EDITORIAL

Täglich faszinierende TV-Angebote zu einer Rad-Rundfahrt live zu produzieren, ist nicht einfach – das zeigt die Pleite in Österreich

TV-Medien in der Bundesrepublik nehmen die Tour de France wieder erheblich stärker wahr. Die heute vielfältigen, mehrstündigern medialen ARD-Angebote zur 103. Großen Schleife – mehr als fünf ganz unterschiedliche Kamera-Angebote und weitere Service-Varianten im Internet – unterstreichen den neuen Kurs des Ersten (und den seines „Tandem-Partners“, des Digital-Senders Einsfestival). Auch Eurosport brilliert in seinem Sender 1 und, zusätzlich, in seinem Bezahlprogramm mit weiteren hoch spannenden Informationsmöglichkeiten. Die Fernseh-Macher hoffen, dass Radsport-Fans bald wieder für hoch attraktive TV-Quoten sorgen.

Dass Fernseh-Sendungen über große Rundfahrten live keineswegs einfach zu produzieren sind – das zeigt die diesjährige Österreich-Rundfahrt: Die TV-Verantwortlichen waren nach dem Prolog urplötzlich nicht mehr in der Lage, in Echtzeit bewegte Bilder aufzunehmen und zu senden. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Fernsehmacher von der Tour de France zu den besten dieser Welt gehören; sie realisieren mit allen Raffinessen, dass die Radsportfans in 190 Ländern bei sechzig Fernseh-Sendern die Große Schleife so erleben können, als seien sie selbst vor Ort – an den Straßen der Grande Nation.

Wie viele der insgesamt 497 Radprofis weltweit stellen jeweils die einzelnen tangierten 43 Länder für Mannschaften der UCI-World-Tour? Ganz vorn stehen die Italiener. An 6. Stelle immerhin steht Deutschland – neben den USA.

Dass Spitzen-Leistungssport auch des BDR ohne die Sportfördergruppen der Bundeswehr, der (Bundes-)Polizei und des Zolls wenig optimal funktionieren würde, zeigt der Artikel, der untersucht, wie viele Medaillen in den letzten Jahren von Sportlern gewonnen wurden, die zu Sportfördergruppen der Bundeswehr gehören. Solche Hintergrund-Artikel werden die BDR-Nachrichten in den nächsten Ausgaben – zum Beispiel auch über die Sportförderung der Bundespolizei ­– auch weiterhin präsentieren.

Beste Grüße
Manfred Schwarz

 



12. Etappe: Chaos am legendären Mont Ventoux: Froome versucht, sein Gelbes Trikot zu Fuß zu retten – Etappen-Sieger wird De Gendt

Hamburg: EuroEyes macht die Cyclassics zum Export-Schlager – China ist offenbar ein strategisches Ziel

Tour de France: Bisherige TV-Qoten – ARD sieht noch Optimierungsmöglichkeiten

Le Tour: Lineares Fernsehen und etliche unterschiedliche bewegte Bilder parallel über „Stream live“

Unfassbare TV-Pannen bei der Österreich-Rundfahrt

World-Tour: Die meisten Rennfahrer kommen aus Italien – Deutschland und die USA stehen auf Platz sechs

Bundeswehr, Polizei und Zoll fördern Hochleistungs-Sportler

Kurznachrichten-Telegramm
 


Skandal bei der Tour de France
12. Etappe: Chaos am legendären Mont Ventoux: Froome versucht, sein Gelbes Trikot zu Fuß zu retten – Etappen-Sieger wird De Gendt

Schier unglaubliche Szenen spielten sich ab – auf der 12. Etappe der 103. Tour. Chris Froome (Sky) ist auf dem Weg zum Chalet Reynard, kurz vor dem Ziel, inmitten von dichten Menschenmassen zu Fall gekommen.

Bei den Favoriten hatte sich – das Ziel fast schon vor Augen – nach einer scharfen Attacke von Chris Froome (Sky) ein Trio mit dem Tour-Leader sowie Richie Porte (BMC Racing) und Bauke Mollema (Trek-Segafredo) gebildet, das geschlossen stürzte, als ein vor ihnen fahrendes Begleitmotorrad in der extrem engen Gasse zwischen den zahlreichen Zuschauern, die sich an keine Sicherheitsvorschriften hielten, plötzlich stoppte.

