EDITORIAL

Sport hat auch viel zu tun mit Politik

Dass Sport – auch der Radsport – nicht unabhängig von der Politik ist, zeigt besonders deutlich die aktuelle Entscheidung der Ratsversammlung von Düsseldorf, sich um den Tour-Start bewerben zu wollen. Ohne Politik und Verwaltung ist es nicht möglich, den „Grand Départ“ in der Landeshauptstadt zu realisieren.

Die Abhängigkeiten des Sports von politischen Gremien werden auch deutlich beim Thema „Flüchtlinge“ in Deutschland. Es geht zum Beispiel um die „Umwidmung“ von Sporthallen. Auch Radrennbahnen könnte es sehr wohl treffen. Heftige sportpolitische Kontroversen gibt es etwa zwischen der Ukraine, Russland und der UCI. Auch hier gilt nicht selten das, was häufig gilt: die Macht des Faktischen.

Ein wesentlicher Aufgabenbereich des BDR ist es, dafür mitzusorgen, dass Meisterschaften – ob auf nationaler oder internationaler Ebene – so organisiert werden, dass die Interessen des deutschen Radsports möglichst optimal vertreten sind. Diese Ausgabe der BDR-Nachrichten beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit solchen Meisterschaften. Dabei klingt immer wieder das Sportthema 2016 an: Olympia in Rio de Janeiro.

Bewegte Bilder sagen oft mehr als lange Texte. Deswegen werden nun oft längere Texte in den BDR-Nachrichten ergänzt durch Videos oder Filme.

Beste Grüße
Manfred Schwarz

 



2017: Grand Départ in Düsseldorf am Rhein?

Annexion der Krim: Russland, die Ukraine und die UCI

Zum Saison-Schluss: Lila Logistik Charity Bike – wieder ein großer Erfolg

US-Fernsehen fördert Frauen-Radsport

Vechta: Reiterstadt wird wieder zur Radlerstadt – bei der DM Cross 2016

DM Derny in Oberhausen

Hallenmeisterschaften: Große Leistungen – der WDR sendet einen Film

Kurznachrichten-Telegramm

Erste Europameisterschaft Cross: Benelux-Athleten dominieren, Jessica Lambracht wird Fünfte

Bahn-Cup in Cali: Der BDR trumpft auf – mehr noch als bei der EM in Grenchen

EM-Bahn in Grenchen: BDR in der internationalen Spitze – einige Olympia-Plätze bleiben aber hart umkämpft
 


Hauchdünne Mehrheit
2017: Grand Départ in Düsseldorf am Rhein?

Bei einigen Medien schlug es ein wie eine Bombe: Düsseldorf bewirbt sich um die Startetappe der Tour de France 2017. Das Echo war dann überwiegend positiv. Doch gemäkelt wurde auch.

Nur mit hauchdünner Mehrheit (40:39) hat Düsseldorf sich für den „Grand Départ“ der 102. Tour entschieden – gegen viel Widerstand in einigen Parteien. Anschließend kritisierte zwar der WDR-Lokal-Sender, die Freude habe ob der Stimmenverteilung in der Ratsversammlung nur „kurz gewährt“. Und die Frankfurter Allgemeine mäkelte, die Stimmenmehrheit für den Start der „Großen Schleife“ in der Landeshauptstadt sei nur mit Hilfe von „rechts außen“, von AfD und von den Republikanern, zustande gekommen. Von „bitterem Beigeschmack“ sprach dann die Augsburger Allgemeine. Auch die Kosten seien hoch.

Aber dann dominierte doch die Freude. Die Nachrichtenagentur dpa zitierte Tony Martin, der gesagt hatte, dies sei „ein schönes Signal der Politik“. Und die in der Region Düsseldorf führende Tageszeitung Rheinische Post kommentierte kurz und bündig: Das Projekt Tour (Prolog/Start der ersten Etappe) könne sich sehr wohl zu einem wahren „Leuchtturm-Projekt“ mausern.

