EDITORIAL

Beispiel Hamburger Cyclassics: Neuerungen diskutieren, neue Wettbewerbe ausprobieren

Die Organisatoren der Hamburger Cyclassics, einem der größten Eintages-Radrennen in Europa, arbeiten seit geraumer Zeit daran, mit zusätzlichen, neuen Sportangeboten die Zahl der interessierten Sportfans zu erhöhen, die Teilnehmergruppen zu erweitern und die Medien zusätzlich zu interessieren.

Eine Neuerung ist die – neudeutsch formuliert – „Rad Race Battle“. Im nächsten Jahr sollen auch „Gelegenheitssportler“, oft auch Genussradler genannt, in einer besonderen Gruppe starten können. Schon in diesem Jahr gab es den „Hamburg Ride“, den „Feuer-und-Flamme-Ride“, ein besonderes Jedermannrennen – ohne (!) Zeitnahme. Sogar Pedelecs waren hier zugelassen.

Die Sportagentur Lagardère (vormals Upsolut) ist seit zwanzig Jahren mit ihren Konzepten überaus erfolgreich. Überragendes Organisationstalent und Leidenschaft für den Radsport: Das ist wohl der der „Sieger-Mix“. Das Team Lagardère reüssiert auch mit Neuerungen: Das Interesse der Medien zum Beispiel war bei den Vattenfall Cyclassics 2015 größer als in den Jahren zuvor. Selbst die ARD sendete über längere Strecken wieder live – und produzierte sogar drei Video-Filme extra. Auch in einigen ausländischen Staaten gab es Übertragungen. Selbst Eurosport Asia sendete bewegte Bilder.

Die Modifizierungen bei den Cyclassics sollten Anlass sein, auch generell im Radsport verstärkt Neuerungen zu diskutieren und neue Formen sportlicher Wettbewerbe auszuprobieren. Es gilt, Bewährtes zu bewahren – und sich attraktiven neuen Sport-Entwicklungen nicht zu verschließen.

Beste Grüße
Manfred Schwarz

 



Hamburger Cyclassics: Bewährtes und Neues steigern auch das Interesse der Medien

10. Vattenfall Youngclassics: U17-Rennen feiert Jubiläum

Binnenalster-Boulevard: Der BDR präsent bei den 20. Vattenfall Cyclassics

Bernd Dankowski vom Lions Club: Ein Radsport-Landesvorsitzender sammelt Geld bei den Cyclassics

Straßenweltmeisterschaften 2015: Chefs der BDR-Athleten sind erneut Jan Schaffrath und Ralf Grabsch

Radsport: Nachrichten-Telegramm
 


Erhöhtes Medieninteresse
Hamburger Cyclassics: Bewährtes und Neues steigern auch das Interesse der Medien

Die Sportagentur Lagardère will bei den Hamburger Cyclassics mit neuen Angeboten die Zuschauerzahlen erhöhen und die Teilnehmergruppen erweitern. Neuerungen, die auch für den gesamten Radsport womöglich von großer Bedeutung sind. Die (TV-)Medien jedenfalls zeigten heuer deutlich erhöhtes Interesse – bis hin nach Asien.

Das Unternehmen Vattenfall (vormals HEW, Hamburgischen Electricitäts-Werke) hatte den Cyclassics auch während der Dopingkrise die Treue gehalten. In den letzten Jahren zeichnete für Vattenfall Hamburg der Generalbevollmächtigte Pieter Wasmuth verantwortlich, der – zusammen mit seiner Frau – als radsportbegeistert gilt. Bei der diesjährigen Siegerehrung nach dem Profirennen wurde Wasmuth, stellvertretend für das Unternehmen Vattenfall, auf dem Siegerpodest besonders geehrt.

Dass die Cyclassics nach 20 Jahren erfolgreicher Kooperation den Titel-Sponsor Vattenfall nun verlieren, bedeutet für das einzige WorldTour-Rennen in Deutschland zunächst einen herben Rückschlag. Ein baldiges Engagement vergleichbarer Größenordnung ist, so sagen Branchenkenner, derzeit am Markt kaum zu erzielen. Kai Rapp allerdings, bei der Veranstaltungsagentur Lagardère (vormals Upsolut) für die Cyclassics verantwortlich, zeigt sich optimistisch. Er war schon 1996 einer der Männer der ersten Stunde, als die HEW-Cyclassics gegründet wurden. Es könne, so meint er, bald zum Bespiel einen neuen Presenting Sponsor geben – oder mehrere Hauptsponsoren.