Da das Rad Froomes nach dem Sturz offenbar defekt war, lief der Brite im danach noch größer werdenden Chaos auf den letzten Kilometern auf seinen Rennschuhen, per pedes, in Richtung Ziel, ehe er zunächst vom einem ASO-Begleitfahrzeug ein neutrales Ersatzrad bekam und später von seiner Sky-Mannschaft ein weiteres Rennrad. Auf diesem Rad kam der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende Träger des Gelben Trikots mit deutlichem Rückstand auf seine Spitzen-Konkurrenten ins Ziel. Damit hat er die Gesamtführung verloren.

Fast zur Nebensache geriet dabei der Tages-Triumph des Belgiers Thomas De Gendt (Lotto Soudal-Team), dem auf dieser Etappe, am französischen Nationalfeiertag, sein erster, ganz großer Tagessieg beschert wurde. Der Belgier setzte sich durch nach 178 Kilometern von Montpellier zum Chalet Reynard (1.435m), unterhalb des Gipfels des Mont Ventoux. Zweiter wurde sein Landsmann Serge Pauwels (Dimension Data) – vor dem Spanier Daniel Navarro (Cofidis).

Der Brite Froome verlor am Ende relativ viel Zeit auf Quintana und andere Spitzen-Fahrer; er verlor damit zunächst offiziell auch das Gelbe Trikot an seinen Landsmann Adam Yates (Orica Bike Exchange). Später freilich entschied die Tour-Rennjury – im Rahmen einer Sonder-Entscheidung –, die Zeiten am Ergebnis des Rennfahrer Mololemas festzulegen, der nach der Kollision der Spitzengruppe hatte weiter fahren können. Demnach führt Froome nun in der Gesamtwertung vor Yates (+47 Sekunden), Bauke Mollema (+56) und Nairo Quintana (Movistar; +1:01).

Auf der morgigen 13. Etappe der Großen Schleife wird das Zeitfahren gestartet. Als einer der Top-Favoriten gilt Tony Martin (Etixx-Quick Step).

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Rollen die Cyclassics bald auch in Fernost?
Hamburg: EuroEyes macht die Cyclassics zum Export-Schlager – China ist offenbar ein strategisches Ziel

Die Cyclassics in Hamburg sind zumindest zunächst gerettet. Das Hamburger Unternehmen EuroEyes sponsert nun – statt Vattenfall. Bei der Strategie des Unternehmens spielt China eine große Rolle.

Der neue Sponsoring-Vertrag könnte die Hamburger Cyclassics, so mutmaßen an der Elbe einige Beobachter, mehr noch als bisher zum Exportschlager machen. Geplant ist offenbar, das bewährte Format – nämlich die Kombination aus Profi- und Jedermannrennen – ebenfalls in China zu erproben. "Wir wollen mit den Cyclassics weiter expandieren", sagt Christian Toetzke, Geschäftsführer des Veranstalters Ironman Unlimited Events Germany. Hintergrund: Unter der Dachmarke Velothon Majors finden schon jetzt in Stockholm, Berlin und Wales Rennen statt, die nach dem Vorbild der 1996 in Hamburg mit Hilfe der Hamburgischen Electricitäts-Werke AG (HEW) gegründeten Cyclassics gestaltet sind. Hier sind womöglich Synergieeffekte geplant – zwischen Ironman und EuroEyes.

„Dem neuen Namensgeber des Radrennens ist an einer weiteren Expansion durchaus gelegen“ (Hamburger Abendblatt). Weil: Auch EuroEyes ist international tätig und etwa in China schon mit mehreren Augenlaserkliniken vertreten. Die Filiale in Shanghai ist 2013 durch Bürgermeister Olaf Scholz eröffnet worden.

Genauso wichtig: Das Unternehmen Ironman, das nicht nur die Cyclassics organisiert – davor hieß die verantwortliche Agentur in Hamburg-Altona zunächst Upsolut und dann Lagardère Unlimited Germany –, ist über seinen Mutterkonzern Wanda Sports Holding im Reich der Mitte verwurzelt. "Hier passt vieles zusammen", sagte Jørn Jørgensen, Gründer und medizinischer Leiter von EuroEyes. Der Däne, seit sechs Jahren selbst Cyclassics-Teilnehmer, brachte bereits eine Verlängerung des Sponsoring-Vertrags ins Spiel: "Ich habe da ein gutes Bauchgefühl." Derzeit läuft der Vertrag über zwei Jahre – mit zwei weiteren Jahren Option.