Andere Medien – und vor allem Oberbürgermeister Thomas Geisel, der zuallererst für die Tour in Deutschland geworben hatte – meinen, käme es zu dem Start der Grand Boucle in NRW, würden viele Menschen aus Nah und Fern in den Startort kommen. Und sehr viel Geld ausgeben. Zum Grand Départ der Tour in diesem Jahr „hatten über zwei Millionen Menschen Utrecht in Ausnahmezustand versetzt und die Gastronomie frohlocken lassen. Auf solche Begeisterung hoffen jetzt auch die Tour-Befürworter in Düsseldorf“ (RuhrNachrichten). Und: Die Stadt würde schon durch die weltweiten Fernsehberichte und viele Medienartikel in der ganzen Welt riesige Marketing- und Werbeeffekte erzielen, Erfolge, die sonst nicht zu erreichen seien.

Der BDR und sein Präsident freuen sich ganz besonders über die Entwicklungen in der Stadt Düsseldorf. Zeigen sie doch nicht zuletzt, dass sich das Image des deutschen Radsports zwar langsam, aber doch sehr deutlich (wieder) verbessert. BDR-Präsident Rudolf Scharping warnte aber vor überzogenem Optimismus: In Sachen Radsport sei noch „viel Überzeugungsarbeit zu leisten“.

VIDEO: Start der Tour de France 2015 in Utrecht
https://www.youtube.com/watch?v=nYl-XJB3HpU

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Stillschweigende Anerkennung?
Annexion der Krim: Russland, die Ukraine und die UCI


Russland hat auf der Krim ein Downhill-Rennen, das „Freedate DH“, austragen und Fahrer von der Halbinsel mit russischer Lizenz starten lassen. Dagegen protestiert die Ukraine, die die Krim, die 2014 von Russland annektiert worden ist, weiterhin als ihr Staatsgebiet ansieht.

Das „FreeRate DH“ in Jalta, seit 2013 das internationale Downhill-Rennen der ersten Kategorie, gehört zwar nicht zum Weltcup. Trotzdem streiten die russischen und ukrainischen Radsportverbände über seine Austragung noch heute. Der Konflikt begann im Oktober 2014, als die UCI den Wettbewerb auf der Krim in den internationalen Kalender unter russischer Flagge eintrug. Die Russen hatten mit der UCI noch im Frühjahr über die Austragungsmodalitäten verhandelt, der Welt-Radsportverband weigerte sich angeblich zunächst, die nötige Zustimmung zu geben.

Letztendlich, so sagt jedenfalls Oleksandr Baschenko, der im Mai 2015 zum Präsidenten des ukrainischen Verbandes FVSU gewählt wurde, hätten die Russen einfach die Dokumente gefälscht. Nach seiner Darstellung gab der russische Verband FVSR zeitweise ein anderes Jalta als Austragungsort an: die gleichnamige Kleinstadt im Regierungsbezirk Tula südlich von Moskau, mehr als tausend Kilometer von der Krim entfernt.

Als stillschweigender Ausgleich, berichtete die FAZ, sei der Ukraine drei Monate später ein eigener internationaler Rad-Wettbewerb zugestanden worden, er fand im westukrainischen Städtchen Pylypets statt – allerdings erst Ende August, drei Monate nach „FreeRate DH“ in Jalta auf der Krim.

Die UCI schweigt öffentlich zu der sportpolitischen Kontroverse zwischen der Ukraine und Russland. Das wird vielfach als stillschweigende Anerkennung der Krim-Annektierung durch Russland interpretiert. Pikant dabei: Der UCI ist anscheinend der erste internationale Sportverband, der die völkerrechtswidrige Annexion der Halbinsel Krim als russisches Staatsgebiet de facto anerkennt – zur großen Empörung der Ukraine, die Beschwerde beim Weltradsportverband eingelegt hat.

VIDEO: MTB-Trail in der Ulkraine
https://www.youtube.com/watch?v=1-c1La2X3gQ

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Marbach bei Kaiserwetter
Zum Saison-Schluss: Lila Logistik Charity Bike – wieder ein großer Erfolg

1 000 Starter, über 10 000 Zuschauer, viele Prominente und auch noch Kaiserwetter – der neunte "Charity Bike Cup" war wiederum beispielhaft. Und gespendet wurde auch noch fleißig.

