlich verlängert wird, finde ich in Ordnung, denn man soll sich ja nicht darauf ausruhen, sondern auch eine Gegenleistung dafür erbringen.“ Der 23-jährige Sportsoldat gilt als „Sonnyboy“ (Y - Das Magazin der Bundeswehr) – sowohl bei den Soldaten wie auch bei Sportlern außerhalb der Bundeswehr. Doch er wird offensichtlich ebenfalls als sehr ernsthaftes Vorbild bei den BMX-Nachwuchsfahrern gesehen. Wie passen Sonnyboy-Image und ehrgeiziger Leistungssport zusammen? „Der Reiz liegt gerade in dieser Mischung“, sagt Luis Brethauer. „Auf der einen Seite ist BMX ein Extremsport mit hohem Verletzungsrisiko. Auf der anderen Seite macht es einfach Spaß, mit 60 Kilometern in der Stunde die Startrampe hinunterzuschießen und bis zu 15 Meter weit über die Hügel zu fliegen. Dazu kommt noch, dass jede Bahn anders ist. Deswegen wird dieser Sport nie langweilig.“ Immer noch haben die Fahrer der klassischen BMX-Nationen international die Nase vorn. Neben den einst dominierenden USA und Australien sind das vor allem Frankreich, Argentinien sowie die Niederlande. Brethauer war der erste Deutsche, der eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft gewinnen konnte, 2013 holte er Bronze. Experten wie Markus Theis – er war früher selbst BMX- sowie später MTB-Rennfahrer und gilt bei der Bundeswehr als respektierter Sport-Journalist – schreiben anerkennend, die Formkurve bei Luis Brethauer weise „in den vergangenen Monaten wieder nach oben“, ziemlich pünktlich zu den Olympischen Spielen in Rio. Seine Kameraden bei der Bundeswehr und in der BMX-Szene – und keineswegs nur die – werden Brethauer intensiv die Daumen drücken, wenn er bei der Olympiade an den Start geht. Seine Chancen stehen heuer gar nicht schlecht. Foto: Luis Brethauer (Mitte) mit BDR-Vizepräsident Udo Sprenger (vorn)
Video:
Luis Brethauer |
Fußballer, BMX-Fahrer, Soldat – und Fern-Student
Der BDR hat sich am Wochenende bei den BMX-Weltmeisterschaften in Medellin (Kolumbien) die letzte Hürde zur Qualifikation bei den Olympischen Spielen in Rio erfolgreich gemeistert: Sowohl bei den Männern als auch im Frauenwettbewerb wird ein BDR-Starter nach Brasilien reisen, um an den olympischen Wettbewerben teilzunehmen. Luis war gerade acht Jahre jung, als seine Eltern mit ihm in Schweden Ferien machten. Hier setzte sich der Knirps in einem Freizeitpark erstmals auf ein BMX-Rad – und war fortan hellauf begeistert. Der Vater kaufte seinem Sohn, als die Familie zurück im schwäbischen Reutlingen war, einen neuen fahrbaren Untersatz – kein Trekkingrad oder Mountainbike, sondern ein BMX-Rad. Für den Anfang freilich nur ein Gebrauchtes. Man wusste ja nicht, ob die Begeisterung lange andauern würde. Die Freude am BMX-Sport steigerte sich bald immer mehr. Luis erklärt das so: „Hinzu kam auch noch etwas Glück, denn in der Nähe meines Wohnortes lagen eine BMX-Strecke und ein guter Verein, wo ich schnell Anschluss fand.