Genaue Zahlen wurden bisher nicht genannt, das radsportliche Engagement von EuroEyes dürfte allerdings, so schreibt der Hamburger Sportjournalist Achim Leoni, deutlich geringer sein als das von Vorgänger Vattenfall. Der schwedische Energieversorger soll zuletzt jährlich rund 750 000 Euro zum Cyclassics-Gesamtetat von 3,2 Millionen Euro beigesteuert haben. Der neue Ironman-Chef in Deutschland, Christian Toetzke – er steuert das Unternehmen in Hamburg im Tandem mit Oliver Schiek –,  hofft freilich, zumindest den Sparkurs, der spätestens seit 2015 gilt, stoppen zu können. Mit den Sparmaßnahmen wollte man den drohenden Ausfall des Titelsponsors kompensieren.

So ist das Jugendrennen Youngclassics aus dem Programm genommen worden. Auch die Specialclassics für geistig Behinderte finden nicht mehr im bisherigen Format rund um die prestigeträchtige Binnenalster statt. Ersatzweise wird für den 20. August in diesem Jahr – das ist der Vorabend zum weltweit profilierten Profi- und Jedermann­rennens – eine Special-Olympics-Konkurrenz im Rahmen des Rad Race Battle in der City Hamburgs angeboten: auf der Mönckebergstraße, einer der wichtigsten Einkaufsmeilen in der Metropole des Hohen Nordens. Dieses Format, bei dem über Sprintdistanzen im K.-o.-System Duelle gefahren werden, hatte im Vorjahr Premiere.

Die als modern angesehenen neuen Formate sollen nun weiter ausgebaut werden. "Wir müssen den Trend Urban Cycling unbedingt stärker einbinden", sagt Toetzke. Sein Fernziel für die Cyclassic­s ist ein Wochenende, „an dem die ganze Stadt das Auto stehen lässt und mit dem Fahrrad unterwegs ist“.

(Siehe dazu den Beitrag über „EuroEyes“ in den Kurznachrichten)

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Das Erste / Eurosport
Tour de France: Bisherige TV-Qoten – ARD sieht noch Optimierungsmöglichkeiten

Die bisherigen Fernseh-Einschaltquoten bei den Live-Übertragungen von der Tour de France sind keineswegs schlecht, doch die Fernsehmacher insbesondere beim Ersten sehen noch Verbesserungschancen.

Am 7. Juli etwa (Donnerstag) hatte das ZDF allen Grund zu jubeln: Die Übertragung des EM-Fußballspiels Deutschland-Frankreich (ab 21.01 Uhr) sahen sagenhafte 29,82 Millionen Menschen (Marktanteil insgesamt an den deutschen Sendungen: 80,6 Prozent). Auf Platz zwei im Tages-Ranking aller deutschen TV-Sendungen folgte das heute-journal (ab 21.49 Uhr) mit einem Marktanteil (MA) von 74,7 Prozent – vor weiteren Beiträgen zur EM. Auf Platz 20 beispielsweise an diesem Tag kam die „Soko Wien“ (ZDF, ab 16.13 Uhr; 16,8 Prozent MA).

Die Übertragung der Tour de France (ab 14.19 Uhr im Ersten) kam an diesem Donnerstag über 3,1 Stunden auf einen MA von 10,5 Prozent (970 000 Zuschauer). Im Vergleich: Die Übertragung der Leichtathletik-EM (ab 11.14 Uhr über 4,16 Stunden in der ARD) verbuchte einen durchschnittlichen Marktanteil von 11 Prozent (1,27 Millionen Zuschauer).

Am 9. Juli (Samstag) zum Beispiel verbesserte sich die Quote im Ersten für die Tour: Ab 14.23 Uhr sahen innerhalb von 2,49 Stunden immerhin 1,37 Millionen Menschen zu (MA: 13,1 Prozent). Während bei der Tagesschau zwischendurch (drei Minuten) nur 970 000 Zuschauer dabei waren (9,5 Prozent). Ab 18.40 Uhr wurde dann wieder die Leichtathletik-EM präsentiert (2,42 Millionen / 15,8). Zum Vergleich: Um 22.13 Uhr sendete die ARD an diesem Tag die Tagesthemen (2,03 Millionen; 9,0 Prozent).

Am 10. Juli (Sonntag) verfolgten immerhin 1,51 Millionen die Tour (ab 15.01 Uhr; 10,8 MA) – während nur 570 000 Bürger (MA: 3,4) beim „Bericht aus Bonn“ (ab 18.31 Uhr) über 19 Minuten den grünen Spitzenpolitiker Cem Özdemir im „Sommerinterview“ sehen wollten (3,4 MA) sehen wollten.