Der Cup, den das Transportunternehmen Lila Logistik jährlich zum Saisonende für einen guten Zweck veranstaltet, zog auch in diesem Jahr Radsportfans aus der ganzen Republik nach Marbach, an den Neckar – „entweder zum "Lila Race" am Vormittag, wo es sportlich zur Sache ging, oder am Nachmittag zur "Lila Tour", wo jedermann, in einer Gruppe mit etlichen Promis auf die Strecke gehen konnte“ (Südwestpresse).

Mit dabei: Radsportgrößen wie André Greipel, Andreas Klöden, Marcel Wüst oder Stephen Roche, aber auch Promis wie Skifahrer Frank Wörndl.

Nicht um den Sieg, sondern um den Spaß ging es insbesondere am Nachmittag. Erlaubt waren hier Mountainbikes, Rennräder, Tandems, E-Bikes oder auch Liegeräder.

Als Moderator war wiederum kein Geringerer als Eurosport-Moderator Karsten Migels im Einsatz. Er stellte die Teams und Teilnehmer vor, hielt Smalltalk mit den Promis und klärte beim Start die Zuschauer über die Mannschaften auf. Sein Motto: "Es geht nicht um den Sieg, sondern ums Dabeisein.“ Das galt auch fürs Kinderrennen, in dem fünf Kurzrunden zu absolvieren waren. Hier radelten Kinder ab vier Jahren auf Rädern ihrer Wahl – sie fuhren zusammen mit einigen Promis.

Der Erlös der Veranstaltung – im letzten Jahr waren es über 40 000 Euro – wird gespendet und geht an soziale Kinderhilfsprojekte in der Region.

VIDEO: Lila Logistik Charity Bike
https://www.youtube.com/watch?v=8wy0cEPeSrE

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WM in Richmond
US-Fernsehen fördert Frauen-Radsport


In der Bundesrepublik gab es zur WM keine bewegten TV-Bilder in Echtzeit. In den Vereinigten Staaten von Amerika war das ganz anders.

Die US-amerikanischen Medien „orchestrierten“ das WM-Treffen der Straßen Radsport-Szene nicht nur bei den Männern, sondern ebenfalls bei den Frauen so, „wie es einem bedeutsamen Spitzensport-Event gehört“ (Magazin Tour). Der amerikanische Olympiasender NBC und seine Tochterstation Universal Sports übertrugen ebenfalls diese Rennen live. Eine einmalige Gelegenheit auch für die weiblichen Profis, sich eindrucksvoll zu präsentieren. Jim Miller, Sportdirektor des US-amerikanischen Radsportverbandes: „Frauen brauchen nur Gelegenheiten, sich zu zeigen.“

Vor rund 15 Jahren noch gab es nur zwei oder drei Frauen-Mannschaften, die international auf besonders hohem Niveau gefahren sind. Heute, so sagt jedenfalls Trixie Worrack, fahren die weiblichen Teams alle auf einem ähnlichen Niveau. Das sei auch bei den TV-Übertragungen deutlich geworden.

VIDEO: So souverän siegt Siegertyp Sagan (Slowakei)
https://www.youtube.com/watch?v=Sx93Pj5-Ivs

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Reiter und Radler kooperieren
Vechta: Reiterstadt wird wieder zur Radlerstadt – bei der DM Cross 2016

Fest im Sattel sitzen in Vechta bekanntlich viele Reiter. Die niedersächsische Kommune ist international bekannt als Reiterstadt. Was viele Bürger in Deutschland nicht wissen: In Vechta schwingen sich auch oft viele Radsportler in den Sattel.

Cross-Rennen in der Region Vechta-Lohne machen öfter Schlagzeilen – etwa durch den profilierten Stevens-Cyclo-Cross-Cup oder den Deutschland Cup Cross. Ein besonderes Querfeldein-Ereignis steht nun zusätzlich ins Haus: Am zweiten Januar-Wochenende im kommenden Jahr (9.–10. Januar) werden die besten Cross-Fahrer Deutschlands zu einem herausragenden Event im Oldenburger Münsterland erwartet, zur Cross-DM 2016. Die 3,1 Kilometer lange Rennstrecke führt tatsächlich auch durch das vom Fernsehen weltbekannte Reiterwaldstadion und über einen in der Weser-Ems-Region nicht unbekannten Reitplatz.