Geradezu geniales Organisationstalent und wahre Leidenschaft für den Radsport kennzeichnen das Team von Lagardére. Dieser besondere Mix hat zu immer größeren Erfolgen geführt.

Die diesjährigen Cyclassics profitierten freilich ebenfalls von der Tatsache, dass zumindest der deutsche Radsport die „Talsohle der Glaubwürdigkeit durchschritten hat“ (Hamburger Abendblatt). So zeigte, neben Eurosport, die ARD in diesem Jahr erstmals seit 2008 wieder Live¬bilder des World-Tour-Rennens. Darüber hinaus produzierte das Erste drei zusätzliche Videofilme. Und: Zum Ergebnis der Cyclassics 2015 – zum großartigen Sieg von André Greipel – sendeten die Nachrichtensendungen von ZDF und ARD („Heute“ / „Tagesschau“) jeweils einen kurzen Film. TV-Übertragungen gab es ebenfalls in Dänemark, Italien, Holland, Belgien und über Eurosport Asia. "Wir empfinden das als Belohnung dafür, dass wir uns gut positioniert haben", freute sich Kai Rapp.

Interessant ist ein Blick auf die Hintergrund-Struktur des World-Tour-Rennens, das diesen Status vom Weltverband UCI bis mindestens ins Jahr 2016 garantiert bekommen hat. Die Finanzierung des etwa 2,8 Millionen Euro umfassenden Budgets für das weltweit beachtete Event, das seinen volkstümlichen Charakter vor allem durch die Einbindung von fast 20.000 Jedermannfahrern bewahrt, fußt vor allem auf vier Säulen.

Wichtigster Stützpfeiler sind die Startgelder der klassischen Hobbyfahrer. Je nach Distanz – angeboten werden Strecken über 55, 100 und 155 Kilometer – und dem Zeitpunkt der Anmeldung zahlen diese zwischen etwa 50 und 90 Euro für ihre Teilnahme. In diesem Jahr, so sagte Rapp, sei die Anmeldezahl zwar leicht zurück gegangen; die Zahl der Finisher aber sei gestiegen.
Kleine, aber dennoch wichtige Beiträge leisten auch das Rahmenprogramm, in dem sich im Radsport tätige Unternehmen auf einer Messe präsentieren können, und der Anteil aus dem Topf der internationalen Fernsehgelder.

Viertes Element ist der Bereich Sponsoring. Über die Summe, die Vattenfall beisteuert, haben die Partner Stillschweigen vereinbart, „kolportiert wird eine Zahl im unteren sechsstelligen Bereich“ (Hamburger Abendblatt).

Lagardère ist dabei, bei den Hamburger Cyclassics auch neue, zusätzliche Adressaten werbewirksam anzusprechen. So starteten die Profis in diesem Jahr in Kiel, um von dort aus über Schleswig-Holstein und Niedersachsen in die Hansestadt Hamburg zu rollen. Der Startschuss in Kiel kostete die Veranstalter wohl mindestens 70 000 Euro extra – aber so gab es viele zusätzliche Zuschauer und ein erneut gestiegenes Medieninteresse.

Für die Jedermannrennen ist offensichtlich künftig eine Erweiterung des Starterfelds geplant: Ein Kurzstreckenrennen (unter 50 Kilometer) soll für Gelegenheitsradler (Genussradler) ins Programm genommen werden, die aktuell über keine besondere Kondition verfügen.

Neu schon in diesem Jahr: Es gab erstmalig eine Startmöglichkeit auf der 55-Kilometerstrecke ohne Zeitnahme – beim „Hamburg Ride“, dem „Feuer-und-Flamme-Ride“ (bisher maximal 1 000 Teilnehmer). Er, erklären die Veranstalter, stelle die grundsätzliche Zielsetzung der Vattenfall Cyclassics besonders heraus: „Miteinander, statt gegeneinander!“ Dieses besondere Gruppe startete am Ende des 55-Kilometer–Startfeldes. Der Hamburg Ride ist offen sogar für E-Bikes (Pedelecs) mit maximal 250 Watt Motorleistung und einer Unterstützung bis 25 km/h. Alle Teilnehmer müssen aber eine Mindestgeschwindigkeit von 23 km/h einhalten.