2015 hatten bei der ARD im Schnitt 1,17 Millionen Menschen die Übertragungen der Großen Schleife verfolgt, das entsprach einem durchschnittlichen Marktanteil von 9,8 Prozent. Freilich muss hier berücksichtigt werden, dass parallel zur ARD auch Eurosport live von der Tour de France berichtete. Werden die Zuschauerzahlen addiert, kommt man durchaus auf ansehnliche Zahlen derer, die die Große Schleife täglich (!) verfolgt haben.

Bei Eurosport ist man jedenfalls trotz der harten Konkurrenz durch die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sender eher zufrieden. Den Sparten-Sender schalteten bei den bewegten Bildern von der Tour de France 2015 im Schnitt immerhin 350 000 Zuschauer ein. Das war ein Marktanteil von 3,2 Prozent. 2014 habe die Durchschnittsreichweite noch bei 340 000 Zuschauern bei einem Marktanteil von 3,0 Prozent gelegen, hatte die Discovery-Tochter mitgeteilt.

Primäre Datengrundlagen: AGF/GfK; TV Scope / ARD / Magazin DWDL; vorläufig gewichtete Daten; zeitversetzte Nutzung: produktbezogen (r,v,z); Auswertungsbasis: Zuschauer ab 3 Jahre, Fernsehpanel (D+EU)

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Weltweit: Vielfältig wie nie
Le Tour: Lineares Fernsehen und etliche unterschiedliche bewegte Bilder parallel über „Stream live“


Die Große Schleife ist in diesem Jahr täglich sowohl im Free-TV als auch als Stream live zu sehen: bei der ARD und bei Eurosport. Der Zuschauer kann sich über ganz verschiedene Kamera-Bilder – authentisch auch ohne Moderatoren-Ton – im Fernsehen und, zusätzlich, im Internet erstaunlich vielfältig informieren lassen.

Von der Tour de France 2016 sind heuer ungewöhnlich viele, unterschiedliche bewegte Bilder garantiert. Erstmals gibt es auch über "Onboard"-Kameras Live-Bilder direkt aus dem Peloton. Jeden Tag werden 14 Räder von Radprofis bei der Tour de France mit Kameras ausgestattet. Drei der kleinen Action-Kameras senden live und werden in die normale TV-Berichterstattung eingeflochten. Die Aufnahmen Kameras ohne Verbindung zum Satelliten fließen in tägliche Zusammenfassungen ein, die ebenfalls auf YouTube angeboten werden.

Die ARD (Sportschau) offeriert als Live Stream zusätzlich zum offiziellen Fernsehbild (Lineares Fernsehen) zum ersten Mal fünf zusätzliche Kamera-Einstellungen parallel (Multicam), diese Bilder wirken für viele Zuschauer ohne Moderatoren-Ton noch authentischer als das „normale Fernseh-Bild“. Und dies alles als Live-Stream im Internet. Die Signale kommen vor allem von Motorrädern des Veranstalters ASO (Amaury Sport Organisation), die im Fahrerfeld unterwegs sind. Eine Kamera steht im Ziel und liefert von dort Aufnahmen. In diesem Jahr bildet das Erste dabei mit dem eigenen Digitalsender Einsfestival ein Sende-Tandem.

Eurosport bietet neben dem linearen Fernsehen ein zusätzliches Live-Programm als Stream im Internet, dies allerdings nicht kostenlos. Ein "Entdecker-Abo" für den Eurosport Player kostet 6,99/Monat. Dafür gibt es bei der Tour de France laut Sender über 100 Stunden Live-Action aus bis zu sieben Kamera-Einstellungen – beispielsweise von den fünf  Motorrad-Kameras der ASO.

Weltweit wird die Tour de France in 190 Ländern gesehen. 60 Sender zeigen die Tour-Etappen live. Die Tour de  France gilt damit auch medial zu den vier wichtigsten Sportereignissen weltweit – neben der Fußball-Weltmeisterschaft, der EM Fußball und den Olympischen Spielen.

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Sechsstellige Summen durch den Schornstein gejagt?
Unfassbare TV-Pannen bei der Österreich-Rundfahrt


Nicht überall auf der Welt klappen die TV-Übertragungen von Rad-Rundfahrten so exzellent wie bei der Tour de France.

Katastrophale Pannen passierten jetzt bei der Österreich-Rundfahrt, die teils parallel zur Großen Schleife in Frankreich gefahren wurde.