Viviane Hannöver, Vorsitzende des Cross-Ausrichters Radsportgemeinschaft Lohen-Vechta: „Wir arbeiten hier mit den Reitern gut zusammen.“ Sie, BDR-Vizepräsident Udo Sprenger sowie der BDR-Koordinator Steffen Kempendorf haben diese Meisterschaft initiiert.

FOTO: Udo Sprenger
VIDEO: Deutschland-Cup - Lohne-Vechta - Finale - Reiterwaldstadion U15 - 28.12.2014 https://www.youtube.com/watch?v=ewuLwj59Zpg

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2016
DM Derny in Oberhausen


Die Deutschen Derny-Meisterschaften 2016 sind vom Präsidium des BDR nach Oberhausen (Baden) vergeben worden. Als Ausrichter fungiert der RSV Edelweiß e. V. Oberhausen.

Die Gemeinde Oberhausen gehört zum Regierungsbezirk Karlsruhe. Die dortige Radrennbahn wurde bis 1950 in Eigenarbeit erstellt – vor allem aus Schotter und Teergries. 1985 ist die Bahn erneut mit einem besonderen Betongemisch erneuert worden. Seit 2005 wird auf der Bahn jährlich die Six-Days-Night veranstaltet, organisiert von Erik Weispfennig, der zusammen mit BDR-Vizepräsident Udo Sprenger die DM Derny eingefädelt hat.

Die Bahn ist auch jährlich Teil der über das Pfingstwochenende stattfindenden, traditionsreichen Drei-Bahnen-Tournee, die auf den Radrennbahnen in Oberhausen, Dudenhofen (Rheinland-Pfalz) und Öschelbronn (Baden-Württemberg) ausgetragen wird. 2013 fanden auf der dortigen Radrennbahn auch die Deutschen Bahnmeisterschaften statt.

VIDEO: Teamsprint-Rennen Junioren auf der Bahn in Oberhausen https://www.youtube.com/watch?v=feEd3D5utYw

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Lübbecke
Hallenmeisterschaften: Große Leistungen – der WDR sendet einen Film

Auch nach Beendigung der Deutschen Meisterschaften Halle hielt die Begeisterung von Sportlern und Zuschauern noch lange an. Es hatte einen großen Zuschauerandrang in Lübbecke gegeben, im nordrhein-westfälischen Regierungsbezirk Detmold.

Neue Deutsche Meisterin beim 1er-Kunstfahren wurde Dr. Corinna Biethan (Mörfelden). Die amtierende und fünffache Weltmeisterin Corinna Biethan wird allerdings ihren WM-Titel nicht verteidigen können. Sie musste sich in Lübbecke insgesamt dem Ansturm der „jungen Wilden“ geschlagen geben. Neben Lisa Hattemer fährt Viola Brand mit zur kommenden Hallenrad-WM in Malaysia.

Die Bugner-Brüder André und Benedikt (Kleinwinterheim) verteidigten im 2er-Kunstfahren ihren Titel. Neben den Meister-Brüdern werden Stefanie Dietrich/Robert Schmidt (Schließheim) im Rahmen dieser Disziplin die deutschen Farben im November in Malaysia vertreten. Weitere DM-Titel holten: Simon Puls (1er der Männer), die Schwestern Julia und Marina Finster (2er Frauen) und Steinhöring (4er). In der 6er-Disziplin obsiegte das Sextett aus dem RKV Denkendorf I.

Im Radball ist der SV Eberstadt (Jens Kriechbaum und Roman Müller) Deutscher Meister geworden; den Titel im Radpolo holte sich der RKB Frellstedt I (Petra Piecha/Marina Finster).

