Deutsche Radsportler gehören weltweit zu einer der führenden Rad-Nationen Deutsche Radrennfahrer haben bei der Tour de France 2015 erneut brilliert. Sie gewannen bei der Großen Schleife sogar die inoffizielle „Nationenwertung“ – nämlich die meisten Tour-Etappen. Und nicht nur bisher schon sehr bekannte Athleten, wie André Greipel oder Tony Martin, machten Schlagzeilen. Auch jüngere Rennfahrer aus Deutschland erstaunten die internationale Radsportwelt – besonders Simon Geschke oder Emanuel Buchmann. Gut darüber hinaus für den deutschen Radsport, dass über die Grand Boucle in diesem Jahr nicht nur der Spartensender Eurosport live den Fans berichtet hat, sondern auch die ARD. Doch in der jüngsten Vergangenheit zeigten Radsportler aus Deutschland Flagge ebenfalls in anderen Disziplinen. So gewannen BDR-Fahrer allein sieben Goldmedaillen bei der Bahn-Europameisterschaft. Und vier Medaillen haben deutsche MTB-Sportler bei den MTB-Europameisterschaften für sich verbuchen können. Mehrere Medaillen holten BDR-Athleten ebenfalls bei der EM Trial und der EM Straße. Ohne Zweifel: Der deutsche Radsport ist weiterhin im Aufwind. Im Gegensatz dazu steht die bedauerliche Tatsache, dass die Zahl von Radrennen in Deutschland immer noch zurückgeht. Es besteht freilich – angesichts der fortwährenden Erfolge des deutschen Radsports – Grund zu der Annahme, dass dieser Negativ-Trend bald ins Gegenteil verkehrt wird.
Beste Grüße |
BRT im hohen Norden Über 800 Teilnehmer am BRT im hohen Norden an der Ostseeküste hatte es schon am ersten Tag gegeben. „Das ist sensationell“, sagte BDR-Vizepräsident Peter Koch, zuständig für den Breitensport. Davon sind zum Starttag bereits allein 300 Radmarathonfahrer um 7.30 Uhr zu einer aktiven Fahrt gestartet. Orgachef und Landes-Verbandspräsident Uwe Meinke erklärte: „Wir hatten heute Morgen über 500 Nachmeldungen.“ Ob Radfahren, Radwandern oder eine Marathonstrecke - die Teilnehmer aus ganz Deutschland lobten Strecken und Organisation. Zum Finale beim Bundes-Radsport-Treffen in Boltenhagen gingen noch einmal knapp 700 Radler auf die Strecken an der Ostseeküste. Am Nachmittag des letzten Tages hoch im Norden gab es dann das große Abschlussfest, auf dem Hof der Grundschule Boltenhagen drängten sich die Radsport-Fans. Mit großem Applaus wurde der Familie Meinke und der Stammhelfercrew insgesamt gedankt. Passend zur guten BRT-Tradition gab es dann den „Banner-Einmarsch“. Viele Vereine bringen hierzu ihre Fahnen und Wimpel mit, auch das Banner des BRT-Ausrichters wird entgegen genommen. Hier übernahm BRT-Chef Bernd Schmidt die Moderation und führte durch die abschließenden Zeremonien. Bei der Vereinswertung über die abgespulten Kilometer siegte in diesem Jahr erneut der RV Wanderlust Salzgitter-Beddingen – mit 40 Teilnehmern. Insgesamt fuhren die 619 Vereinsfahrer aus 37 Vereinen 233.731 Kilometer. Schlusspunkt der Zeremonien war die Staffelstabübergabe an den Ausrichter im kommenden Jahr. Das nächste Bundes-Radsport-Treffen findet statt vom 24. bis 30. Juli 2016 in Bonn, im Radsportbezirk Mittelrhein-Süd. Bezirksvorsitzender Helmut Elfgen übernahm den Staffelstab aus den Händen von Wiebke Piepenhagen, verantwortlich für das nächste BRT. Zum Bundes-Radsport-Treffen gehört auch die Bundes-Ehren-Gilde (BEG), die Veteranenorganisation des BDR, die gleichzeitig mit dem BRT ihren Gilde-Kongress absolviert. Für die BEG – mit Gildemeister Karl-Heinz Kubas an der Spitze – hat es auch einen besonderen Empfang durch die Gemeinde Boltenhagen gegeben.