Wie der Veranstalter der Österreich-Rundfahrt am 4. Juli (Montag) bekannt gab, konnte von der zuständigen Produktionsfirma fast durchgehend kein Live-Signal produziert werden. Schon auf der 1. Etappe von Innsbruck nach Salzburg am Sonntag war eine Live-Schaltung – entgegen allen Planungen – nicht verfügbar. Der erste Versuch auf der 1. Etappe einer Live-Übertragung auf ORF Sport plus musste um 14 Uhr verschoben werden, der zweite Versuch ab 14.50 Uhr misslang dann ebenfalls.

Live übertragen werden konnten somit von der Rundfahrt lediglich der 600 Meter lange Prolog und ein Bergzeitfahren am Kitzbüheler Horn. Im TV zu sehen war freilich weiter ein halbstündiges Magazin der Rundfahrt, das jeweils abends auf ORF Sport plus und Eurosport gesendet worden ist.

Für die Rundfahrt ist diese technische Panne eine mittlere Katastrophe („Salzburger Nachrichten“): Mit sechs Landestourismusorganisationen und der Österreich-Werbung war ein Paket geschnürt und finanziert worden – mit dem Ziel, dass jeden Tag eine Live-Übertragung in ORF Sport plus und eine Zusammenfassung auf Eurosport produziert wird. Das ließen „sich die Touristiker eine ansehnliche sechsstellige Summe kosten“ (SN).

Wer nunmehr für den immensen Fernseh-Schaden aufkommt, ist bisher nicht abschließend geklärt worden. Die Österreich-Rundfahrt endete am 9. Juli (Samstag) in Wien – mit dem Gesamtsieg des Tschechen Jan Hirt vom polnischen Team CCC.

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UCI
World-Tour: Die meisten Rennfahrer kommen aus Italien – Deutschland und die USA stehen auf Platz sechs

497 Radprofis gehören zu den Teams der UCI-World-Tour. Sie kommen aus 43 Ländern. „Derart international war das Peloton bisher erst einmal – im Jahr 2013“ (Magazin Tour).

An erster Stelle stehen die Italiener mit 55 Rad-Athleten, gefolgt von den Belgiern (50), den Franzosen (54), den Niederländern (43) und den Australiern (25). Je 20 Profis stellen Deutschland und die USA.

Aus Russland und der Schweiz kommen jeweils 19 Pedaleure, dann folgen Kolumbien (15), Großbritannien (14), Norwegen (10), Dänemark und Südafrika (je 9), Kasachstan, Slowenien und Polen (jeweils 8), Österreich (7), Neuseeland, Portugal und Slowakei (je 6), Irland, Kanada und Luxemburg (jeweils 4), Eritrea und Tschechien (je 4), Lettland, Litauen, Weißrußland (jeweils 3), China, Estland, Japan, Kroatien, Schweden, Ukraine (je 2), sowie Äthiopien, Algerien, Argentinien, Brasilkien, Costa Rica, Ruanda und Taiwan (jeweils 1).

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28 Sportsoldaten für den BDR
Bundeswehr, Polizei und Zoll fördern Hochleistungs-Sportler


Die Spitzensportförderung der Bundeswehr sowie der zuständigen Ämter der (Bundes-)Polizei und des Zolls sollen Sportlern möglichst optimale Rahmenbedingungen sichern für ihre Aktiven-Karriere. Von der Förderung etwa bei der Bundeswehr profitieren im Radsport besonders deutsche Bahnfahrer, aber ebenfalls Athleten auf der Straße, in den Bereichen BMX und MTB und in der Halle.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat beispielsweise die Spitzensportförderung der Bundeswehr im „Nationalen Spitzensportkonzept“ als unverzichtbar deklariert. Durch regelmäßigen Erfahrungsaustausch sind Bundeswehr, DOSB und Spitzenverbände – darunter auch der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) – bemüht, eine effektive Kooperation zu gewährleisten.

Das Militär zum Beispiel fördert bis zu 744 deutsche Spitzensportlerinnen und -Spitzensportler in 15 verschieden Sportfördergruppen. Darüber hinaus stehen rund 40 Dienstposten (Stellen) für das notwendige Führungs- und Stammpersonal in den Sportfördergruppen, 40 Dienstposten für besondere Militärsportarten sowie drei Förderplätze für Paralympics-Sportler zur Verfügung.