“ Der Sohn sagt, Mutter und Vater hätten „viel von ihrer Freizeit geopfert und sind mit mir zu den verschiednen Rennen in Deutschland und später auch im europäischen Ausland gefahren“. An einer Weltmeisterschaft hat Brethauer zum ersten Mal mit zwölf Jahren teilgenommen. „Nach und nach kämpfte er sich an die Weltspitze heran“ (Y – Das Magazin der Bundeswehr). Er hat das Gymnasium besucht – bis zu seinem Abitur, das war im Jahr 2011. Dort hatte er häufig wegen Rennveranstaltungen Schwierigkeiten mit der schulischen Anwesenheitspflicht. Doch sein Schulleiter wusste ihn offiziell zu unterstützen; er und mancher Kollege, der sich für die BMX-Szene begeistern konnte, entschuldigten nicht selten Fehlzeiten. Auf Antrag seines BDR-Trainers Florian Ludewig ist der Nachwuchssportler auch etliche Male „freigestellt“ worden. Nur ein Jahr nach der Reifeprüfung flog der Reutlinger dann nach London, zu den Olympischen Spielen in London – als jüngster Athlet in der deutschen Mannschaft. Nach der Schulzeit ging Luis Brethauer ganz neue Wege: Er wurde Sportsoldat. Denn ohne die Sportförderung der Streitkräfte hätte er sein hohes sportliches Leistungsniveau kaum halten können. „Ich habe mich ganz bewusst für das Förderkonzept der Bundeswehr entschieden. Eines meiner Vorbilder, Markus Huber, der damals beste deutsche BMX-Fahrer, war ebenfalls Sportsoldat.“ BMX-Sport steht im „BMX Team Cottbus“ naturgemäß im Fokus. Schon deshalb hat sich „Cottbus zum Mekka des deutschen BMX-Sports entwickelt“ (Magazin Bundeswehr aktuell). Ebenfalls BDR-Bundestrainer Florian Ludewig ist mit seiner Trainingsgruppe dort stationiert. Auf Ludewigs Empfehlung hin zog auch Brethauer 2015 gen Osten, nach Berlin-Köpenick. Er schätzt die guten Trainingsbedingungen in Berlin und Cottbus. Seine langjährige Freundin jedoch ist nicht nach Ostdeutschland mitgegangen. Das hat die hohe Intensität der Beziehung zwischen beiden aber offenbar nicht in Mitleidenschaft gezogen. Der Extrem-Sportler ist mit seinen Team-Kollegen ohnehin viel unterwegs, ob im spanischen Trainingslager oder bei Wettkämpfen in etlichen anderen Ländern. Aber die Freundin bedeutet dem BMXer außerordentlich viel. Er verriet dem Sportjournalisten Markus Theis, der selbst früher BMX- und MTB-Sportler gewesen ist und heute bei der Bundeswehr als anerkannter Radsport-Experte gilt: „Sie ist die wichtigste Bezugsperson für mich. Mit ihr kann ich über alles reden. Das ist auch deshalb so wertvoll, weil die mentale Verfassung für mich eine wichtige Rolle spielt. Sie hilft mir, wieder runterzukommen und mich zu erden.“ Der größte Erfolg Brethauers war bisher die Bronzemedaille bei der WM BMX im Jahre 2013. Dann kam eine überaus schwierige Phase. „2014 und 2015 hatte ich fast kontinuierlich Verletzungspech. Jedes Mal, wenn ich eine Verletzung überstanden hatte und wieder an meine vorherigen Leistungen anknüpfen konnte, kam eine neue, und ich musste wieder pausieren – das war natürlich frustierend.“ Da brauchte auch er verlässliche Rückzugsorte. Da wird der Lebens-Partner zu einer noch wichtigeren Stütze. Doch Luis Brethauer scheint auch psychisch sehr stabil. Bisher, so berichtet Markus Theis, sah er auch keine Notwendigkeit, einen Sportpsychologen zu Rate zu ziehen. Selbstbewusst sagt der Super-Sportler: „Ich war so weit immer in der Lage, diese Dinge mit mir selbst zu regeln.“ Und Y – Das Magazin der Bundeswehr stellt dazu fest, der im Vergleich zu anderen Sportarten eher lockere Lifestyledes des BMX-Fahrers helfe Luis Brethauer, „nicht alles so verbissen zu sehen“. Viel Freizeit hat Brethauer nicht. Auch das „Ausgehen“, sagt er, stehe nicht allzu häufig auf der Tagesordnung. Ein Gläschen Wein genehmige er sich zwar gelegentlich – aber dies in der Regel nur mit seiner Freundin. Ein richtiges Hobby hat er aber doch. „Ich habe ein Faible für Möbeldesighn. Einige meiner Möbel habe ich sogar selbst entworfen. Mein Bett zum Beispiel habe ich aus Paletten gebaut und mein Garderobe aus alten Kupferrohren.