Auch das Rahmenprogramm ist schon in diesem Jahr erweitert worden: Im Herzen von Hamburg, an der Mönckebergstraße, gab es in diesem Jahr – am Abend vor dem Start der Profis – ein neues Event mit dem neudeutschen Namen „Rad Race Battle“, veranstaltet vom Unternehmen Rad Race aus Münster. Auch „Hipster“ waren mit ihren Fixies hier am Start. Es geht um ein 250-Meter-Sprintrennen, in dem jeweils vier Fahrer um zwei Plätze für die nächste Runde kämpfen. Nach ähnlichem Modus laufen Crossrennen im Skisport ab, die beim jugendlichen Publikum oft besser ankommen als die klassischen Wettbewerbe gegen die Uhr. Michael Haas von Lagardère sieht „hier größere Perspektiven“. Zu einem wahren Festival sei bereits – im Rahmen des Velothons – die erste Fixie-Weltmeisterchaft („Rad Race Fixed 42 World Chamoionship“) in Berlin geworden; es habe, so Haas, große Begeisterung gegeben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: 1) (von lks.:) Kai Rapp (Lagardère), Katharina Fegebank (Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg), Pieter Wasmuth (Vattenfall); 2) André Greipel als jubelnder Sieger in Hamburg

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Dänen: Privilegiert wie ein Profiteam
10. Vattenfall Youngclassics: U17-Rennen feiert Jubiläum


Bereits zum zehnten Mal hat sich der nationale und internationale Radsport-Nachwuchs beim namhaftesten deutschen Nachwuchs-Etappenrennen miteinander gemessen – über vier Etappen an drei Tagen, dicht vor dem Profi-Rennen bei den weltberühmten Vattenfall Cyclassics.

Schauplatz der Wettbewerbe waren, wie schon im Jahr zuvor, vor allem die Gemeinde Otter im Norden der Lüneburger Heide und die Freie Hansestadt Hamburg – am berühmten Jungfernstieg, an der Binnenalster. Von Donnerstag, 20. August bis Samstag, 22. August standen insgesamt vier Etappen und rund 213 km auf dem Programm. Rund 140 Fahrer aus 24 Teams waren in diesem Jahr dabei. Neben Teilnehmern aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden fuhren auch die Nationalmannschaften aus Dänemark und Schweden um den Sieg.

Der Startschuss fiel wie in den Vorjahren in der Gemeinde Otter – zu einem Straßenrennen. Dort wurden am darauffolgenden Tag auch ein Zeitfahren und die 3. Etappe ausgetragen. Den Abschluss der dreitägigen Rundfahrt bildete am Samstag das Rundstreckenrennen „Rund um die Binnenalster“, im Herzen der Weltstadt Hamburg. Auf dem flachen 1,8 Kilometer langen Rundkurs – 35 Runden waren zu fahren – hatten die Sprinter noch einmal Gelegenheit, sich vor tausenden von Zuschauern attraktiv in Szene zu setzen.

Dann stand auch der Gesamtsieger der 10. Youngclassics-Jugendtour fest: der Däne Julius Johansen. Der 15-Jährige verwies nach 187,4 Kilometern den Deutschen Juri Hollmann (LV Brandenburg) mit 28 Sekunden Vorsprung auf den zweiten Platz. Dritter wurde Johansens Landsmann Kristian Kaimer Eriksen (+1:12).

Deutsche Rennfahrer und ihre Trainer waren besonders beeindruckt davon, wie gut ausgestattet und perfekt organisiert manche Teams anreisten. „Vor allem die dänische U 17-Nationalmannschaft wirkte mit eigenem Teambus und Masseuren wie ein Profiteam“ (Rheinische Post).