VIDEO 1: Meisterschaften 2015 Halle
http://www1.wdr.de/mediathek/

VIDEO 2: Simon Puls wird Deutscher Meister – und erobert die Herzen der Zuschauer https://www.youtube.com/watch?v=D0cqAaHSnKI

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AUF EINEN BLICK
Nachrichten-Telegramm

Büttgen und Berlin
Flüchtlingsströme stellen auch den Radsport vor Probleme

Mittlerweile sind allein in diesem Jahr hunderttausende von Flüchtlingen nach Deutschland geströmt. Viele Hallen und Trainingsstätten wurden zu Notunterkünften umfunktioniert. Auch die Radrennbahn im nordrhein-westfälischen Büttgen könnte bei einer sich zuspitzenden Lage „umgewidmet“ werden, teilte die Sprecherin der Stadt Kaarst, Sigrid Hecker, mit. Betroffen wäre das Training ebenfalls von etlichen Bahn-Elite-Fahrern. Olympia-Anwärter Lucas Liß zum Beispiel („Ich wusste erst mal nicht, wie es weiter gehen soll“) schließt nicht aus, den Wohnort zu wechseln. Liß konnte bisher in Büttgen ganzjährig trainieren, eine vergleichbare Bahn gibt es nur in Frankfurt an der Oder. Offensichtlich wird überdies beispielsweise in Berlin weiterhin geprüft, ob das Velodrom mit Flüchtlingen belegt werden könnte.

BDR-Präsidium
Weitere Entscheidungen für Deutsche Meisterschaften

Im kommenden Jahr wird der SV Remse in Sachsen (Landkreis Zwickau) die DM Berg organisieren. Das hat das Präsidium des BDR entschieden. In Remse gibt es einen dafür gut geeigneten Rundkurs über sechs bis sieben Kilometer. Die DM Einzelzeitfahren der Junioren 2016 findet statt in Luckau – im Landkreis Dahme-Spreewald (Brandenburg). Die DM Trial 20‘ 2016 wird in Lüneburg ausgetragen (Niedersachsen). Die DM Straße 2017 soll in Chemnitz (Sachsen) ausgefahren werden. Für die DM Querfeldein 2017 ist der RSV Queidersbach (Rheinland-Pfalz) im Gespräch.

Glaubwürdiger Radsport
Bund Deutscher Radfahrer ist neues Mitglied der MPCC

Die Organisation MPCC arbeitet für einen glaubwürdigen, „sauberen“ Radsport. BDR-Generalsekretär Martin Wolf erklärte zur neuen Mitgliedschaft des Verbandes: „Wir haben uns jetzt zur Mitgliedschaft entschlossen, nachdem Astana als Mitglied der MPCC ausgeschlossen wurde. Damit hat die MPCC gezeigt, dass sie auch in der Praxis konsequent handelt.“ Die MPCC („Mouvement Pour un Cyclisme Crédible“) ist eine im Jahr 2007 gegründete Initiative, der inzwischen über 60 Radsportteams, mehr als 10 Radsportverbände, rund zehn Sponsoren sowie einige Rennorganisatoren angehören.

Odyssee
Juniorinnen des BDR müssen ICE verlassen

Drei Juniorinnen der BDR-Nationalmannschaft, zwei davon minderjährig, mussten kürzlich mit ihren verpackten Rädern nach einem Etappenrennen in den Niederlanden den ICE verlassen. Begründung des DB-Zugpersonals: Die Radkoffer hätten in dem überfüllten Zug die Durchgänge verstellt. Die Athletinnen konnten zwar kurz danach mit einem anderen Zug ein kurzes Stück weiterfahren, verpassten aber die Anschlusszüge – und strandeten in der Nacht auf dem Ulmer Bahnhof, am südöstlichen Rand der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg, an der Grenze zum Freistaat Bayern.

Balearen
Verdoppelung: Rad-Touristen auf Mallorca

Einer Meldung der Zeitung Ultima Hora zufolge hat es 2013 etwa 150 000 Rad-Touristen auf der Insel Mallorca gegeben – das ist demnach eine Verdopplung im Vergleich zum Jahre 2003. 70 Prozent der Radsportler kommen zwischen März und Mai, 25 Prozent zwischen September und Februar. Durchschnittlich geben Radtouristen angeblich insgesamt 140 Euro täglich auf den Balearen aus, die Ausgaben der „normalen“ Touristen belaufen sich auf 100 Euro. Mehr als die Hälfte der Radsportler kommt aus Deutschland.