Foto (v. lks.): BDR-Vizepräsident Breiten- und Freizeitsport Peter Koch, Ausrichter 2016 Helmut Elfgen, BRT-Chef Bernd Schmidt, BEG-Gildemeister Karl-Heinz Kubas, Vorsitzende Ausrichter 2015 Wiebke Piepenhagen |
International eine Macht „Chapeau, der deutsche Radsport steht glänzend da“, schrieb die Frankfurter Allgemeine (FAZ), die dem Radsport, auch dem deutschen, keineswegs unkritisch gegenüber steht. Ähnlich positionierte sich zum Beispiel eine andere führende deutsche Tageszeitung, die Süddeutsche Zeitung (SZ), die zwar immer wieder auch überaus kritische Artikel ebenfalls zum deutschen Radsport veröffentlicht, aber nach der diesjährigen Großen Schleife anerkennend darauf verwies, dass die deutschen Athleten bei der Tour sogar die Nationenwertung gewonnen haben. Deutsche Tour-Fahrer konnten immerhin sechs Etappensiege verbuchen, André Greipel wurde sogar Sieger auch auf der abschließenden Etappe – auf den Champs d’Elysées. Nicht nur Greipel und Tony Martin fuhren ins internationale Rampenlicht, auch der bärtige Berliner Simon Geschke und der jungen Ravensburger Emanuel Buchmann machten „ein Versprechen für die Zukunft auf“ (Rainer Seele). „Die Hauptdarsteller, zum Beispiel Tony Martin, mussten zwar teilweise bluten dafür, doch sie können sich zugutehalten, prima Werbung für sich und ihr Metier betrieben zu haben“ (FAZ). „Die deutschen Profis hatten sich“, notierte Rainer Seele, „mächtig ins Zeug gelegt, nicht zuletzt mit Ehrenerklärungen, sich mit Haut und Haaren dem Anti-Doping-Kampf verschrieben zu haben“. Erstmals nach einigen Jahren haben wieder zwei deutsche Teams die „Grand Boucle“ in Angriff genommen, und das öffentlich-rechtliche Fernsehen war mit der ARD zur Frankreich-Rundfahrt zurückgekehrt. Das alles verfehlt seine Wirkung nicht. Inzwischen bekunden sogar wieder mehrere deutsche Städte deutliches Interesse daran, Teil der Tour de France zu werden: Vertreter aus Düsseldorf, Mannheim oder Münster sollen deswegen nun bei Tour-Direktor Christian Prudhomme vorstellig geworden sein. Im Fokus stehen der Grand Départ oder eine einzelne Etappe. Der Franzose jedenfalls quittiert das in jedem Fall mit Wohlwollen, „schließlich ist Deutschland ein bedeutender Markt für die Tour-Macher“ (FAZ). Wenn Prudhomme jetzt mehrmals gesagt hat, dass Deutschland auch in Sachen Radsport „eine Macht“ sei, bezieht sich das gewiss nicht allein auf den Radsport, sondern auch, international, auf die wirtschaftliche Komponente. Denn der deutsche Absatzmarkt ist der wichtigste in Europa. |
Hinter den
Kulissen Oft logieren die Tour-Athleten während der Großen Schleife in komfortablen Hotels. Nicht selten hausen die besten Rad-Profis der Welt freilich auch in eher drittklassigen Herbergen. Ruhe? Erholung nach einer strapaziösen Tour-Etappe? Öfter mal landen die Tourteams in Hotels, die die diesen Namen kaum verdienen und die von den Fahrern schon als extrem herb empfunden werden – fernab von jeglichem berühmten französischen Flair. Diese Herbergen befinden sich dafür mittendrin im Verkehrs-Trubel, direkt an einer vielbefahrenen Straße gelegen. Oft ein trister Ort, obwohl man nicht selten auf die mächtigen Berge in der Nachbarschaft blicken kann. Aber was nutzt der Ausblick in einem Hotel mit „braunem Anstrich, das wie ein Barackenensemble anmutet“ (Frankfurter Allgemeine). Und Zimmer frustrieren, die von den Rennfahrern oft handstreichartig umgestaltet werden müssen, damit „überhaupt ein Hauch von Komfort erkennbar ist“ (Dieter Seele). „Wir brauchen kein Schloss“, sagt zum Beispiel der Berliner Simon Geschke (Giant-Alpecin). Aber er wünscht sich jeden Tag während eines großen Etappenrennens eine Unterkunft, die den Bedürfnissen von Hochleistungssportlern zumindest im Kern gerecht wird. Nicht selten zwängten sich die Elite-Sportler jedoch zu zweit in Räume, in denen man sich kaum bewegen kann. Bisweilen entstand ein bisschen Freiraum, nachdem die Betten um 90 Grad gedreht worden waren. Und von den Schränken montierten die Fahrer nicht selten Türen ab, damit sie ihre Utensilien besser verstauen konnten. Auf dem Linoleumboden beispielsweise barfuss zu gehen, empfindet Geschke als unangenehm. „Der klebt, weil er so alt ist.