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Kontakte
Binnenalster-Boulevard: Der BDR präsent bei den 20. Vattenfall Cyclassics


Der 23. August war ein großer Tag für den deutschen und den internationalen Radsport. Hunderttausende von Zuschauern waren an der Strecke des einzigen WorldTour-Rennens in Deutschland – von Kiel bis nach Hamburg. Auch der BDR war aktiv vor Ort, zum Beispiel mit Vorführungen von international bekannten Radballern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der BDR war ebenfalls mit einem Info-Zelt vor Ort – mit Angestellten aus der Bundesgeschäftsstelle und aktiven Spitzen-Sportlern. Für die Geschäftsstelle informierten Corinna Modl, Andreas Götz, William Feuerstein und Sebastian Büter insbesondere am Jungfernstieg an einem extra aufgestellten Info-Zelt des Radsportverbandes vieler Passanten, die auf dem Jungfernstieg flanierten. Viele interessante Gespräche hat es mit Radsport-Fans gegeben. Mehrmals täglich – von Freitag bis Sonntag – zeigten die bekannten Radballer Michael Birkner und Bernd Mlady ihr ausgefeiltes Können auf dem weltberühmten Binnenalster-Boulevard – zur Freude einer Vielzahl von Zuschauer, von denen mancher die Sportdisziplin Radball wohl zum ersten Mal live gesehen haben mag. Privat war auch der BDR-Referent für Leistungssport, Falk Putzke-Schmidt, angereist; er fuhr erfolgreich die große Jedermannstrecke über 155 Kilometer.

An der Rennstrecke, besonders am Zieleinlauf an der Mönckebergstraße, haben die BDR-Vizepräsidenten Udo Sprenger und Manfred Schwarz – verstärkt durch den Vorsitzenden des Radsportverbandes Hamburg (RVH), Bernd Dankowski, sowie durch Andreas Götz – viele Fachgespräche mit wichtigen Repräsentanten des deutschen und internationalen Radsports sowie Wirtschaftsvertretern, Politikern und Journalisten geführt.

Wie jedes Jahr waren Persönlichkeiten auch hier am Puls der (Radsport-)Zeit, die 1996 die HEW-Cyclassics mitbegründet haben – so das ehemalige Vorstandsmitglied der Hamburgischen Electricitäts-Werke AG (HEW), Dr. Hans-Joachim Reh, und der ehemalige Präsident des RVH, Paul Nehring, der selbst erfolgreicher Rennfahrer gewesen ist (BDR-Nachrichten 5/2015).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: 1) BDR-Mannschaft vor dem Info-Zelt an der Binnenalster / 2) Paul Nehring (lks.) und Manfred Schwarz (als Fotoreporter)

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Kooperation der besonderen Art
Bernd Dankowski vom Lions Club: Ein Radsport-Landesvorsitzender sammelt Geld bei den Cyclassics


Frauen beflügeln. Heuer machten Löwinnen müde Radler munter. Bisher hat der „Lions Club Ellerbek und Rellingen“ mehr als 25 000 Euro bei den Cyclassics gesammelt – zugunsten von Kindern und Jugendlichen, die so sicher auf dem Rad fahren können sollen.

2015 motivierten Frauen die Löwen männlichen Geschlechts, ihre, wie es bei ihnen heißt, „Activity“ fortzusetzen. Denn eigentlich wollten die Herren des Lions Clubs Ellerbek/Rellingen (bei Hamburg) um Bernd Dankowski nach drei Jedermann-Meldungen in den vergangenen Jahren nicht mehr an den Vattenfall Cyclassics in Hamburg teilnehmen. Als sich freilich abzeichnete, dass sich ein achtköpfiges Frauen-Team aus dem Club am 23. August auf den sogenannten „Feuer-und-Flamme-Rede“ über 55 Kilometer zu wagen bereit war, „wollte niemand der stolzen Löwen kneifen“ (Pinneberger Tageblatt).

Denn es ging keineswegs nur um eine körperliche Herausforderung – um Schweiß und Muskelbrand: Für jeden gefahrenen Kilometer hofften die Lions in jedem Jahr zu Recht auf eine großzügige Geldspende. Dankowski selbst – unermüdlicher Initiator der Activity und Präsident des Radsportverbandes Hamburg (RVH) – hat in diesem Jahr mit einem achtköpfigen Team wiederum die 155-Kilometer-Strecke durch die Metropolregion Hamburg unter die Räder genommen.