Stuttgart
BMX Super Cross-Strecke in Planung

Der BMX-Sport in Deutschland ist weiterhin auf dem Vormarsch. Großes Manko: Es gibt auf deutschem Boden bisher keine permanente BMX Supercross-Strecke. Dies soll sich jedoch offenbar ändern. In Stuttgart wird derzeit der Bau eines solchen Tracks geplant. Nach Berichten etwa der Stuttgarter Zeitung und bei rad-net soll der Bau der Bahn im Frühjahr kommenden Jahres beginnen, die Fertigstellung wird aber voraussichtlich nicht vor den Olympischen Spielen 2016 erfolgen können. Die BMX-Bahn soll rund 700 000 Euro kosten.

Schweiz
MTB: Engadin Bike Giro – ein neues MTB-Event

Premiere feiert das dreitägige MTB-Etappenrennen Engadin Bike Giro – vom 1. bis 3. Juli 2016 in St. Moritz/Silvaplana. Das Rennen ist sowohl für Jedermänner (Frauen und Männer) als auch für Profis offen.

Frankreich
Cross, MTB und Straße: Dreifach-Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot

Einen historischen Rekord feierte die 23-jährige Französin Pauline Ferrand-Prévot: Sie war 2015 als erste Frau gleichzeitig Weltmeisterin im Cross, auf dem Mountainbike und auf der Straße. Das Triple war perfekt, als die Rennfahrerin im September das Cross-Country-Rennen bei der MTB-WM gewann. Zuvor hatte Ferrand-Prévot Gold beim Straßenrennen und zu Beginn des Jahres im Cyclo-Cross geholt. Den Straßentitel verlor die Rekordhalterin freilich bereits wieder Ende September, als Lizzie Armitstead (Großbritannien) neue Straßen-Weltmeisterin im US-amerikanischen Richmond wurde.

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Huijbergen
Erste Europameisterschaft Cross: Benelux-Athleten dominieren, Jessica Lambracht wird Fünfte


Zum ersten Mal wurde eine Europameisterschaft im Querfeldein ausgefahren – ganz vorn fuhren Querfeldein-Fahrer aus den Niederlanden und aus Belgien. Jessica Lambracht kam unter die Top Ten.

Erster Querfeldein-Europameister der Männer wurde Lars van der Haar. Der Niederländer setzte sich vor heimischem Publikum in Huijbergen im Rennen der Männer/Elite durch, die erstmalig um den EM-Titel im Cross fuhren. Auf die Plätze 2 und 3 kamen die Belgier Wout van Aert und Kevin Pauwels. Als bester Deutscher wurde Philipp Walsleben 11., Ole Quast kam auf den 32. Platz.

Die 20-jährige Jessica Lambracht hat bei der Cross-EM im gemeinsamen Rennen der Frauen U23 und Juniorinnen einen hervorragenden fünften Platz belegt. Lambracht sprach anschließend von einer „super harten Strecke mit zwei extrem schweren und drei ‚normalen’ Laufpassagen“. Die Deutsche Meisterin fügte hinzu: „Das war das stärkste Wochenende, was ich bisher gefahren bin!“ Siegerin wurde Femke van den Driessche aus Belgien.

FOTO: Jessica Lambracht

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Platz eins in der Nationenwertung
Bahn-Cup in Cali: Der BDR trumpft auf – mehr noch als bei der EM in Grenchen

Der Medaillenspiegel vom ersten Bahn-Weltcup der Saison in Kolumbien sieht noch besser aus als der von den Bahn-Europameisterschaften in der Schweiz: Es gab fünf erste Plätze. Der Vierer behauptet sich aktuell für den Start in Rio.

Neben fünf ersten Plätzen gab es noch einen zweiten und einen dritten Platz für die Mannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), „die einmal mehr unter Beweis stellte, dass auch bei den nächsten Weltmeisterschaften und den folgenden Olympischen Spielen in Rio mit ihr zu rechnen sein wird“ (Sportnachrichtendienst Turus). In Cali erkämpften sich die BDR-Athleten in der Nationenwertung sogar den ersten Platz.