“ Was er später mal, nach seiner Aktiven-Karriere, machen will? Eine Trainerlaufbahn wird er wohl nicht anvisieren. Derzeit absolviert er ein Bachelor-Fernstudium – mit der Bezeichnung International-Management. „Wegen der Olympia-Vorbereitung muss ich das zurzeit zwar etwas schleifen lassen, aber mein Ziel ist es schon, des Abschluss spätestens dann in der Tasche zu haben, wenn Schluss ist mit dem Leistungssport.“ Vielleicht hat Luis Brethauer eines Tages selbst einen Sohn. Gefragt, ob er ihm auch ein BMX-Rad schenken würde, antwortete er, darüber müsse er mal mit seiner Freundin reden. „Also, Sport werden wir auf jeden Fall weitermachen. Ob es aber immer BMX sein muss, ist eine andere Frage. Das sollen die Kids dann ruhig selbst entscheiden. Für mich könnte es gern eine Sportart sein, in der man sich nicht so oft verletzen kann.“ |
Mit 79 Jahren Böhmer wurde im März 1997 in München zum Nachfolger von Werner Göhner als Präsident des deutschen Radsportverbandes gewählt. Er war gelernter Industriekaufmann und hauptberuflich beispielsweise von 1961 bis 1965 Exportleiter bei Cycles Peugeot. Anschließend leitete er 13 Jahre lang eine Zweirad-Vertriebsgesellschaft und Peugeot-Niederlassung in Radevormwald. Von 1979 an gehörte Böhmer eine Generalvertretung weltbekannter französischer und italienischer Zweiradteile-Hersteller in Köln. Außerdem war er von 1990 bis 1994 Teilhaber und Direktor des Unternehmens Soubitez im französischen Clamecy – damals Europas größter Hersteller von Fahrradbeleuchtungen. Nach dem Verkauf von Soubitez an das dänische Marwi-Konsortium übernahm Böhmer Vertretungen für ausländische Firmen und importierte Zweiradteile und Sportartikel. Vor seiner Wahl zum bundesdeutschen Radsport-Präsidenten hatte Manfred Böhmer schon zwölf Jahre als BDR-Vizepräsident gearbeitet. In seine vierjährige Amtszeit als BDR-Präsident (1997-2001) fallen beispielsweise zwei Weltmeisterschaften auf deutschem Boden: 1999 in Berlin (Bahn) und 2000 in Böblingen (Hallenradsport). Zudem kam unter seiner Präsidentschaft 1999 die Deutschland-Rundfahrt nach 17 Jahren wieder ins Rollen. Böhmer, aufgewachsen in Solingen und Ehrenmitglied des RC Sprinter Radevormwald, war Mitglied der Bahnkommission der UCI und wurde vom Radsport-Weltverband für seine vielfältigen Verdienste mit der höchsten UCI-Auszeichnung, dem „Merit UCI“, geehrt. Nach seiner fast 20-jährigen Arbeit als Funktionär ernannte ihn der BDR 2001 zum Ehrenmitglied. Nach seiner BDR-Präsidentschaft zog sich Böhmer vom Renngeschehen allerdings komplett zurück, er lebte fortan in seiner Heimat, in NRW, im Bergischen Land. „Mit Manfred Böhmer verliert der deutsche Radsport einen ganz großen Förderer, Mäzen und Funktionär. Böhmer war ein bemerkenswerter Radsportfan und eine herausragende Persönlichkeit. Der BDR, der Radsport insgesamt und viele Einzelsportlerinnen und Einzelsportler haben ihm viel zu verdanken“, erklärte BDR-Präsident Rudolf Scharping. |
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