Wiederum mit eindrucksvollen Erfolgen. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen ist zu erfahren, insgesamt seien allein in diesem Jahr etwa 10 000 Euro gespendet worden. Und: „Die dynamische Spende“ habe schon innerhalb von fünf Jahren mehr als 25 000 Euro erbracht. Denn auch in diesem Jahr konnte jedes Club-Mitglied zwischen zehn Cent und drei Euro pro gefahrenen Kilometer spenden. Jedes Jahr gilt: Je mehr von den Löwinnen und mitfahrenden Freunden ins Ziel an der Hamburger Mönckebergstraße vor Tausenden jubelnden Fans einfahren und je mehr Unterstützung sie von anderen großzügigen Spendern erhalten, um so lauter klingelt es im Geldbeutel. Um so größer fällt die Spende aus, die in diesem Jahr vom Lions Club wieder „für die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen in Ellerbek und Rellingen sowie darüber hinaus im Kreis Pinneberg eingesetzt wird“, sagt Dankowski, der sich besonders dafür einsetzt, dass Kita- und Grundschulkinder zum Beispiel einen zuverlässigen Helm zur Verfügung haben, wenn sie sich ins Verkehrsgetümmel stürzen.

Prominenten Begleitschutz bei den Vattenfall Cyclassics gab es für die Löwen auch in diesem Jahr: Ex-Radprofi Uwe Messerschmidt – heute 53 Jahre jung –, Gewinner der Silbermedaille im Punktefahren während der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles, hat heuer die Löwinnen begleitet – und sorgfältig behütet. Mit Erfolg. Stürze hat es nicht gegeben. Alle Löwen, ob weiblich oder männlich, sind sicher und bester Laune in ihr Gehege zurück gerollt.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto (v. lks.): Bernd Dankowski (Lions / Radsportverband Hamburg) und Udo Sprenger (BDR-Vizepräsident)

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Richmond (USA)
Straßenweltmeisterschaften 2015: Chefs der BDR-Athleten sind erneut Jan Schaffrath und Ralf Grabsch

Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren werden die WM Straße wieder in den USA gefahren. 2014 holte der BDR in Spanien drei Goldmedaillen, 2015 will das Team des deutschen Radsportverbandes an diese großen Erfolge anknüpfen.

Schauplätze der WM in Übersee waren bisher das US-amerikanische Colorado Springs (1986), das kanadische Hamilton (2003) und das australische Geelong (2010). Nun blickt die Radsportwelt ab 20. September auf das amerikanische Richmond (200 000 Einwohner), an der Ostküste der USA.

Richmond – die Hauptstadt des Bundesstaates Virginia – liegt 500 Kilometer von New York entfernt. Die Straßenrennen werden auf einem 16,2 Kilometer langen Rundkurs im Herzen der Universitätsstadt ausgetragen. „Drei Steigungen, die alle unter 400 Meter lang sind, charakterisieren die Strecke“ (Rennrad). Beim Schlussanstieg – 1 300 Meter vor dem Ziel – sind sieben Prozent Steigung zu überwinden. Der Kurs wird besonders Klassikerfahrern wie John Degenkolb oder André Greipel gefallen.

Die Entscheidung darüber, wer im BDR-Team die Kapitänsrolle übernimmt, fällt – so erklärte kürzlich BDR-Vizepräsident Udo Sprenger –, erst kurz vor dem Startschuss zum WM-Rennen. Jedenfalls hat der BDR am 24. August 14 Fahrer für den vorläufigen BDR-Kader (Elite männlich) für die Straßenweltmeisterschaften vom 20. bis zum 27. September nominiert. An der Spitze der Nominierten stehen John Degenkolb, André Greipel und Tony Martin. Am Start werden zwei deutsche Fahrer beim Zeitfahren sein und neun beim Straßenrennen. Die Nominierung der übrigen Klassen erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.

Wenig überraschend ist, dass Marcel Kittel vom BDR nicht für die WM nominiert worden ist. Der Kurs in Richmond ist keine reine Sprinterstrecke, das kommt dem Thüringer nicht entgegen. Der 27-Jährige gehörte schon bei der Tour de France nicht zum Aufgebot des Teams Giant-Shimano. Paris-Roubaix-Sieger Degenkolb und Tour-de-France-Etappensieger Greipel feierten in dieser Saison dagegen schon große Erfolge. Beim Zeitfahren ist einer der heißen Favoriten ohne Zweifel Tony Martin.