Bei den Frauen gab es einen tollen Erfolg im Keirin für Kristina Vogel, die die starke Chinesin Shuang Guo und die Russin Ekaterina Gnidenko auf die Plätze verwies. Dieser Erfolg war ein „Befreiungsschlag“ (dpa) für die tiefen Wunden, die die vierten Plätze von Kristina Vogel im Sprint und Teamsprint an der Seite von Miriam Welte hinterlassen hatten. Denn im Sprint war die Dominanz der Asiatinnen mit Tianshi Zhong, Shuang Guo und Wai Sze Lee beeindruckend. Auch im Teamsprint siegten die Chinesinnen Jinjie Gong und Tianshi Zhong. Im Kampf um Bronze mussten Kristina Vogel und Miriam Welte ebenfalls noch den Russinnen Daria Shmeleva und Anastasiia Voinova den Vortritt lassen, gegen die sie schon bei den Europameisterschaften im Schweizer Grenchen im Kampf um Gold den Kürzeren gezogen hatten.

Bei den Männern aber „war wieder einmal auf die Kurzzeitathleten Verlass“ (Bernd Mülle), die im Teamsprint und im Keirin siegten und darüber hinaus Bronze im Sprint-Rennen holten. Dabei unterstrich besonders Joachim Eilers eindrucksvoll seine derzeit gute Verfassung als Schlussmann im Teamsprint (zusammen mit René Enders und Max Niederlag). Das deutsche Team wurde Sieger (vor Polen) – unter 19 Teams. Doch Eilers trumpfte noch mal auf, als er im Keirinrennen ebenfalls Sieger wurde und so starke Fahrer wie Matthew Glaetzer aus Australien oder Edward Dawkins aus Neuseeland auf die Plätze verwies. In dem stark besetzten Rennen blieben für Tobias Wächter und Maximilian Levy die Plätze 11 und 12. Maximilian Levy untermauerte im Sprint seinen Formanstieg – wurde aber dann doch lediglich Vierter, als er gegen den erneut stark fahrenden Max Niederlag im Kampf um Bronze knapp unterlag.

Auch der Ausdauerbereich glänzte – teils über die Verbandserwartungen hinaus – mit zwei Siegen und einem zweiten Platz. Im (nicht-olympischen) Madison gab es am Schlusstag durch die jungen Kersten Thiele und Leon Rohde einen überraschenden Erfolg, sie siegten, mit Rundengewinn, vor den spanischen Europameistern Sebastian Mora und Albert Torres.

Schon in Grenchen bei der EM hatte Dominic Weinstein aufgetrumpft. Nun siegte er auch bei der Einerverfolgung in Cali. Am Vortag bot ebenfalls Roger Kluge als Zweiter im Omnium eine „Klasseleistung“ (Turus), wo er nur dem Russen Viktor Manakov den Vortritt lassen musste. Hier wird BDR-Bundestrainer Sven Meyer für die Weltmeisterschaften und die Olympischen Spielen eher die Qual der Wahl haben – stehen dem Coach mit Lucas Liss und Maximilian Beyer doch noch zwei weitere herausragende Kandidaten zur Verfügung.

In der Mannschaftsverfolgung belegte der deutsche Vierer Platz sechs – unter 18 Teams, wurde aber im letzten Lauf von den Briten eingeholt. Damit behauptet der Vierer jedoch aktuell seine Chancen für die Olympia-Qualifikation 2016: Nach sieben von zehn Wettbewerben liegt der Vierer BDR mit 1466 Punkten auf Platz vier; es führt Großbritannien (1860) – vor Australien (1790) und Neuseeland (1602).

VIDEO: Women's Keirin Gold Final - Track Cycling World Cup - Cali, Colombi https://www.youtube.com/watch?v=pLENsuq2Ivc

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Wichtige Zwischenstation
EM-Bahn in Grenchen: BDR in der internationalen Spitze – einige Olympia-Plätze bleiben aber hart umkämpft

Die Europameisterschaften im Schweizer Grenchen waren für den BDR wichtig, letztlich aber vor allem eine „Zwischenstation“ auf dem Weg zur WM – und nach Rio de Janeiro. Es gab große Erfolge, aber auch überraschende Rückschläge.