Bundesweit mit Abstand am meisten Spitzen-Sportler fördert die Bundeswehr in ihren Sportfördergruppen. Etliche Bahn-Athleten, die für den BDR international erfolgreich an den Start gehen, werden vom Militär so als Sportsoldaten bezahlt (im Fachjargon der Soldaten heißt es „besoldet“). Es sind: Richard Aßmus, Maximilian Beyer, Henning Bommel, Eric Engler, Robert Kanter, Michel Koch, Lucas Maximilian Liß, Marco Mathis, Jan May, Stephanie Pohl, Theo Reinhardt, Nils Schomber, Kersten Thiele, Domenic Weinstein, Lisa Brennauer, Tatjana Paller, Gudrun Stock und Leif Lampater.

Folgende Straßenfahrer sind Angehörige von Bundeswehr-Sportfördergruppen: Pascal Ackermann, Romy Kasper, Marion Voigt und Jan Tschernoster. Außerdem stehen im Sold der Armee: Lukas Baum, Helen Grobert, Adelheid Morath und Christian Pfäffle (MTB) sowie Luis Brethauer und Maik Baier (BMX) und Serafin Schefold (Halle).

Luis Brethauer zum Beispiel wird als Spitzen-Rennfahrer offiziell im Dienstgrad eines Stabsgefreiten (Besoldungsgruppe A4) geführt, er genießt als Sportsoldat „auf Zeit“ aber enorm große Freiheiten für sein Training und seine Wettkämpfe (BDR-Nachrichten 5/2016). Eines erwarten DOSB und BDR, die ihn dem Militär als Sportsoldaten vorgeschlagen haben, freilich von ihm: Dass er nachhaltig sportliche Spitzenleistungen sichert. Wer diese Spitzen-Ergebnisse längere Zeit nicht mehr unter Beweis stellt, dessen  Dienstzeit bei den Streitkräften wird (vorzeitig) beendet. Verantwortlich für diese Personal-Entscheidungen sind im Radsport der BDR und der DOSB.

Die Kosten für die Spitzensportförderung allein bei der Armee betragen rund 30 Millionen Euro pro Jahr. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um Personalausgaben.

Das Fördersystem der Bundeswehr – in Verantwortung des Bundesverteidigungsministeriums – ist ein fester Bestandteil des Gesamtsystems des deutschen Leistungssports und dort fest eingebunden. Zum staatlichen Fördersystem gehören auch Fördergruppen der Bundespolizei (Bundesinnenministerium), von einzelnen Landespolizei-Behörden (Landesinnenministerien) und des bundesdeutschen Zolls (Finanzministerium). Die Anzahl der jeweiligen Förderplätze wird mit dem DOSB und den zuständigen, einzelnen Spitzenverbänden des Sports abgestimmt.

Die Bundeswehr folgt mit diesem Fördersystem, gegründet auf einem parlamentarischen Auftrag (Bundestagsbeschluss vom 8. Mai 1968), den Zielsetzungen der Bundesregierung zur Förderung des Hochleistungssports in Deutschland. Ziele und Zweck dieser Förderung: die erfolgreiche Repräsentanz Deutschlands bei internationalen Wettkämpfen – insbesondere den Olympischen Spielen – zu gewährleisten, die Chancengleichheit deutscher Athletinnen und Athleten gegenüber Sportlern anderer Staaten zu verbessern sowie den Spitzensportlern möglichst auch nach dem Ende ihrer sportlichen Aktiven-Karriere gute berufliche Perspektiven zu eröffnen.

Über die Förderung von Spitzen-Athleten bei Polizei und Zoll werden die BDR-Nachrichten noch gesondert berichten.

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AUF EINEN BLICK
Nachrichten-Telegramm

International aktiv
EuroEyes: Der neue Sponsor der Hamburger Cyclassics

Das Unternehmen EuroEyes, das den Energieversorger Vattenfall als Hauptsponsor der Hamburger Cyclassics abgelöst hat, verfügt inzwischen weltweit über 23 Standorte, davon 17 in Deutschland. Der Hauptsitz befindet sich in Hamburg. EuroEyes zählt nach eigenen Angaben zu den größten selbstständigen Klinikgruppen für Augenlaser- und Linsenchirurgie (Korrektur der Sehschärfe) in der Bundesrepublik Deutschland. Die Standorte im Ausland befinden sich vor allem in Dänemark sowie in China. Am chinesischen Standort zum Beispiel sind bisher 15 Mitarbeiter tätig, etwa die Hälfte von ihnen sind Deutsche (siehe den längeren Artikel über die neuen EuroEyes-Cyclassics).