“ Gegen den Lärm rund um die Herberge hat er sich an manchem Tag mit Ohrstöpseln gewappnet. Ansonsten? „Ich liege auf dem Bett, höre Musik, gucke an die Wand. Und ich versuche, mich nicht runterziehen zu lassen.“ Wenigstens hat zumeist die Klimaanlage funktioniert. Geschke sagte der FAZ, dass in manchen Tour-Hotels „nicht mal eine drittklassige Fußballmannschaft absteigen würde“. „Aber die Radrennställe, die teilweise mit Budgets von mehr als 20 Millionen Euro wirtschaften und sich als Hochglanzprodukte verstehen, können sich das bei der Tour nicht aussuchen, sie müssen nehmen, was der Veranstalter für sie gebucht hat“ (FAZ). Pech für das Team Giant-Alpecin, dass es zum Beispiel in Pau geradezu in einer wahren Unterkunfts-Tristesse gestrandet war. Wenigstens gab es etwa für Giant-Alpecin kulinarisch nichts zu mäkeln – dank der eigenen, vorzüglichen Köchin. „Sonst könnte man beim Essen schon mal ins Klo greifen“, meint Geschke. Er zielt damit nicht nur auf die Qualität der Mahlzeiten: Eine eigene Mannschafts-Küche verhindert auch, dass den Fahrern Doping-Substanzen untergeschoben werden können. |
Feedback
überwiegend positiv "Wir sind“, sagte der ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky dem Sportinformationsdienst (SID), mit dem Gesamtverlauf der Tour sowie der Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort sehr zufrieden und freuen uns über die sportlichen Leistungen der deutschen Fahrer“. Durchschnittlich 1,17 Millionen Zuschauer (Marktanteil 9,8 Prozent) verfolgten nach ARD-Angaben die Übertragungen des bedeutendsten Radrennens der Welt, „was erwartungsgemäß nicht an frühere Glanzzeiten heranreichte“ (Handelsblatt). Das Zuschauer-Feedback sei "überwiegend positiv" gewesen, ergänzte Balkausky. Die ARD habe "zu keinem Zeitpunkt" ein bestimmtes Quotenziel ausgegeben. "Natürlich würden wir uns wünschen, dass sich das Interesse der Zuschauer bei der Tour 2016 noch steigert", sagte Balkausky. Hintergrund: Als sich die Jubiläums-Tour zum 100. Geburtstag in einem Einzelzeitfahren der 19. Etappe zwischen Lance Armstrong und Jan Ullrich entschied, saßen am 26. Juli 2003 sage und schreibe 6,11 Millionen Radsport-Fans vor den Fernsehern. Das Erste konnte sich damals über einen sagenhaften Marktanteil von 47,4 Prozent freuen. Vor diesem Hintergrund erklärte Balkausky jetzt, dem Ersten sei "bewusst, dass sich das Vertrauen in den Radsport wieder neu entwickeln muss. Es gilt jedoch auch festzuhalten, dass die Tour gleich im ersten Jahr wieder zu einem elementaren Bestandteil der Sommersport-Übertragungen im Ersten geworden ist". Auch andere Sportarten hätten von den diesjährigen Tour-Übertragungen profitiert. Ebenfalls der „Spartensender Eurosport war mit seinem Ergebnis zufrieden und verzeichnete trotz der ARD-Rückkehr keinen Quoteneinbruch, sondern sogar eine leichte Steigerung“ (SID). Der Spitzenwert wurde eigenen Angaben zufolge am 18. Juli bei der 14. Etappe mit bis zu 690.000 Zuschauern erreicht. Mehr als 330 Stunden insgesamt sendete Eurosport Tour-Bilder, davon 90 Stunden live. Im Durchschnitt schalteten hier 350.000 Zuschauer in Deutschland ein. "Die Tour de France bei Eurosport ist eine Institution, und wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Jahr trotz paralleler Übertragung der Tour bei der ARD die Reichweiten und Marktanteile bei Eurosport weiter steigern konnten", erklärte Eurosport-Geschäftsführerin Susanne Aigner-Drews. |