Chefs der BDR-Athleten sind – wie auch in den Jahren zuvor – Jan Schaffrath und Ralf Grabsch (U23). Jan Schaffrath fungiert sonst als einer der sechs Sportlichen Leiter beim Profiteam Etixx-Quick Step – Team-Manager ist dort Patrick Lefèvre. Ralf Grabsch ist einer der besonders erfahrenen und bewährten Bundestrainer des BDR, hier zuständig für den Bereich U23.

Im letzten Jahr hatte die BDR-Crew drei WM-Titel in Ponferrada geholt – im Zeitfahren der Frauen (Lisa Brennauer), bei den Junioren (Lennard Kämna) und im Straßenrennen der Junioren (Jonas Bokeloh).

Zum Beispiel das führende Rennrad-Magazin Tour und die BDR-Nachrichten (9/2014) hatten vor einem Jahr die WM Straße in Spanien analysiert. Tour würdigte nicht nur „starke Auftritte“ der BDR-Mannschaft, sondern auch ausdrücklich das Betriebsklima bei den Deutschen. Der „Schlüssel“ zum Erfolg des deutschen Teams sei „der Zusammenhalt“ gewesen, „über Alters- und Geschlechtergrenzen hinweg“. Das Magazin zitierte – zustimmend – den BDR-Sportdirektor Patrick Moster, der damals resümierte: „Am meisten hat mir die mannschaftliche Geschlossenheit imponiert. Es war eine Harmonie vorhanden, die in den letzten Jahren selten so da war.“ Daran gilt es, anzuknüpfen.

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AUF EINEN BLICK
Radsport: Nachrichten-Telegramm

Jena
Bahnradsportler: Besonderes Training in speziellen Höhenräumen

Kristina Vogel (24) aus Erfurt und René Enders 828) aus Auma haben Ende August ein besonderes Training absolviert. Sie trainierten an zwei Tagen jeweils zwei Stunden in einem Fitness-Studio in Jena-Ost. Vier Belastungseinheiten standen jeweils auf dem Programm, zwischen den jeweiligen Durchgängen gab es eine Pause von 20 Minuten. Das Besondere: Die zwei Stunden verbrachten beide in einem der fünf „Höhenräume“, „der mit einer Luft gespeist wird, die aus 94 Prozent Stickstoff besteht und damit einem Ort in etwa 2 000 Meter Höhe entsprechen“ (Thüringer Allgemeine). Mit diesem besonderen Training wollen sich die beiden Athleten auf das im September bevorstehende Höhentrainingslager – auf rund 1 830 Meter Höhe – in der 416 000 Einwohner großen US-amerikanischen Stadt Colorado Springs gewöhnen. Dort könnten sie sich so schneller akklimatisieren.

50 Kilometer
Erstmals wieder DM Mannschaftszeitfahren: Das rad-net Rose-Team siegt

Nach der Wiedereinführung des Mannschaftszeitfahrens bei der WM hat der BDR das Mannschaftszeitfahren auch als DM erneut aufleben lassen. In diesem Jahr siegte das Team rad-net Rose-Team (Marco Mathis, Theo Reinhardt, Nils Schomber, Joshua Stritzinger, Kersten Thile und Domenic Weinstein) – vor den Mannschaften von Kuota-Lotto (8 Sekunden zurück) und Stölting (37 Sekunden).

Erfolge
WM MTB und Trial: BDR-Athleten mehrfach auf dem Podest

Simon Gegenheimer holte bei der WM MTB in Andorra gleich zum Auftakt in der nicht-olympischen Disziplin „Eliminator-Sprint“ die Bronze-Medaille – hinter Daniel Federspiel aus Österreich und Samuel Gaze (Neuseeland). Ebenfalls auf den dritten Platz kam das BDR-Team beim Trial. Später, am 3. September, gewann der deutsche Junioren-Meister Max Brandl bei der MTB-WM in seiner Altersklasse die Silbermedaille.