„Die Sprinter im Soll, die Vierer ein wenig hinter den Erwartungen: Für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) brachte die Bahn-EM im schweizerischen Grenchen auch mit Blick auf Olympia 2016 in Rio einige Anhaltspunkte. Mehr als eine Zwischenstation war sie jedoch nicht“ – so fasste Eurosport/Yahoo die Ergebnisse für den deutschen Radsportverband zusammen. Das kurz vor der EM beendete Höhentrainingslager in den USA hatte der BDR ohnehin nicht primär auf die EM abgestimmt, sondern nicht zuletzt auf die folgenden internationalen Wettbewerbe.

BDR-Sportdirektor Patrick Moster freute sich zwar über die sieben Medaillen (4 Silber/3 Bronze), die die BDR-Athleten errungen haben, warnte aber vor übertriebenem Optimismus. Insbesondere beim Männer-Vierer, der die angestrebte Medaille mit seinem 5. Platz verpasste, "hatten wir uns“, sagte Moster, „mehr erwartet. Wir können schneller fahren". BDR-Bundestrainer Sven Meyer meinte dazu: „Wir sind absolut weiter auf dem richtigen Weg.“ Der BDR-Vierer machte in der Olympia-Qualifikation immerhin etwas Punkte gut und steuert erstmals seit 2004 die Olympischen Spiele an. Von großer Wichtigkeit sind dabei die beiden Weltcups im kolumbianischen Cali und im neuseeländischen Cambridge (Anfang Dezember).

Besonders umkämpft dürften für Olympia die drei Positionen im Teamsprint-Trio der Männer werden, um die sechs Kandidaten kämpfen. Bundestrainer Detlef Uibel: „Mein Wunsch ist, bei der WM im März in London die Olympia-Mannschaft an den Start zu bringen."

Dabei hat, so meinte Moster, sich der junge Max Niederlag (von „Glanzlicht“ spricht die Zeitung Radsport) mit EM-Silber im Einzelsprint auch "sehr gut positionieren können". Ermutigende Signale gibt es überdies etwa von Stefan Bötticher, der seine muskulären Probleme wieder „im Griff zu haben scheint“ (Eurosport/Yahoo).

Für die positive Bilanz des BDR sorgten auch Kristina Vogel (Sprint/Bronze), Stephanie Pohl (Bronze im Punktefahren) und Joachim Eilers (Silber/nicht-olympisches Zeitfahren) und die männlichen Teamsprinter (Bronze).

Unter seinen Möglichkeiten blieb bei der EM Maximilian Levy, der wegen einer fiebrigen Erkältung schließlich sogar auf das abschließende Keirin-Rennen verzichten musste. Und vorzeitig reiste auch Teamsprint-Olympiasiegerin Miriam Welte ab, nachdem die Pfälzerin sich wenige Tage vor den Wettbewerben in der Schweiz noch kochend heißes Teewasser über den rechten Fuß gekippt hatte. Trotz der nicht unerheblichen Verbrennungen hatte sie sich jedoch mit Kristina Vogel noch zu Team-Silber durchkämpfen können.

Einen weiteren großen Triumph feierte dagegen Dominic Weinstein. Schon ein Jahr zuvor hatte er bei der EM in Portugal zwei Medaillen für den BDR erkämpft. Mit Weinstein (rad-net ROSE Team) erreichte in der Schweiz erstmals seit 2007 (Robert Bartko wurde damals WM-Zweiter in Palma) wieder ein deutscher Verfolger ein WM- oder EM-Finale. Hier musste sich der deutsche Meister nur Weltmeister Stefan Küng aus der Schweiz geschlagen geben – und gewann bravourös die Silbermedaille.

VIDEO: Hinter der den Kulissen der EM
https://www.youtube.com/watch?v=O-X7lpkiuHc

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IMPRESSUM
BDR-Nachrichten 10/2015 / 7. Jahrgang
Herausgeber: Bund Deutscher Radfahrer (BDR) / Frankfurt am Main / Deutschland
Texte / Verantwortlich: Dr. Manfred Schwarz / BDR-Vizepräsident (Kommunikation)
E-Mail: dr.manfredschwarz@gmx.de; Tel.: 0171 205 1 201