Vom DOSB zur
ProSiebenSat.1-Gruppe Online-Medien: DOSB gibt Hoheit bei Sportdeutschland.tv ab Die ProSiebenSat.1-Gruppe übernimmt die Mehrheit an dem Online-Sportsender Sportdeutschland.tv, der mehr als 70 Sportarten im Angebot hat. Der Deutsche Olympische Sportbund zieht sich nach nicht mal einem Jahr zurück. Eine Verschmelzung mit der Sat.1-Marke ran wird es offenbar aber nicht geben. Nach nicht einmal einem Jahr Sendebetrieb zieht sich der DOSB bei seinem größten Medienprojekt wieder zurück: Der Spitzen-Sportverband hat die Mehrheit an Sportdeutschland.tv an die ProSiebenSat.1-Gruppe veräußert. Der Verband, so meldeten Medien, habe gemerkt, dass er „kein TV-Produzent ist“. Das ehrgeizige Projekt einer eigenen TV-und Internet-Plattform für kleinere und weniger präsente Sportarten hat sich offenbar „als zu groß für den Dachverband erwiesen“ (FAZ). Das vom früheren DOSB-Präsidenten Thomas Bach initiierte Projekt, das mit einem siebenstelligen Euro-Betrag angeschoben worden war, wird nun federführend von einem der größten Medienkonzerne übernommen. „Wir werden auch in Zukunft aktiv dabeibleiben“, betonte der beim DOSB für Wirtschaft und Finanzen zuständige Vizepräsident Stephan Abel. Es sei freilich klar gewesen, dass das Projekt „nur mit einem professionellen Partner langfristig durchzuziehen“ sei. ProSiebenSat.1 hat – für einen nicht genannten Preis – 57,5 Prozent an dem Online-Sportsender übernommen. Der Verband hält, eigenen Angaben zufolge, nur noch 27,5 Prozent und erhofft sich durch den Verkauf eine Stärkung und eine bessere Vermarktung des Portals. ProSiebenSat.1 will die Sportplattform „mittelfristig zu einer der führenden in Deutschland“ ausbauen, sagte der zuständige Manager Markan Karajica: „Sportdeutschland.tv steht ganz am Anfang bei dem Potential, das da ist“, betonte er. Er sieht einen „sehr, sehr großen Trend zur Sport-Berichterstattung“. Sein Medien-Unternehmen erhalte, so Karajica, durch den Zukauf „einzigartigen Zugang zu Vereinen und Ligen“. Schon kurzfristig solle die Plattform die Marke von einer Million Nutzern im Monat überschreiten. Später sollen es aber noch deutlich mehr Zuschauer werden. ProSiebenSat.1 wolle das neue Tochterunternehmen „pushen und bewerben“, versprach Karajica. Zugleich soll aber auch verstärkt Werbung bei den Übertragungen von Sportdeutschland.tv präsentiert werden, um das Projekt zu finanzieren. „Gerade in diesem Bereich benötigt der DOSB dringend Unterstützung“ (FAZ). Karajica kündigte ebenfalls eine Zusammenarbeit mit den klassischen TV-Sendern der ProSiebenSat.1-Gruppe an. „Wenn wir attraktive Rechte haben, können wir sie auch im Fernsehen plazieren“, sagte der Manager. Eine Verschmelzung mit der Sat.1-Marke ran - die derzeit vor allem Boxen und Football zeigt, aber die Fußball-Europa-League verloren hat - werde es aber nicht geben. Bisher zeigt Sportdeutschland.tv fast ausschließlich Disziplinen und Wettbewerbe, für die es sonst anscheinend wenig Nachfrage bei Fernseh- und Internet-Anbietern wie Sky, ARD, ZDF oder Sport1 gibt. Zu den Höhepunkten gehören die Volleyball- und die Tischtennis-Bundesliga. Zukünftig will sich der von der DOSB New Media GmbH betriebene Sender aber „für einige Highlights“ auch an Ausschreibungen in weiteren Sportarten beteiligen, avisierte Geschäftsführer Oliver Beyer. |
AUF EINEN BLICK Radsport: Nachrichten-Telegramm
EM
MTB |
IMPRESSUM |