Hamburg
Kai Rapp: Nicht mehr Manager bei der Agentur „Ironman“

Nach knapp zwanzig Jahren hat Kai Rapp das Untenehmen Lagardère Unlimited Events Germany (ehemals Upsolut), das jetzt Ironman Unlimited Events Germany heißt, (fast) verlassen. Er steht dem Unternehmen bis zum 31. Oktober nur noch beratend zur Verfügung. Rapp, der bis 2008 Chef der Deutschland-Tour gewesen ist, die UCI Velothon Majors aufgebaut und im letzten Jahr die Leitung von Lagardére Germany übernommen hatte, war Nachfolger des verantwortlichen (Upsolut-)Managers Frank Bertling geworden. Die Nachfolger von Kai Rapp sind nun Oliver Schiek und Christian Toetzke (Geschäftsführung). Angesichts seiner engen Vernetzung mit der Welt des Sports und mit der hier engagierten Wirtschaft dürfte es Kai Rapp, der im Juli eine private Radreise durch Deutschland unternommen hat, nicht schwerfallen, bald wieder eine tragende Rolle eines verantwortlichen Managers zu übernehmen.

11. Etappe der 103. Tour de France
Peter Sagan über die Taktik seiner Mannschaft in Montpellier

Nach einem furiosen Sprint auf der Zielgeraden in Montpellier wurde Peter Sagan Sieger der 11. Etappe – vor Christoper Froome und Maciej Bonar. Der Slowake sagte zur Taktik seiner Mannschaft auf dieser Etappe: „Als wir auf den letzten 200 Metern ankamen, wollte ich eigentlich Maciej Bonar gewinnen lassen, denn er hat eine unglaubliche Arbeit verrichtet. Aber dann ist Chris angetreten, und da musste ich hinterher. Schließlich wollten wir heute gewinnen. Wir waren die Stärksten.“ Peter Sagans Fazit am Mittwoch: „Ich bin heute sehr zufrieden“.

Wachablösung wie seinerzeit bei Wiggins und Froome?
Contador schwächelt – sein Edelhelfer Kreuziger lässt ihn im Stich

Auf der schweren Pyrenäen-Etappe am 9. Juli konnte Alberto Contador bei einer Tempoverschärfung den Führenden nicht mehr folgen. Als er zurückfiel, blieb sein tschechischer „Edelhelfer“ Roman Kreuziger nicht mehr an seiner Seite, er fuhr einfach weiter – in der Spitzengruppe. Contador – auch lädiert durch Stürze auf vorhergehenden Etappen – fiel ab und verlor viel Zeit. Ein wenig kamen dabei Erinnerungen hoch an Christopher Froome, der seinerzeit bei der Tour 2012 als „Edel-Domestique“ nur noch mit großem Druck durch die Mannschaftsleitung bewegt werden konnte, seinem damaligen Kapitän Bradley Wiggins effektiv zur Seite zu stehen. Ein Jahr später wurde Froome der Tour-Gewinner. Angesichts der Schwächezeichen bei Contador wagt die Süddeutsche Zeitung die These, „dass es einen Tour-Sieger Contador nicht mehr geben wird.“

Grand Départ 2017
Bora-Argon und die Stadt Düsseldorf: Enge Kooperation

Das Profi-Team Bora-Argon und die Landeshauptstadt Düsseldorf wollen schon in diesem Jahr mit dem Ziel eng kooperieren, positive Aufmerksamkeit für den bevorstehenden „Grand Départ 2017“ zu erzielen. So wurde ein besonderes „Logo Visual“ kreiert – es  wurde, so meldete es das Magazin Sponsors, „prominent an Ärmel und Rücken des eigens entworfenen ‚Tour de France-Trikots’ platziert“. So sollen die Mannschafts-Fahrer zu „Botschaftern“ des Grand Départ Düsseldorf 2017 werden.

103. Tour de France
Christopher Froome: Irrwitziger Fahrstil und 200 Franken Geldstrafe

Für Ästheten war es das „reine Grauen“ (FAZ), wie Christopher Froome sich auf der 8. Etappe der Tour bei der Abfahrt in die Tiefe stürzte – mit einer schier irrwitzigen Sitzposition: Er verließ den Sattel, setzte sich auf die Stange seiner Rennmaschine und strampelte trotzdem immer wieder wie von Sinnen. Mit dieser Technik kam er auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 62,5  Kilometer pro Stunde, der Spitzenwert betrug 90,9 km/h. Schon kurz vorher hatte der Brite Aufsehen erregt, als er sich eines kolumbianischen Fans erwehren wollte, der ihm im Rennen zu nahe kommen wollte. Der Rennfahrer stieß den Kolumbianer abrupt mit dem linken Arm zurück – und bekam deshalb eine Geldstrafe von 200 Schweizer Franken aufgebrummt.