Ortenberg
DM Eliminator Sprint: Titelträger sind David Horvath und Nadine Rieder

In einem spannenden Finale hat der Freiburger David Horvath erstmals in Ortenberg den Titel des Deutschen Meisters in der Eliminator-Disziplin gewonnen. Er holte Gold vor Titelverteidiger Simon Stiebjahn aus Titisee-Neustadt. Bronze ging an den Hausacher Felix Klausmann.
Bei den Frauen setzte sich die Sonthofenerin Nadine Rieder durch – vor Majlen Müller aus Wuppertal und Hannah Grobert aus Remetschwiel.

Besser als im Jahr 2014
Junioren-WM Bahn: BDR-Team übertrifft die Erwartungen

Mit fünf Gold-, einer Silber- und drei Bronzemedaillen übertrafen die Juniorinnen und Junioren des BDR die Erwartungen für dieses Jahr – und die Ergebnisse des letzten Jahres. Herausragende Athletinnen waren dabei die beiden Sprinterinnen Emma Hinze (Cottbus) und Pauline Grabosch (Osterweddingen), die neben Gold im Teamsprint auch als Solistinnen erfolgreich waren. 2014 war die BDR-Crew noch mit einem Titel (Teamsprint Juniorinnen) und jeweils zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen heimgekehrt.

Italien
WM Four Cross: Aiko Göhler holt Titel

Der Berliner Aiko Göhler bezwang bei den Weltmeisterschaften im Four-Cross im italienischen Val di Sole überraschend den Briten Luke Cryer und Benedikt Last aus Betzingen. Den Erfolg der deutschen Biker rundete die Cottbuserin Steffi Marth ab, die wie im Vorjahr Bronze gewann.

Statistik
Deutsche Tour-Fahrer im Vergleich zu Franzosen

Zehn Athleten aus Deutschland feierten mit sechs Siegen die meisten Etappensiege bei der 102. Tour. Im Vergleich: 41 Franzosen waren bei der Großen Schleife am Start – und holten insgesamt drei Tagessiege.

BDR-Präsidium
Steher, Downhill und Radball: Deutsche Meisterschaften 2016

Das Präsidium des BDR hat die DM Steher 2016 an den PSV Forst (Brandenburg) vergeben. Die DM Downhill wird in Tabarz, in Thüringen, stattfinden. Den Zuschlag für die DM 5er Radball hat die hessische RSG Teutonia Krofdorf erhalten.

Cycling Academy Team
Jerusalem: Neues israelisches Profiteam

Israel hat seit einigen Monaten auch ein Rad-Profiteam: das Cycling Academy Team. Es wurde in Jerusalem gegründet. Ziel ist es, junge israelische Sportler sowie Radler aus Ländern wie der Slowakei und Polen zu fördern. Das Team besteht aus sechs Israelis, vier Polen, zwei Slowaken, einem Spanier und einem Tschechen, die alle im Alter zwischen 16 und 25 sind. Als Botschafter hat der 25-jährige Peter Sagan (SK) versprochen, das Team zu beraten und zu unterstützen.

Trekkingräder an der Spitze
Jedes Jahr: Vier Millionen neue Fahrräder in Deutschland

In Deutschland werden jährlich rund vier Millionen neue Räder verkauft. Am meisten setzt der Einzelhandel Trekkingräder ab (32,5 Prozent); dann folgen Cityräder (22), E-Bikes (12), All Terrain Bikes (8), Jugendräder (4,5), Renn-/Crossräder (4), Kinderräder (3) und Sonstige (1).

Verkauf, Wartung und Zubehör
Umsätze auf dem deutschen Fahrrad-Markt

Die Nachfrage nach Fahrrädern ist in Deutschland weiter gestiegen: Die Deutschen kauften im vergangenen Jahr für mehr als zwei Milliarden Euro neue Räder – fast zehn Prozent mehr als im Jahr 2013. Für Wartung und Zubehör setzte die Branche, nach Experten-Schätzung, zusätzlich zwei bis drei Milliarden Euro um.

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IMPRESSUM
BDR-Nachrichten 7/2015 / 7. Jahrgang
Herausgeber: Bund Deutscher Radfahrer (BDR) / Frankfurt am Main / Deutschland
Texte / Verantwortlich: Dr. Manfred Schwarz / BDR-Vizepräsident (Kommunikation)
E-Mail: dr.manfredschwarz@gmx.de; Tel.: 0171 205 1 201