Katar
WM Straße: André Greipel zeigt sich selbstbewusst

Bei der kommenden WM Straße werden wohl eher Sprinter führende Rollen übernehmen. Auf die Frage des Magazins Tour, wer in der deutschen Mannschaft die Kapitänsrolle übernehmen werde, antwortete André Greipel durchaus selbstbewusst: „Bei einer WM kann es nur einen Plan A geben. Und gerade wenn man Katar sieht – flach, windig –, kann es derzeit nur einen Leader geben. Ich habe immer bewiesen, dass ich dem Druck standhalte und auch Windschatten fahren kann.“

Verona
EM BMX: Sarah Sailer setzt sich durch

Sarah Sailer (BMX-Club Württemberg) heißt die neue BMX-Europameisterin. Bei den europäischen Titelkämpfen im italienischen Verona setzte sich die 19-Jährige vor Marine Lacoste (Frankreich) und Sandra Aleksejeva (Lettland) durch. 2013 war Sailer bereits Europameisterin bei den Juniorinnen. Die BMX-Europameisterschaften 2017 finden statt vom 14. bis 16. Juli in Bordeaux (Frankreich).

Berlin
DM BMX: Luis Brethauer und Nadja Pries ganz oben auf dem Siegertreppchen

Der Berliner Mellowpark war zum ersten Mal, über zwei Tage, Ausrichter der deutschen BMX-Meisterschaften. Rund 300 Sportler kamen in die Hauptstadt. Auch am Start waren die deutschen Olympiateilnehmer, die alle vier Titel in der Eliteklasse holten. Nadja Pries konnte sowohl den Meistertitel in der Disziplin Race als auch im Time Trial für sich gewinnen. Luis Brethauer belegte den ersten Platz im BMX Race. Während des Time Trials sprang ihm die Kette ab, so dass Rio-Ersatzmann Julian Schmidt am Ende als neuer Deutscher Meister im BMX Time Trial ganz oben auf dem Siegertreppchen stand.

Köln
Omnium-DM Nachwuchs: Nils Hechler verteidigt Titel

Auf der Albert Richter-Bahn in Köln holten sich bei den Deutschen Omnium-Meisterschaften der männlichen und weiblichen Nachwuchsklassen in der Kategorie U17 Nils Weispfennig und Katharina Hechler (beide RSV Edelweiß Oberhausen) die Titel. Bei den U15-Fahrern waren Laurin Drescher (ESV Lok Zwickau) und Hanna Dobjans (RSV Irschenberg) vorn.

Lennestadt-Saalhausen
DM MTB Marathon: Markus Kaufmann und Silke Ulrich triumphieren

Markus Kaufmann ist zum zweiten Mal Deutscher Marathon-Meister geworden. Er erreichte die Ziellinie in Lennestadt-Saalhausen (NRW) nach 108 Kilometern vor Sascha Weber. Silke Ulrich gewann zum dritten Mal den Titel bei den Damen. Die „Newcomerin“ (rad-net) Stefanie Dohrn holte sich bereits im zweiten Jahr ihrer Rennsport-Karriere die Silbermedaille.

Eliminator Sprint
WM MTB: Gegenheimer holt Silber

Im ersten Wettbewerb der Mountainbike-Weltmeisterschaften im tschechischen Nove Mesto hat Simon Gegenheimer als Zweiter im Eliminator Sprint eine Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer geholt. Der Österreicher Daniel Federspiel verteidigte seinen Titel. Bei den Damen schied Nadine Rieder aus Sonthofen im Viertelfinale unglücklich aus. Die Deutsche Meisterin wurde durch die vor ihr stürzende Tschechin Vendula Kuntova entscheidend behindert.

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IMPRESSUM
BDR-Nachrichten 06/2016 / 8. Jahrgang
Herausgeber: Bund Deutscher Radfahrer (BDR) / Frankfurt am Main / Deutschland
Texte / Verantwortlich: Dr. Manfred Schwarz / BDR-Vizepräsident (Kommunikation)
E-Mail: dr.manfredschwarz@gmx.de; Tel.: 0171 205 1 201